Forscher suchen nach neuen Therapien für krebskranke Kinder

Nicht alle Krebserkrankungen bei Kindern können dauerhaft geheilt werden. – Foto: Frantab - Fotolia
Nicht alle Kinder mit einer Krebserkrankung können geheilt werden. Rund 20 Prozent erleiden trotz zunächst erfolgreicher Therapie einen Rückfall. Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums und des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung wollen bei diesen Kindern nun nach Erbgutveränderungen suchen, um Medikamente zu finden, die genau zu ihrer Tumorerkrankung passen. Mit der finanziellen Unterstützung durch die Deutsche Krebshilfe und die Deutsche Kinderkrebsstiftung führen die Wissenschaftler eine Machbarkeitsstudie durch, die zwei Jahre laufen soll.
Die Grundlage für das neue Projekt namens INFORM ist die Analyse des gesamten Tumor-Erbguts zum Zeitpunkt des Rückfalls. Damit können die Forscher herausfinden, welche Faktoren den Krebs zum Wachsen anregen, und dem einzelnen Kind möglicherweise mit einem neuen, zielgerichteten Medikament helfen. INFORM steht für „Individualisierte Therapie für Rückfälle von bösartigen Tumoren bei Kindern“.
Therapieresistenten Krebs bei Kindern bekämpfen
Wenn Kinder trotz intensiver Therapie einen Rückfall erleiden, sind meist die Optionen ausgereizt, und viele Medikamente versagen, wenn der Krebs zurückkehrt. Darauf macht Professor Otmar Wiestler, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums, aufmerksam. „Deshalb ist es uns so wichtig, für diese Kinder neue Behandlungsmöglichkeiten zu finden", so Wiestler.
Im Gegensatz zur Chemo- und Strahlentherapie schädigen die neuen, „intelligenten“ Medikamente nicht alle sich schnell teilenden Zellen, sondern richten sich gegen spezifische krebstypische Zellveränderungen. Welche der vielen möglichen Veränderungen einen individuellen Tumor kennzeichnen, kann man ohne Erbgut-Analyse jedoch nicht erkennen.
Die INFORM-Forscher konzentrieren sich in ihrer Machbarkeitsstudie zunächst auf die zwölf Krebsarten, bei denen Kinder am häufigsten Rückfälle erleiden. Sie dokumentieren vor allem, welche und wie viele Mutationen, für die es „intelligente“ Medikamente gibt, in den verschiedenen Krebsarten auftreten. Werden bei einem Patienten Veränderungen in den Tumorzellen entdeckt, gegen die bereits Wirkstoffe zur Verfügung stehen, so kann der behandelnde Arzt diese Information nutzen und individuell mit dem Patienten entscheiden, ob dieses Medikament eingesetzt werden kann.
Ansatz für neue, zielgerichtete Medikamente
Gibt es noch keine spezifischen Medikamente gegen eine krebstreibende Zellveränderung, so können Wissenschaftler die Information nutzen, um neue Wirkstoffe zu entwickeln. Nach Abschluss der Machbarkeitsstudie wollen die Kinderonkologen in einer klinischen Studie nach dem Arzneimittelgesetz prüfen, ob die individualisierte Therapie auf Basis der Erbgut-Informationen bessere Heilungserfolge erzielt als die herkömmliche Rückfalltherapie.
Unter dem Dach der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie sind deutschlandweit elf Studiengruppen und über 50 Rekrutierungszentren an INFORM beteiligt. Weder die Untersuchung des Tumorerbguts noch die teuren zielgerichteten Medikamente werden derzeit von den Krankenkassen bezahlt. Die Förderung durch das Deutsche Konsortium für Translationale Krebsforschung, die Deutsche Krebshilfe und die Deutsche Kinderkrebsstiftung deckt einen Teil der Kosten für die Erbgutanalyse, Datenauswertung und Dokumentation.
Foto: © Frantab - Fotolia.com