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Frühgeborenenretinopathie: Neue Therapie verbessert vermutlich die Sehfunktion

Sonntag, 4. Oktober 2020 – Autor:
Eine Netzhauterkrankung bei Frühgeborenen kann neuerdings mit einer Spritzentherapie behandelt werden. Die Zulassung des Wirkstoffs Ranibizumab ist kürzlich erfolgt. Das Mittel scheint mindestens genauso wirksam zu sein wie die herkömmliche Lasertherapie, die bislang der Standard bei der Frühgeborenenretinopathie war.
Die Frühgeborenenretinopathie kann neuerdings mit einer Spritze behandelt werden, die das Wachstum neuer Gefäße in der Netzhaut ermöglicht

Die Frühgeborenenretinopathie kann neuerdings mit einer Spritze behandelt werden, die das Wachstum neuer Gefäße in der Netzhaut ermöglicht – Foto: ©Ramona Heim - stock.adobe.com

Wenn Babies zu früh auf die Welt kommen, sind manchmal die Gefäße der Netzhaut noch nicht richtig ausgereift. Etwa 500 von den jährlich 65.000 Frühgeborenen in Deutschland müssen wegen solcher Netzhautschäden behandelt werden. Der Fachausdruck für die Erkrankung heißt "Frühgeborenenretinopathie". In Deutschland ist sie die häufigste Ursache für eine Erblindung bei Kindern.

Laser ist seit 30 Jahren Goldstandard

Seit den 1990er Jahren wird die Frühgeborenenretinopathie mit einem Laserverfahren behandelt. Durch Verödung der äußeren Randgebiete der Netzhaut mit einem Laserstrahl kann das Voranschreiten der Erkrankung bis hin zur bedrohlichen Netzhautablösung verhindert werden.

Seit kurzem gibt es eine weitere Therapieoption: Die Anti-VEGF-Spritzentherapie mit dem Wirkstoff Ranibizumab wurde Ende letzten Jahres in Europa zur Behandlung der Frühgeborenenretinopathie zugelassen. Das Medikament wird direkt ins Auge injiziert wird und hemmt die Krankheitsaktivität mindestens so gut wie die Lasertherapie. Die ebenbürtige Wirksamkeit wurde in der multizentrischen, randomisierten RAINBOW belegt, in der zwei verschiedene Ranibizumab-Dosierungen mit der herkömmlichen Lasertherapie verglichen wurden.

Spritzentherapie erweist sich als vorteilhafter

Dabei zeigten sich sogar Vorteile der Spritzentherapie: „Nach der VEGF-Therapie kann im Gegensatz zur Laserbehandlung die Netzhaut in den Randbereichen weiter ausreifen“, erläutert Professor Andreas Stahl von der Deutschen Ophthalmologische Gesellschaft (DOG)das weitere Gefäßwachtsum  „Und anders als nach der Lasertherapie können diese Bereiche somit später zur Sehfunktion des Kindes beitragen.“ Darüber hinaus beobachten Experten einen weiteren wichtigen Vorteil. „Die Spritzen-Behandlung verringert die Häufigkeit des Auftretens hoher Kurzsichtigkeit“, fügt Netzhaut-Spezialist Stahl hinzu. Nun müsse sich zeigen, ob die vielversprechenden Studiendaten den Realitätstest bestehen.

In Deutschland werden die Behandlungsverläufe im Retina.net ROP Register erfasst und ausgewertet. Dadurch wird man in ein paar Jahren wissen, wie es den Kindern nach der Spritzentherapie ergeht.

Foto: © Adobe Stock/Ramona Heim

Hauptkategorie: Medizin
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