Früherkennung von Parkinson wichtig für Forschung
Die ersten sichtbaren Symptome einer Parkinson-Erkrankung treten meist zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr auf. Doch heute weiß man, dass bis zu zehn Jahre vor der Parkinson-Diagnose typische Krankheitszeichen wie Bewegungsprobleme und Störungen des autonomen Nervensystems festzustellen sind. So konnte in einer Studie beispielsweise gezeigt werden, dass Menschen, die an einer bestimmten REM-Schlaf-Verhaltensstörung leiden, mit bis zu 85-prozentiger Wahrscheinlichkeit innerhalb der nächsten 15 bis 20 Jahre eine Parkinson-Erkrankung entwickeln.
Solche frühen Krankheitszeichen können bisher allerdings nicht genutzt werden, um der Entstehung der Erkrankung entgegenzuwirken, denn es gibt noch keine Medikamente, die Parkinson aufhalten können. Experten hoffen jedoch, dass sich dies bald ändern wird. Anlässlich des heutigen Welt-Parkinson-Tages machen sie darauf aufmerksam, wie wichtig es für die Forschung ist, dass möglichst viele Menschen mit frühen Symptomen an klinischen Studien teilnehmen. Professor Heinz Reichmann von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) erklärt: „Durch eine frühe Diagnose erhalten wir wertvolle Hinweise auf die Krankheitsentstehung und damit für neue therapeutische Ansätze.“
Parkinson möglichst früh erkennen
Die Forscher hoffen zudem, durch ein möglichst frühes Eingreifen eines Tages die Nervenzellen vor dem Untergang bewahren und so die Manifestation einer Parkinson-Erkrankung aufhalten oder sogar verhindern zu können. Heute wird die Krankheit erst dann diagnostiziert, wenn die Symptome schon deutlich zutage treten. „Zu diesem Zeitpunkt sind dann aber mehr als die Hälfte der dopaminergen Nervenzellen des Gehirns, die die Bewegungskontrolle beeinflussen, bereits abgestorben“, so Reichmann. Und Professor Wolfgang Oertel, Inhaber der Hertie-Senior-Forschungsprofessur an der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Marburg, ergänzt: „Sollte es gelingen, neuroprotektive Therapieverfahren gegen den Tod dieser Nervenzellen im Labor zu identifizieren – und hieran wird unter anderem in Tierversuchen derzeit intensiv geforscht –, dürften diese umso wirksamer sein, je früher wir sie einsetzen können.“
Der Welt-Parkinson-Tag will informieren
Parkinson ist eine langsam fortschreitende neurologische Erkrankung, bei der nach und nach die Gehirnzellen, die den Botenstoff Dopamin herstellen, untergehen. Da Dopamin unter anderem für die Bewegungsabläufe zuständig ist, kommt es in Folge dieses Absterbens zu Bewegungsstörungen wie Zittern, Muskelsteifigkeit, Gang- und Standunsicherheit oder auch zu einer plötzlich eintretenden Bewegungsblockade, das sogenannte Freezing. Nach und nach wird die Beweglichkeit des ganzen Körpers eingeschränkt. In Deutschland sind zwischen 250.000 bis 300.000 Menschen an Parkinson erkrankt. Rund zehn Prozent der Betroffenen sind zum Zeitpunkt der Diagnose unter 40 Jahre alt.
Zwar kann man Parkinson bislang nicht heilen, doch dank verschiedener Therapien ist es möglich, die Symptome zu lindern und relativ lange gut mit Parkinson zu leben. Auch darauf wollen Betroffene, Patientenorganisationen und Mediziner am Welt-Parkinson-Tag aufmerksam machen. Der Gedenktag findet jedes Jahr am 11. April statt. Er dient dazu, Patienten, Angehörige, Ärzte und Pflegepersonal zu informieren und das Wissen über die Erkrankung mit all ihren Facetten einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
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