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„Gedächtniszellen“ lösen Schübe bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen aus

Montag, 30. September 2019 – Autor:
Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa kommt es immer wieder zu Krankheitsschüben. Forscher aus Erlangen haben jetzt Gedächtniszellen des Immunsystems als Auslöser identifiziert.
Schübe, chronisch entzündliche Darmerkrankungen

Sebastian Zundler (re) konnte zeigen, dass "Gedächtnis T-Zellen“ Schübe bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen auslösen

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa sind Autoimmunerkrankungen, bei denen sich das Abwehrsystem gegen körpereigenes Gewebe richtet. Die Ursache ist weitgehend unklar, jedoch scheinen verschiedene Einflüsse und Faktoren eine Rolle zu spielen. Unter Verdacht stehen unter anderem im Gewebe ansässige „Gedächtnis T-Zellen“ (TRM-Zellen). Deren Rolle hat nun ein Team um Dr. Sebastian Zundler vom Universitätsklinikum Erlangen näher untersucht.

TRM-Zellen steuern Entzündung

An Gewebeproben von CED-Patienten konnten die Forscher zeigen, dass bestimmte Subgruppen von TRM-Zellen im Vergleich zu Kontrollpatienten gehäufter vorkommen. Durch anschließende Versuche mit Mäusen wurde klar, dass genau diese Zellen die Entzündungen im Darm steuern. „Wir haben eine Schaltstelle gefunden, die neue Krankheitsschübe auslöst“, erklärt Sebastian Zundler, Assistenzarzt und Clinician Scientist am Universitätsklinikum Erlangen. „Die Erkrankung schwächte sich deutlich ab, wenn die TRM-Transkriptionsfaktoren „Hobit“ und „Blimp-1“ fehlten“, so Zundler weiter.

Die Forscher setzten außerdem zwei neuartige Modelle zur Ausschaltung von TRM-Zellen ein. Waren die Zellen ausgeschaltet, führte dies zu einem deutlich milderen Krankheitsverlauf. Die Ergebnisse sind kürzlich im Fachmagazin „Nature Immunology” erschienen.

Ansatz soll neue Therapien gegen chronisch entzündliche Darmerkrankungen hervorbringen

Da die Arbeit entscheidend zu einem innovativen therapeutischen Ansatz in der Behandlung von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen beitragen wird, bekam Zundler am Donnerstag den Innovationspreis der Deutschen Hochschulmedizin verliehen.

Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und würdigt herausragende innovative wissenschaftliche Arbeiten von Nachwuchswissenschaftlern. Ziel ist die Stärkung der Forschung in der Universitätsmedizin am Wissenschaftsstandort Deutschland.„Die hervorragende wissenschaftliche Arbeit eröffnet neue immun-therapeutische Ansätze für die chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen“, sagte Professor  Ingo Autenrieth, Vizepräsident des Medizinischen Fakultätentages (MFT) und Jury-Vorsitzender des Innovationspreises.

In Deutschland leiden rund 400 von 100.000 Menschen unter chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Die häufigsten Formen sind Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa. Symptome sind starker Durchfall, anhaltende Bauchkrämpfe und Fatigue. 

Foto: VUD

Hauptkategorie: Medizin
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