
Die Tropenzecke Hyalomma ist größer als der in Deutschland beheimatete gemeine Holzbock
Auch 2020 bittet Forscherin Prof. Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim um die Einsendung von Zecken. Besonders zwei Arten aus wärmeren Gefilden gilt von Interesse: Die tropische Hyalomma-Zecke und die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus). Derweil gibt es in Deutschland drei neue FSME-Risikogebiete. Das meldete das Robert Koch-Institut. Die gefähriche Hirnhautentzündung wird durch den heimischen gemeinen Holzbock übertragen.
"Die Menge an Daten, die wir durch die Einsendungen bekommen konnten, ist überwältigend", so die Zeckenexpertin auf einer Pressekonferenz. Nach Untersuchung von insgesamt über 3.500 Exemplaren gibt die Forscherin vorläufige Entwarnung mit Blick auf das Krim-Kongo Hämorrhagische Fieber und das Arabisch Hämorrhagische Fieber. Die gefürchteten Tropenkrankheiten seien bislang bei keiner der eingesendeten Hyalomma-Zecken nachgewiesen worden.
Tropenzecken tragen Rickettsien in sich
Allerdings trügen knapp ein Drittel dieser Tropenzecken Rickettsien in sich – den Erreger des sogenannte Zecken-Fleckfieber. Untersucht haben die Wissenschaftler der Universität Hohenheim die Tropenzecke Hyalomma in Kooperation mit dem Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr und der Tierärztlichen Hochschule Hannover.
Vor allem Pferdebesitzer hatten die fast ein Zentimeter große Zecke eingeschickt. "Normalerweise befällt die Hyalomma-Zecke gerne große Säugetiere wie Pferde oder Rinder. Aber es ist eben nicht ausgeschlossen, dass sie auch Menschen befällt und somit diese tropischen Erreger überträgt."
Braune Hundezecke kann zur Plage werden
Auch in Bezug auf die braune Hundezecke Rhipicephalus konnten bereits neue Erkenntnisse gewonnen werden. Da diese Zeckenart im warmen und trockenen Klima von Wohnungen und Häusern überleben und sich dort zu einer echten Plage entwickeln kann, ist der Nachweis sehr wichtig.
"Ein Holzbockweibchen kann bis zu 2.000 Eier legen - ein Hundezeckenweibchen bis zu 4.000. Innerhalb kurzer Zeit entwickeln sich mehrere tausend Zecken. Obwohl der Hund ihr bevorzugter Wirt ist werden auch gelegentlich Menschen gestochen. Da ist sie nicht wählerisch", so Prof. Mackenstedt.
Forscherin bittet um Einsendung von Zecken
Forscherin Mackenstedt bittet erneut um Ensendung von Zecken: "Sowohl bei der Hyalomma als auch der Braunen Hundezecke und zur Zeckenforschung in Deutschland im Allgemeinen gibt es noch viel Forschungsbedarf. Wir sind dankbar für jede eingesendete Hyalomma und Braune Hundezecke, die wir im Labor erforschen können."
Festgesogene Zecken am besten mit Zeckenzange, Zeckenkarte oder Pinzette entfernen und in kleinen, festverschlossenen Behältern senden an: Universität Hohenheim, Prof. Dr. Ute Mackenstedt, Fachgebiet für Parasitologie, Emil-Wolff-Straße 34, 70599 Stuttgart, Vermerk: Zecken.
Drei neue FSME-Risikogebiete in Deutschland
Von der heimischen Zeckenart gemeiner Holzbock wird die gefährliche Hirnhautentzündung FSME übertragen. Ein Risiko für eine FSME-Infektion besteht vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen und in Sachsen. Einzelne Risikogebiete befinden sich zudem in Mittelhessen, im Saarland, in Rheinland-Pfalz und in Niedersachsen.
Wie das Robert Koch-Institut bekanntgab kommen jetzt drei neue Risikogebiete hinzu, welche alle an bekannte Risikogebiete grenzen: Zwei Kreise in Sachsen (Stadtkreis Dresden, Landkreis Meißen) sowie ein Kreis in Thüringen (Landkreis Schmalkalden-Meiningen). Aktuell sind 164 Kreise als FSME-Risikogebiete definiert.
Größeres Risiko an Waldrändern
Der FSME- Erreger tritt fast ausschließlich in so genannten Naturherden auf. Diese kleinen Areale, die meist die ungefähre Größe eines Fußballfeldes haben, liegen häufig an Waldrändern. In diesen liegt die Wahrscheinlichkeit einer FSME-Infektion nach einem Zeckenstich bei etwa 1:50 bis 1:100. Danach kann es nach circa 10 Tagen zu grippeähnlichen Symptomen kommen. Bei circa einem Drittel der Patienten tritt nach vorübergehender Besserung ein erneuter Fieberanstieg auf.
Bei leichten Verläufen klagten die Patienten vorwiegend über starke Kopfschmerzen. Bei schwereren Verläufen seien Gehirn und Rückenmark beteiligt. Zu den Symptomen gehören Koordinationsstörungen, Lähmungen, Sprach- und Sprechstörungen sowie Bewusstseinsstörungen und epileptische Anfälle. Für circa 1 Prozent der Patienten endet die Krankheit tödlich. Ist die Krankheit ausgebrochen, können nur die Symptome therapiert werden.
Foto: Uni Hohenheim/Marco Drehmann