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Frauen über 60 überrunden die Männer

Samstag, 23. September 2017 – Autor:
Hoher Blutdruck ist ein Männerproblem, niedriger Blutdruck eins der Frauen: Das klingt nach Klischee – und trifft im Grundsatz trotzdem zu. Im Alter ziehen die Frauen aber an den Männern vorbei. Der Risikofaktor hat aber nichts mit Bewegungsmangel oder ungesunder Ernährung zu tun.
Patientin im Krankenhaus kriegt Blutdruck gemessen.

Bluthochdruck bei Frauen: Die jüngeren unter ihnen leiden oft an zu niedrigem Blutdruck. Aber ab dem sechsten Lebensjahrzehnt kann zu hoher ein Problem werden.

„Ich habe zu niedrigen Blutdruck“: Wie oft hört man diese Klage vor allem von jungen, schlanken Frauen, wenn sie von Schwindel, Müdigkeit, Ohrensausen oder Herzrasen geplagt werden. Ein Satz, der sich einprägt und im Umkehrschluss erhöhten Blutdruck („Hypertonie“) zum Männerproblem stilisiert. Für einen krankhaft erhöhten Blutdruck bei Männern existieren tatsächlich wissenschaftliche Erklärungen: mehr Stress im Beruf, eine stärkeren Neigung zu Übergewicht – und die Aktivität männlicher Geschlechtshormone, die den Blutdruck über die Nierenfunktion beeinflussen und damit erhöhen können.

Schuld ist das Testosteron

Ausgerechnet die männlichen Geschlechtshormone sind es, die Hypertonie ab dem fünften Lebensjahrzehnt aber bei Frauen zum Problem werden lassen. Ursache dafür ist das veränderte Zusammenspiel der Hormone im weiblichen Körper in den Wechseljahren. "Ab den Wechseljahren sinkt der Östrogenspiegel, was sich ungünstig auf den Blutdruck auswirken kann", erläutert Julian Bleek, Arzt im AOK-Bundesverband. "Bis dahin schützen die weiblichen Geschlechtshormone die Gefäße und tragen dazu bei, dass sie elastisch bleiben." Das weibliche Geschlechtshormon Östrogen gilt zugleich als blutdrucksenkend. Während dessen Produktion im Körper mit dem Alter sinkt, steigt der Spiegel des männlichen Hormons Testosteron an. Nach Erkenntnissen der Deutschen Hochdruckliga (DHL) entwickelt sich auf diese Weise bei mehr als der Hälfte der Frauen im Laufe der Wechseljahre Bluthochdruck. Neben den Veränderungen im Hormonhaushalt werden als weitere Ursachen psychische Belastungen, Ängste und Stress genannt, die mit dieser Umbruchphase verbunden sein können.

Bei 60 Jahren kreuzen sich die Kurven

Nach Zahlen der Gesundheitsberichterstattung des Bundes, gemeinsam getragen vom Statistischen Bundesamt sowie dem Robert-Koch-Institut (RKI), lässt sich bei krankhaft erhöhtem Blutdruck ein klares Muster ausmachen, was die Häufigkeit nach Alter und Geschlecht betrifft: Bis zum Alter von 45 Jahren erkranken vorwiegend Männer, doch nach dem 50. Lebensjahr sind immer mehr Frauen betroffen, bis diese die Männer statistisch nach dem sechsten Lebensjahrzehnt überholt haben. Frauen können sich also nicht in Sicherheit wiegen: Mit steigendem Alter leiden mehr Frauen als Männer unter Bluthochdruck. Bleibt dieser unbehandelt, stellt er den wichtigsten Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen dar. Blutdruck gilt als erhöht und als Gesundheitsrisiko, wenn er dauerhaft über 140/90 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) liegt.

Ärzte raten Frauen deshalb besonders dazu, auf ihre Blutdruckwerte zu achten, liegt doch bei ihnen das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, ohnehin naturbedingt über dem der Männer. Hilfreich sind auch eine kalorien- und salzarme Ernährung – und vor allem Bewegung. Sport kann den Blutdruck ohne Medikation nachweislich senken helfen, weil dabei nicht etwa nur die Muskeln trainiert werden, sondern auch die Gefäße. Voraussetzung ist allerdings: Regelmäßigkeit. Die Deutsche Hochdruckliga empfiehlt zwei- bis dreimal die Woche 30 bis 45 Minuten Joggen, Fahrradfahren oder Schwimmen. Durch mehr Bewegung lässt sich der systolische Blutdruckwert Studien zufolge im Schnitt um fünf bis acht mmHg senken. Und auch wer abnimmt, kann seinen Blutdruck senken: Eine Gewichtsabnahme von durchschnittlich vier Kilogramm führt zu einer Senkung des systolischen Blutdruckwerts um vier bis fünf mmHg, wie Studien zeigen.

Nahrung als Medizin: die DASH-Diät speziell für Hypertoniker

Als zweiter entscheidender Faktor gilt eine konsequente gesunde Ernährung. Speziell für Menschen mit Bluthochdruck wurde die sogenannte DASH-Diät entwickelt (Abkürzung für „Dietary Approaches to Stop Hypertension“). Diese Diät orientiert sich an der Mittelmeerküche und legt ihren Schwerpunkt auf die Vermeidung von Kochsalz. Sie besteht aus viel Obst und Gemüse sowie Vollkorn- und fettarmen Milchprodukten und wenig zuckerhaltigen Lebensmitteln, Süßgetränken, rotem Fleisch und Fettsäuren. Erlaubt sind Geflügel und Fisch, Nüsse und Hülsenfrüchte. Vor allem eine salzärmere Ernährung kann dabei helfen, den Blutdruck zu senken. Täglich höchstens sechs Gramm Kochsalz, so lauten die Empfehlungen der medizinischen Fachgesellschaften – nicht nur für Hochdruckkranke. Sechs Gramm, das entspricht einem Teelöffel. Doch wir verspeisen im Schnitt manchmal doppelt so viel. "Viel Salz ist in Fertigprodukten versteckt, wie Tiefkühlkost, Konserven, Wurst, Pizza oder Pommes, aber auch in Brot und vielen Käsesorten", warnt AOK-Experte Bleek. Studien zeigen, dass täglich vier Gramm Salz weniger den „oberen“ Blutdruckwert (systolischer Blutdruck) um fünf mmHg und den „unteren“ (diastolischer) um drei mmHg senken können.

Foto: AOK-Mediendienst 

Hauptkategorie: Medizin
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