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Frauen nicht nach Alter sondern nach Risikoprofil zur Mammografie schicken?

Freitag, 18. Juni 2021 – Autor:
Welcher Frau das Brustkrebs-Screening empfohlen wird, hängt hierzulande vom Alter ab. Der gesundheitliche Nutzen könnte höher sein, wenn Frauen aufgrund ihres Risikoprofils zur Mammografie geschickt werden.
Bislang werden Frauen nach ihrem Alter für die Mammografie ausgewählt

– Foto: Adobe Stock/Myroslava

In vielen Ländern sind Mammografie-Screening-Programme Teil der Krebsvorsorge. So sollen bösartige Tumoren in einem frühen, besser heilbaren Stadium entdecken werden. Da die Wahrscheinlichkeit einer Brustkrebsdiagnose mit den Lebensjahren steigt, richten sich die Angebote meist an Frauen im höheren Alter. In Deutschland werden Frauen zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre zum Mammografie-Screening eingeladen.

In den vergangenen Jahren konnten Wissenschaftler aber immer genauer aufklären, wie individuelle Risikofaktoren die Wahrscheinlichkeit einer Brustkrebserkrankung beeinflussen. Dadurch stellte sich zunehmend die Frage, ob es sinnvoll ist, allein das Alter zur Definition der Screeninggruppe heranzuziehen, meldet das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ).

Frauen mit erhöhtem Risiko häufiger untersuchen

Frauen mit erhöhten Risiken könnten etwa davon profitieren, den Sreeningzeitraum auszudehnen oder die Untersuchung häufiger wahrzunehmen, heißt es weiter in der Mitteilung. Für Frauen mit durchschnittlichem Brustkrebs-Risiko würden möglicherweise größere Untersuchungsintervalle ausreichen.

Dass ein risikobasiertes Brustkrebs-Screening auch ökonomisch eine gangbare Alternative sein könnte, zeigten Wissenschaftler um Prof. Michael Schlander, Leiter der Gesundheitsökonomie am DKFZ, in einer Meta-Studie.

Brustdichte, Lebenstil, genetische Faktoren

Die zehn ausgewerteten Studien unterschieden sich hinsichtlich der Risikofaktoren, die sie berücksichtigen. Am häufigsten wurden neben dem Alter die Brustdichte, familiäre Risiken, frühere gutartige Brusterkrankung, reproduktive Faktoren, Lebensstilfaktoren, genetische Risikoprofile (SNPs) sowie die Wahrscheinlichkeit einer Mutation in den "Brustkrebsgenen" BRAC1 und BRAC2 zur Risikostratifizierung genutzt.

Ergebnis: Programme, bei denen Frauen mit geringen Risiken seltener, Hochrisiko-Frauen aber häufiger untersucht wurden, erwiesen sich gegenüber einem rein altersbasierten Screening (oder gar keinem Screening) als kosteneffektiver. Das bedeutet: Bei gleichen Kosten kann das risikobasierte Screening einen höheren gesundheitlichen Gewinn erzielen, bezogen auf die Gruppe aller gescreenten Frauen.

Nicht nach Alter sondern nach Risikoprofil zur Mammografie?

Sollten Frauen also künftig nicht nach Alter sondern nach Risikoprofil zur Mammografie geschickt werden? Für die Empfehlung sei es noch zu früh, sagt der Leiter der Studie, Dr. Shah Alam Khan. "Zuvor sind weitere Untersuchungen notwendig. Dabei sollten auch neue Technologien miteinbezogen werden, wie etwa die 3D-Mammographie oder spezielle MRT-Untersuchungsverfahren".

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