Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Gefährliche Pilzinfektion breitet sich aus

Donnerstag, 18. Januar 2018 – Autor: Anne Volkmann
Der Hefepilz Candida auris ist weltweit auf dem Vormarsch. Gefährdet sind vor allem Personen mit einem bereits geschwächten Immunsystem; bei ihnen kann eine Infektion sogar tödlich verlaufen. In Deutschland gibt es bislang aber nur wenige Fälle.
Candida auris, Hefepilz, Pilzinfektion

Eine Infektion mit Candida auris kann bei bereits geschwächten Menschen zur Sepsis führen – Foto: ©sinhyu - stock.adobe.com

Zum ersten Mal wurde der Hefepilz Candida auris im Jahr 2009 bei einem Patienten in Japan als Erreger einer Otomykose nachgewiesen. Doch mittlerweile wurde er auch in zahlreichen anderen Ländern entdeckt. Nun warnt die US-Gesundheitsbehörde CDC vor einer „ernsten globalen Gesundheitsbedrohung“ durch Candida auris. Der Pilz lässt sich nur schwer identifizieren und ist gegen herkömmliche Antipilzmittel wie Fluconazol resistent. Vor allem für kranke und bereits geschwächte Menschen kann eine Infektion lebensbedrohlich sein.

Candida auris kann Sepsis auslösen

Pilze der Art Candida können bei etwa 75 Prozent der Menschen nachgewiesen werden. Für Gesunde stellen die Hefepilze auf der Haut und den Schleimhäuten meist kein Problem dar. Der neu entdeckte Hefepilz Candida auris kann allerdings in den Blutkreislauf gelangen und dort eine lebensbedrohliche Sepsis auslösen. Daher findet der Pilz seine Opfer meist in Krankenhäusern bei sowieso schon geschwächten Personen. Die Mortalität bei einer Infektion ist hoch und liegt bei etwa 50 bis 70 Prozent, wobei in vielen Fällen nicht leicht auszumachen ist, ob die Pilzinfektion den Tod der ohnehin schwer kranken Patienten verursacht oder nur beschleunigt hat.

In Deutschland bisher nur wenige Fälle

Als die CDC im Juni 2016 zum ersten Mal Alarm schlug, hatte die Seuchenzentrale sieben amerikanische Fälle registriert, vier davon mit tödlichem Ausgang. Inzwischen ist die Zahl auf insgesamt 174 Infektionen in zehn US-Bundesstaaten emporgeschnellt. In Europa ereignete sich der größte und bisher am umfangreichsten dokumentierte Ausbruch mit Candida auris in den Jahren 2015/2016 in einer herzchirurgischen Einheit am Royal Brompton Hospital, London. Insgesamt sind in Großbritannien mehr als 200 Patienten an Candida auris erkrankt, ganze Intensivstationen mussten geschlossen werden.

Im September 2016 gab auch das Robert-Koch-Institut eine Warnung heraus. Dennoch gab es in Deutschland bislang nur Einzelfälle von Infektionen mit Candida auris. Dem Nationalen Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen (NRZMyk) sind bisher vier Fälle bekannt, zudem ein Fall, von dem lediglich mündlich berichtet wurde. Das vom Robert-Koch-Institut und dem Bundesministerium für Gesundheit berufene NRZMyk ist Ansprechpartner für Ärzte und Mikrobiologen aus ganz Deutschland bei Fragen zur Diagnostik und Behandlung invasiver Pilzinfektionen.

NRZMyk empfiehlt erhöhte Aufmerksamkeit

Das NRZMyk empfiehlt eine erhöhte Aufmerksamkeit und eine Information des diagnostischen Personals über Candida auris. Obwohl Candida auris zurzeit in Deutschland nach den aktuellen Einstufungslisten als Sicherheitsstufe 1 eingestuft wird, empfiehlt das Zentrum im Umgang mit dieser Pilzart, den Sicherheitsbestimmungen der Stufe 2 zu folgen. Das NRZMyk bittet darum, alle isolierten Candida-auris-Stämme sowie alle aus klinischen Materialien isolierten und für Candida auris verdächtigen Stämme an die zuständigen nationalen Referenzlabors zu senden. Zur Behandlung von entsprechenenden Infektionen sollten, wenn möglich, Echinocandine eingesetzt werden. Insgesamt ist dem NRZMyk zufolge der überwiegende Teil der bekannten Isolate von Candida auris sensibel gegenüber Echinocandinen.

Foto: sinhyu - Fotolia.comV

Hauptkategorie: Medizin

Weitere Nachrichten zum Thema Pilzinfektionen

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin