Frauen-Herzen reagieren empfindlicher auf kardiovaskuläre Risikofaktoren
Auch vermeintlich gesunde Menschen können bereits in jüngeren Jahren einen kardiovaskulären Risikofaktor aufweisen, der langfristig eine Herzschwäche begünstigt. Das ist das Ergebnis der STAAB-Kohortenstudie, die auf einer repräsentativen Stichprobe der Einwohner der Stadt Würzburg beruht. Insgesamt 5.000 Probanden im Alter von 30 bis 79 und ohne bekannte Herzinsuffizienz wurden innerhalb von circa drei Jahren zweimal untersucht.
Ziel der Studie, die am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) und dem Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie (IKE-B) durchgeführt wurde, war es, herauszufinden, wie häufig eine noch unentdeckte Herzschwäche in der Bevölkerung auftritt und welche Faktoren die frühen Stadien der Volkserkrankung auslösen.
Nur wenige Probanden wirklich gesund
Bei einer Stichprobe unter 1.818 Teilnehmern sollten zunächst Normwerte für ein gesundes Herz erstellt werden. Dabei konzentrierten sich die Forscher auf die Probanden, die keine bekannten Herzerkrankungen und keine kardiovaskulären Risikofaktoren hatten. "Überraschenderweise waren das sehr wenige", bemerkt die Kardiologin Dr. Caroline Morbach.
"Von den 1.818 Probanden waren lediglich 542 Personen augenscheinlich gesund. Das ist noch nicht einmal jeder dritte. Die anderen 1.276 Personen hatten mindestens einen kardiovaskulären Risikofaktor."
Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck
Zu den Risikofaktoren zählen Übergewicht (Adipositas, BMI über 30kg/m2), Diabetes mellitus, Nikotinkonsum, Bluthochdruck (Blutdruck höher als 140/90 mmHg oder eine blutdrucksenkende Therapie) und Fettstoffwechselstörungen (LDL-Cholesterin-Wert von über 190 mg/dl oder fettsenkende Therapie).
"Allein diese Erkenntnis ist schon ein Alarmzeichen", warnt Caroline Morbach. "Sehr viele Menschen haben vor allem schon in jüngeren Jahren mindestens einen kardiovaskulären Risikofaktor."
Frauen-Herzen reagieren empfindlicher auf Risikofaktoren
Generell reagierten Frauen-Herzen empfindlicher auf kardiovaskuläre Risikofaktoren, insbesondere auf Bluthochdruck und erhöhte Blutfettwerte. Am gefährlichsten für den Herzmuskel beider Geschlechter zeigte sich Übergewicht.
"Diese Ergebnisse belegen einmal mehr, wie wichtig ein gesunder Lebensstil und Achtsamkeit im Alltag sind", kommentiert Prof. Stefan Störk, Leiter der Klinischen Forschung und Epidemiologie im DZHI. "Versuchen Sie, Ihr Normalgewicht zu erreichen und zu halten, ernähren Sie sich gesund, meiden Sie Nikotin und dauerhaften Stress und lassen Sie regelmäßig Ihre Risikowerte wie Blutdruck, Blutzucker und Blutfette bei Ihrem Hausarzt kontrollieren."
Normwerte für gesunde Herzfunktion
Im Rahmen der Untersuchung erstellten die Würzburger Forscher auch Normwerte für eine gesunde Herz-Funktion anhand der systolischen und diastolischen Verformung des Herzmuskels. Beim Herzecho, einer Ultraschalluntersuchung, wird die Bewegung des Herzmuskels sichtbar. Das Verkürzungs- und Ausdehnungsprofil, das über strain (Maß der Längenveränderung) und strain rate (Geschwindigkeit der Längenveränderung) gemessen wird, liefert wichtige Informationen über die Pumpleistung.
Bislang gab es weder Referenzwerte für die diastolische strain rate noch ausreichende Erkenntnisse über die Auswirkungen von Alter und Geschlecht auf die Verformung des Herzmuskels. Die aktuelle Unterschung wurde im Fachmagazin Plos One veröffentlicht.
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