Für wen eine Pneumokokken-Impfung wichtig ist

Kennen viele nicht – ist aber wichtig: Die Impfung gegen Pneumokokken wird vor allem für Säuglinge, Kleinkinder und Senioren empfohlen. Ihnen können diese bakteriellen Erreger besonders gefährlich werden. – Foto: AdobeStock/галина шарапова
Seit Beginn der Covid-19-Pandemie hat sich die Zahl der Menschen, die sich gegen Pneumokokken impfen ließen, in Deutschland vervielfacht. Das geht aus einer Statistik der Techniker Krankenkasse (TK) hervor. Allein im ersten Halbjahr 2020 ließen sich beispielsweise fast vier Mal so viele Menschen ab 60 gegen Pneumokokken impfen wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Impfquote stieg von 1,7 Prozent 6,6 Prozent. Am höchsten lag die Impfquote der Auswertung zufolge in der Altersgruppe 70 bis 79 Jahre – bei 7,5 Prozent.
Impfung gut verträglich – aber wenig bekannt und populär
Die Techniker Krankenkasse sieht einen klaren Zusammenhang zur Covid-19-Pandemie. Anfang März 2020 hatte das Gesundheitsministerium älteren Menschen zu einer Pneumokokken-Impfung in einem Aufruf offiziell geraten. „Es geht darum, schwere Lungenentzündungen zu vermeiden, die durch Pneumokokken-Infektionen ausgelöst werden können“, sagt Tim Steimle, Apotheker und Leiter des Fachbereichs Arzneimittel bei der TK. Obwohl die Impfung gut verträglich ist, ist – trotz der aktuellen Steigerung im Zuge der Corona-Pandemie – nur ein kleiner Teil der Menschen, für die sie empfohlen wird, tatsächlich geimpft.
STIKO: Säuglinge impfen und die Generation 60 plus
Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts empfiehlt die Pneumokokken-Impfung generell für Menschen ab 60 Jahren sowie für Patienten mit bestimmten chronischen Krankheiten. Ob und wann eine Auffrischung nach mehreren Jahren nötig ist, sollte mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin besprochen werden. Für Säuglinge empfiehlt die STIKO eine Grundimmunisierung mit drei Impfungen im Alter von zwei, vier und elf Monaten.
Pneumokokken: Kinder sind Hauptüberträger
Pneumokokken können durch Schmierinfektion von Mensch zu Mensch weitergegeben werden. Träger und Überträger von Pneumokokken sind hauptsächlich Kinder in den ersten beiden Lebensjahren. Dies wird damit erklärt, dass deren Immunsystem noch nicht ausgebildet ist. Mit Keimen besiedelt sind deshalb insbesondere Erwachsene, die Kontakt zu Kleinkindern haben. Und, wegen ihres wieder schwächer werdenden Immunsystems, dann wieder Menschen über 65. Besonders gefährlich werden können Pneumokokken vor allem Säuglingen, Kleinkindern, Älteren sowie Personen mit chronischen Grunderkrankungen.
Pneumokokken können sich im Nasenrachenraum ansiedeln; dann lösen sie – wenn überhaupt – meist nur Symptome einer leichten Erkältung aus. Problematisch daran ist allerdings, dass sie die körpereigenen Abwehrkräfte binden und Abwehrmechanismen stören. Zur Gefahr werden Pneumokokken, wenn sie sich in den oberen und unteren Atemwegen ausbreiten und in der Folge schwerwiegende Entzündungen auslösen können wie Nasennebenhöhlen-, Mittelohr- oder Lungenentzündung.
Pneumokokken verstecken sich trickreich vorm Immunsystem
Auch verstehen es Pneumokokken, sich trickreich in roten Blutkörperchen einzunisten, um einer Entdeckung durch weiße Blutkörperchen und damit den körpereigenen Mechanismen zur Krankheitsabwehr zu entgehen. Dadurch erhöhen sie – die zu den bakteriellen Erregern gehören – generell die Gefahr von Virusinfektionen, besonders im Alter. Die meisten Menschen, die an Lungenentzündung (Pneumonie) erkranken, sind über 50 Jahre alt. Diese ist auch deshalb besonders gefährlich, weil sie leicht übersehen wird. Typische Krankheitssymptome, wie plötzliches hohes Fieber, Schüttelfrost, Husten, eitriger Auswurf, sind im Alter seltener. Säuglinge zeigen neben Husten oftmals untypische Symptome wie Trinkschwäche oder Schnupfen. Kleinkinder leiden unter Husten, schnellem Puls, sind blass und haben Fieber. Jährlich gibt es in Deutschland mehr als 10.000 Todesfälle durch eine von Pneumokokken ausgelöste Lungenentzündung.
Gute Behandlungsmöglichkeiten mit Penicillinen
Obwohl Antibiotika weltweit durch die Anzahl der Resistenzbildungen an Wirksamkeit verlieren, sind Pneumokokken-Infektionen Experten zufolge immer noch gut mit Penicillinen therapierbar. Eine Impfung breiter Bevölkerungskreise wird nicht nur zum Schutz des Einzelnen empfohlen, sondern auch um das Entstehen von Antibiotika-Resistenzen einzudämmen, die es der Medizin immer schwerer machen, Pneumokokken-Infektionen erfolgreich zu behandeln.