Forscher wollen neue Immuntherapie bei Eierstockkrebs testen
Kaum eine andere Therapie weckt derzeit so große Hoffnungen wie die Immuntherapie gegen Krebs. Verschiedenste Ansätze sind derzeit in der Forschungspipeline, um das körpereigene Immunsystem im Kampf gegen die Krebszellen zu mobilisieren. Einer davon ist die sogenannte T-Zell-Gentherapie. Hierbei machen sich Forscher die Tatsache zu Nutze, dass Rezeptoren auf T-Zellen spezifische Mutationen eines Tumors erkennen können. Führende Experten auf diesem Gebiet haben sich unter dem Dach des Berliner Instituts für Gesundheitsforschung zusammengetan und wollen das neue Verfahren demnächst in eine klinische Studie überführen.
Eierstockkrebs könnte die erste Krebserkrankung für einen Testlauf an Patienten sein, wie der Krebsimmunologe Prof. Hans Schreiber von der Universität Chicago am 11. Februar auf einer Podiumsdiskussion der Einstein Stiftung in Berlin berichtete. Eierstockkrebs sei zwar zunächst mit Chemotherapie gut behandelbar, jedoch sei der Rückfall quasi vorprogrammiert. „Nach ein bis zwei Jahren kehrt der Krebs zurück und die Frauen haben dann meist keine Chance mehr - sie sterben“, sagte er. Schreiber arbeitet als Einstein Visiting Fellow mit dem Konsortium von Max-Delbrück Centrum für Molekulare Medizin (MDC) und Charité zusammen, das weltweit als führend in der T-Zell-Gentherapie gilt.
Eierstockkrebs eignet sich für den T-Zell-Rezeptor-Transfer
Dass der Krebsimmunologe Eierstockkrebs als geeigneten Kandidaten für einen ersten klinischen Testlauf sieht, hat zwei Gründe: Einmal ist es die schlechte Prognose. Zum anderen bleibt zwischen Ersterkrankung und Rezidiv genug Zeit, die T-Zell-Gentherapie individuell maßzuschneidern. „Wir müssen diesen Frauen etwas anbieten und ich denke, dass der T-Zell-Rezeptor-Transfer ein viel versprechender Ansatz ist“, betonte Schreiber. Prä-klinische Studien an Mäusen hätten bereits gezeigt, dass selbst große Tumore regelrecht zerfallen.
Bei dem Verfahren werden dem Patienten zunächst T-Zellen aus dem Blut entnommen. Jene Rezeptoren, die bestimmte krebskritische Antigene auf der Zelloberfläche erkennen können, werden im Labor geklont und in unverbrauchte T-Zellen transferiert. Anschließend erhält der Patient die scharf gemachten Immunzellen per Infusion zurück. Labortechnisch ist diese Manipulation schon möglich. Die entscheidende Frage ist jedoch, welche Antigene auf der Krebszelle als Zielstruktur ausgewählt werden müssen, damit die manipulierte T-Zelle den Krebs auch angreifen kann.
Krebsspezifische Mutationen werden identifiziert
Im Moment ist das US/Deutsche Forscher-Konsortium dabei, die relevanten patienten- und krebsspezifisch Mutationen zu identifizieren. Dabei wird unter anderem die in Chicago entwickelte Window-Chamber-Methode genutzt, mit deren Hilfe die Forscher Krebszellengewebe erstmals über einen längeren Zeitraum am lebenden Organismus beobachten können. „Damit können wir genau sehen, was die T-Zellen mit dem Krebs machen und sowohl die für das Krebswachstum entscheidenden Mutationen als auch die geeigneten Rezeptoren identifizieren“, erklärte Schreiber.
Innerhalb der nächsten zwei Jahre könnten die Forscher so weit sein, den ersten T-Zell-Rezeptor-Transfer an einem Menschen durchzuführen. Fest steht, dass dies in Berlin passieren wird. Und wenn es nach Schreiber geht, wird die erste Studienteilnehmerin eine Patientin mit Eierstockkrebs sein.
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