Forscher zeigen, dass Schmerzen das Erinnerungsvermögen verbessern
Donnerstag, 12. Februar 2015
– Autor:
Cornelia Wanke
Die Ergebnisse seien ein erster Hinweis auf einen rückwirkenden Lernprozess beim Menschen, schreiben die Forscher um das Team von Elizabeth Phelps von der Universität New York. So würden sich belanglose Informationen ins Gedächtnis einprägen, wenn sie durch ein darauffolgendes, bewegendes Ereignis Bedeutung erlangen. In der Psychologie und Neurobiologie wird das als Einspeichern oder Bahnen bezeichnet: Jedes Ereignis wird mit einem bestimmten „Gefühl“ im Gehirn abgespeichert.
Je nachdem, ob dieses positiv oder negativ, stark oder schwach ist, unterscheiden sich auch die späteren Erinnerungen. Täglich prasseln Tausende von Eindrücken und Informationen auf uns ein - das meiste davon ist nicht weiter bedeutsam und wird nur schwach abgespeichert. Hier setzt die Studie der Wissenschaftler um Elizabeth Phelps von der Universität New York an.
Mit einem schwachen Stromstoß wurden belanglose Bilder plötzlich bedeutsam
Die Forscher präsentierten mehr als 100 Probanden nacheinander drei Sätze von jeweils 60 verschiedenen Bildern aus zwei Kategorien: die eine Hälfte der Bilder zeigte Tiere, die andere Werkzeuge. Im zweiten Satz bekamen die Probanden einen Stromstoß an den Handgelenken. Anschließend prüften die Forscher, wie gut sich die Probanden an die Bilder erinnerten. Diejenigen Tierbilder, die mit Elektroschocks gekoppelt waren, blieben besser in Erinnerung und auch alle Bilder, die sie vor den Stromstößen gesehen hatten. Dasselbe zeigte sich für die Werkzeugbilder.
Daraus folgerten die Forscher, dass scheinbar unbedeutende Informationen durch ein nachfolgendes Ereignis - den Elektroschock -
rückwirkend erinnernswert gemacht werden. „Diese Erkenntnisse zeigen, wie anpassungsfähig unser Gehirn ist. Augenscheinlich können wir damit nicht nur in die Vergangenheit reisen und vergangene Ereignisse aufrufen, sondern auch vorhandene Erinnerungen mit wichtigen neuen Details aktualisieren“, werden die Wissenschaftler in einer Pressemitteilung der Universität New York zitiert. Diese und darauf aufbauende Studien könnten neue Erkenntnisse beispielsweise für
Angst- und Traumapatienten liefern. Jedoch will man dann untersuchen, ob ein ähnlicher Prozess auch durch positive Stimulierung zu erzeugen ist.
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