Frühzeitige Prognose bei Aderhautmelanom möglich
Das Aderhautmelanom gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen des Auges. Die Diagnose ist jedoch nicht einfach zu stellen, und selbst wenn sie feststeht, ist eine Vorhersage des weiteren Verlaufs schwierig. Einen Marker zu finden, der eine möglichst frühzeitige Prognose zulässt, ist daher von besonderem Interesse – denn immerhin verstirbt jeder zweite Patient an den Folgen der Erkrankung. Forscher haben nun Untersuchungen entwickelt, mit deren Hilfe relativ einfach und bereits zu einem frühen Zeitpunkt der weitere Verlauf des Aderhautmelanoms vorhergesagt werden kann. Die Methoden zeigen dabei nach Angaben der Wissenschaftler eine erstaunlich hohe Genauigkeit.
Aderhautmelanom neigt zur frühen Streuung
Das größte Problem beim Aderhautmelanom ist, dass Tumorzellen, die sich bereits vor einer Behandlung aus dem Auge in andere Körperregionen absetzen, noch nach vielen Jahre zu Metastasen heranwachsen können. Viele Patienten versterben an den Folgen dieser frühen Streuung von Krebszellen. Schon lange ist es daher von großem Interesse festzustellen, welcher Patient mit einem Aderhautmelanom eine schlechte Prognose hat, also Metastasen entwickeln wird, und welcher nicht. Bisher war dies nur durch aufwändige Untersuchungen der Erbsubstanz der Tumorzellen möglich, die im klinischen Alltag nicht möglich ist. Forscher um Dr. Michael Zeschnigk vom Institut für Humangenetik am Universitätsklinikum Essen haben nun ein alternatives Verfahren entwickelt.
Die Forscher konzentrierten sich auf ein Eiweißmolekül, das durch das BAP1-Gen gesteuert wird, da dieses Gen bei Tumoren, die zu einer frühen Streuung von Krebszellen führen, defekt ist. Als Folge dieses Defekts können auch die Eiweißmoleküle nicht mehr richtig gebildet werden. Um diese Annahmen zu prüfen, ermittelten die Forscher das BAP1-Mutationsspektrum bei Patienten mit Aderhautmelanomen. Zudem färbten sie die BAP1-Moleküle bei den Betroffenen mit Hilfe der Immunhistochemie. Der Krankheitsverlauf der Patienten wurde dann über mehrere Jahre genau verfolgt.
Einfacher Marker erlaubt frühe Prognose
Es zeigte sich, dass die Färbung mittels Immunhistochemie es tatsächlich ermöglicht, zwischen zwei unterschiedlichen Aderhautmelanomen zu unterscheiden. Während sich die Tumore ohne BAP1-Mutation sehr deutlich anfärben ließen, wurden die Tumore, die ein defektes BAP1-Gen besaßen, durch die Immunhistochemie nicht angefärbt. Der Vergleich mit den Überlebensdaten der Patienten zeigte, dass die BAP1-Färbung sehr gut geeignet ist, um Tumore mit einem sehr hohen oder sehr niedrigen Risiko zur Metastasierung unterscheiden zu können. Wie die Forscher betonen, kann dieser Nachweis im Rahmen der Routineuntersuchung der Pathologie mit relativ geringem zusätzlichem Aufwand durchgeführt werden und somit Patienten zukünftig Anhaltspunkte für den weiteren Verlauf ihrer Erkrankung geben.
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