Forscher setzen Antipsychotikum gegen Chikungunya-Fieber ein
Das Chikungunya-Fieber ist eine Tropenkrankheit, die sich seit 2013 in Südamerika und der Karibik ausbreitet. In Europa kam es 2007 erstmals zu einem Ausbruch: Aus Italien wurden damals fast 200 Chikungunya-Fieber-Erkrankte gemeldet. Inzwischen wird das Virus vor allem durch Urlauber importiert. Im Mai 2014 meldetet das Robert Koch-Institut 18 Erkrankungsfälle in Deutschland, davon waren 9 zuvor in der Karibik unterwegs.
Die Erkrankung verläuft zwar in den meisten Fällen harmlos, kann jedoch bei einigen Patienten zu langanhaltenden Arthrose-ähnlichen Schmerzen mit hohem Fieber führen. Es wurde auch schon von Todesfällen im Zusammenhang mit Chikungunya-Fieber berichtet. Bisher gibt es kein wirksames Medikament, und auch eine Impfung ist nicht verfügbar.
Neue Substanzen gegen das Chikungunya-Virus identifiziert
Um möglichst schnell auf die Bedrohung durch das Chikungunya-Virus zu reagieren, haben Forscher vom Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin nun bereits zugelassene Medikamente gegen die Viruserkrankung getestet, darunter ein Antipsychotikum. Kombinierten sie dieses mit einer zweiten Substanz wurde die Vermehrung der Viren sowohl in Zellkulturen als auch in Tieren gehemmt. Dabei wurden keine toxischen Nebeneffekte beobachtet. Weitere Experimente sollen nun den Weg zu einem Einsatz am Menschen ebnen.
Die beiden Medikamente hatten die Forscher mit einer raffinierten Strategie ausfindig gemacht: Zunächst identifizierten sie Proteine, die bei der Virus-Infektion eine Rolle spielen, indem sie einzelne Gene nacheinander ausschalteten. Dabei fanden sie mehr als 100 Wirtsproteine, die das Chikungunya-Virus zur Vermehrung braucht. Dann wurde gemeinsam mit Wissenschaftlern anderer Einrichtungen, darunter die Berliner Charité, nach spezifischen Substanzen gesucht, die genau gegen diese Proteine wirken.
Proteinhemmung entzieht Virenvermehrung den Boden
„Dahinter steckt die Überlegung, dass alle Krankheitserreger bei der Vermehrung auf Proteine angewiesen sind, die von der Wirtszelle gebildet werden“, sagt Forschungsgruppenleiter Thomas F. Meyer vom Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie. Laut Meyer lässt sich diese Strategie auch auf andere Viruserkrankungen übertragen und so den Entwicklungsprozess neuer Therapien „dramatisch beschleunigen.“
Im vorliegenden Fall haben die Forscher offenbar bereits zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen können „Wir herausgefunden, dass es mehrere Wirtszellproteine gibt, die nicht nur vom Chikungunya-Virus, sondern auch von anderen Viren benötigt werden“, sagt Alexander Karlas, Virologe am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie. Auf diese Weise könnten antivirale Medikamente mit breitem Einsatzspektrum entwickelt werden, meint der Virologe. „Dies könnte dem Kampf gegen neu auftretende Viren neuen Schub verleihen.“
Die Arbeit wurde im Fachblatt „Nature Communications“ unter dem Titel „A human genome-wide loss-of-function screen identifies effective chikungunya antiviral drugs“ publiziert.
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