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Gefäßerkrankungen: Die unbekannte Volkskrankheit

Donnerstag, 22. Juni 2017 – Autor:
100.000 Kilometer lang sind Arterien und Venen in jedem von uns. Doch mit schlechten Gewohnheiten strapazieren wir Zivilisationsmenschen unsere Blutgefäße – mit fatalen Folgen. Ein Risikofaktor: das viele Sitzen, vor allem bei Frauen.
Sitzen: Ein Hauptrisikofaktor für Gefäßerkrankungen.

Sitzen: Ein Hauptrisikofaktor für Gefäßerkrankungen. – Foto: ©wavebreak3 - stock.adobe.com

Blutgefäße machen keinen Lärm. Treu und leise arbeiten sie Tag und Nacht, damit die menschlichen Zellen mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt und die Stoffwechsel-Abfallprodukte wieder abtransportiert werden. 100.000 Kilometer Adern trägt jeder Mensch in sich, 7.000 Liter Blut leiten sie in 24 Stunden durch den Körper: von den großen Arterien, die das sauer- und nährstoffreiche Blut mit einer Geschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde in den Organismus pumpen – bis hin zu den feinsten Kapillaren. Deren Oberfläche alleine wird mit 7.000 Quadratmetern angegeben: ein Riesenareal zur Versorgung der menschlichen Zellen, so groß wie ein Fußballfeld nach FIFA-Standard.

„Gefäßerkrankungen sind Volkskrankheiten“

 Während wir Fußballfelder heute computerunterstützt gießen, düngen und sogar mit künstlichem Sonnenschein versorgen, damit sie schön grün aussehen, gehen wir Zivilisationsmenschen mit unseren Blutgefäßen offensichtlich viel weniger pfleglich um. Im Stillen erwachsen daraus lebensgefährliche Risiken. „Gefäßerkrankungen wie die Venenthrombose, die Lungenembolie oder die Periphere Arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) sind Volkskrankheiten“, warnen die medizinischen Fachgesellschaften. „Doch ihre Anzeichen, ihre Verbreitung und ihre zum Teil dramatischen Folgen sind in der Bevölkerung weitestgehend unbekannt.“ Deshalb veranstalten die „Deutsche Gesellschaft für Angiologie – Gesellschaft für Gefäßmedizin“ (DGA) und die „Deutsche Gefäßliga“ am 24. Juni wieder den bundesweiten Aktionstag Gefäßgesundheit.

Vier Tipps: So bleiben Arterien und Venen gesund

 „Die wichtigste Prävention ist die Vermeidung von Risikofaktoren“, betonen DGA und Deutsche Gefäßliga. Folgende Hauptauslöser für Gefäßerkrankungen machen die Fachverbände aus: Bewegungsmangel, Fehlernährung und Übergewicht, Rauchen, Alkohol und Stress sowie Bluthochdruck und Zuckerkrankheit. Hier der Expertenrat für gesunde Arterien und Venen:

  • Trinken Sie ausreichend! Optimal sind zwei Liter pro Tag – natriumarmes Wasser und Tees sind gute zuckerfreie Durstlöscher.
  • Ernähren Sie sich bewusst! Vollkornprodukte, Müsli, frisches Obst und Gemüse, wenig Fette, magere Fische sowie fettarme Milchprodukte und gehen Sie sparsam mit Salz um!
  • Bleiben Sie aktiv! Nehmen Sie die Treppe statt den Aufzug, fahren mit dem Rad statt mit dem Auto und gehen Sie bewusst (abrollen über die ganze Fußsohle) mit bequemem Schuhen. In vielen Städten gibt es Gefäßsportgruppen mit speziellem Gehtraining.
  • Rauchstopp! Jeder Zigarettenzug verändert im Blut eine Milliarde Sauerstoffmoleküle in freie Radikale, die wie Torpedos die Gefäßwände angreifen und damit eine Arterienverkalkung fördern. Suchen Sie sich Unterstützung, um mit dem Rauchen aufzuhören, zum Beispiel Rauchentwöhnungskurse über die Krankenkasse.

Die Veranstalter des Aktionstags weisen insbesondere auf Gesundheit der Venen hin, die eine starke Leistung vollbringen: Anders als die muskulösen Arterien müssen sie das Blut allein durch Eigenspannung und ihre Ventilklappen zurück zum Herz transportieren. Dabei müssen sie gegen die Schwerkraft anarbeiten – nur indirekt unterstützt von der Beinmuskulatur. Besonders in den tiefen Beinvenen mit ihrem langsamen Blutfluss können sich Blutgerinnsel bilden. Wenn die sich lösen und über das Herz in die Lunge gelangen und dort Gefäße verschließen, wird es schnell lebensbedrohlich: Nach Herzinfarkt und Schlaganfall ist die Lungenembolie die dritthäufigste zum Tode führende Herz-Kreislauf-Erkrankung. 

"Schöner" Risikofaktor

 DGA und Gefäßliga empfehlen deshalb für den Alltag, insbesondere im Büro: weniger und kürzer sitzen und regelmäßig aufstehen. „Treppen steigen, Gehen, Wandern, Radfahren oder Schwimmen halten die Muskelpumpe aktiv und verbessern damit die Durchblutung.“ Unter allen Risikofaktoren gibt es zu guter Letzt noch einen schönen: dass Frauen beim Sitzen ihre Beine übereinanderschlagen. Damit werden nicht nur die Nerven in der Kniekehle abgedrückt, was zum Einschlafen der Füße führen kann, sondern auch die dort entlangführenden Venen.

Foto: © wavebreak3 - Fotolia.com

Hauptkategorien: Medizin , Prävention und Reha
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