Forscher testen Malaria-Mittel gegen Alzheimer

Malaria-Medikamente gegen das Vergessen? Alzheimer-Forscher gehen einem neuen Verdacht nach
Alzheimer ist eine neurodegenerative Erkrankung, bei der die Nervenzellen des Gehirns nach und nach zu Grunde gehen. Bislang gestaltet sich die Wirkstoffsuche als äußerst schwierig. Gerade haben mehrere Pharmafirmen angekündigt, ihre Forschung einzustellen. Doch der Therapiebedarf ist nach wie vor riesig, da bis heute keine Medikamente die Zelldegeneration stoppen können.
Malaria-Mittel im Test
Wissenschaftler der Universität Heidelberg verfolgen nun einen neuen Ansatz – mit Wirkstoffen, die bereits für andere Krankheiten zugelassen sind. Im Fokus ihrer Arbeit stehen Medikamente gegen Malaria. Von diesen Mitteln weiß man, dass sie die Bildung des Proteins Gephryn erhöhen. Gephryn wird eine Wechselwirkung mit dem Amyloid-Vorläufer-Protein (APP) zugeschrieben, das wiederum Bestandteil der Alzheimer-Plaques ist. Bei Alzheimer-Patienten wird das Gephryn-Protein vermutlich nicht mehr in ausreichender Menge gebildet.
Das Team um Prof. Jochen Kuhse von der Universität Heidelberg will daher die positive Wirkung dieser Malaria-Medikamente auf die Gephyrin-Bildung bei der Alzheimer-Krankheit genauer untersuchen. „Unser Ziel ist es, mithilfe eines Mausmodells die molekulare Wirkung von APP auf die Gephyrin-Bildung zu entschlüsseln“, erläutert Prof. Jochen Kuhse das Vorhaben. „Sollte die Erhöhung der Gephyrin-Produktion bei den Alzheimer-Mäusen eine positive Wirkung haben, könnte dies den Weg für eine spätere therapeutische Anwendung beim Menschen ebnen.“
AFI fördert das Projekt
Das Forschungsprojekt wird von der Alzheimer Forschung Initiative (AFI) mit 85.000 Euro gefördert. Aktuell unterstützt der gemeinnützige Verein zehn neue Forschungsprojekte mit knapp 800.000 Euro. Insgesamt konnten bislang 230 Forschungsaktivitäten von engagierten Wissenschaftlern mit über 9,2 Millionen Euro finanziert werden.
In Deutschland leiden aktuell rund 700.000 Menschen an Morbus Alzheimer. Jedes Jahr werden etwa 120.000 neue Alzheimer-Erkrankungen diagnostiziert. Die Erkrankung beginnt meist ab dem 65. Lebensjahr, nur in seltenen Fällen sind jüngere Menschen betroffen. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung wird auch die Zahl der Alzheimer-Patienten in den nächsten Jahrzehenten drastisch steigen.
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