Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Forscher setzen Antipsychotikum gegen Chikungunya-Fieber ein

Sonntag, 5. Juni 2016 – Autor:
Das Chikungunya-Virus breitet sich seit 2013 in Südamerika und der Karibik aus und wird von Reisenden nach Europa importiert. Bislang gibt es weder eine Impfung noch Medikamente gegen das Chikungunya-Fieber, doch Forscher aus Deutschland haben eine vielversprechende Entdeckung gemacht.
Chikungunya-Fieber kann zu schweren Verläufen führen. Neue Therapien mit alten Medikamenten gehen gegen die Wirtsproteine vor

Chikungunya-Fieber kann zu schweren Verläufen führen. Neue Therapien mit alten Medikamenten gehen gegen die Wirtsproteine vor – Foto: science photo - Fotolia

Das Chikungunya-Fieber ist eine Tropenkrankheit, die sich seit 2013 in Südamerika und der Karibik ausbreitet. In Europa kam es 2007 erstmals zu einem Ausbruch: Aus Italien wurden damals fast 200 Chikungunya-Fieber-Erkrankte gemeldet. Inzwischen wird das Virus vor allem durch Urlauber importiert. Im Mai 2014 meldetet das Robert Koch-Institut 18 Erkrankungsfälle in Deutschland, davon waren 9 zuvor in der Karibik unterwegs.

Die Erkrankung verläuft zwar in den meisten Fällen harmlos, kann jedoch bei einigen Patienten zu langanhaltenden Arthrose-ähnlichen Schmerzen mit hohem Fieber führen. Es wurde auch schon von Todesfällen im Zusammenhang mit Chikungunya-Fieber berichtet. Bisher gibt es kein wirksames Medikament, und auch eine Impfung ist nicht verfügbar.

Neue Substanzen gegen das Chikungunya-Virus identifiziert

Um möglichst schnell auf die Bedrohung durch das Chikungunya-Virus zu reagieren, haben Forscher vom Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin nun bereits zugelassene Medikamente gegen die Viruserkrankung getestet, darunter ein Antipsychotikum. Kombinierten sie dieses mit einer zweiten Substanz wurde die Vermehrung der Viren sowohl in Zellkulturen als auch in Tieren gehemmt. Dabei wurden keine toxischen Nebeneffekte beobachtet. Weitere Experimente sollen nun den Weg zu einem Einsatz am Menschen ebnen.

Die beiden Medikamente hatten die Forscher mit einer raffinierten Strategie ausfindig gemacht: Zunächst identifizierten sie Proteine, die bei der Virus-Infektion eine Rolle spielen, indem sie einzelne Gene nacheinander ausschalteten. Dabei fanden sie mehr als 100 Wirtsproteine, die das Chikungunya-Virus zur Vermehrung braucht. Dann wurde gemeinsam mit Wissenschaftlern anderer Einrichtungen, darunter die Berliner Charité, nach spezifischen Substanzen gesucht, die genau gegen diese Proteine wirken.

Proteinhemmung entzieht Virenvermehrung den Boden

„Dahinter steckt die Überlegung, dass alle Krankheitserreger bei der Vermehrung auf Proteine angewiesen sind, die von der Wirtszelle gebildet werden“, sagt Forschungsgruppenleiter Thomas F. Meyer vom Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie. Laut Meyer lässt sich diese Strategie auch auf andere Viruserkrankungen übertragen und so den Entwicklungsprozess neuer Therapien „dramatisch beschleunigen.“

Im vorliegenden Fall haben die Forscher offenbar bereits zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen können „Wir herausgefunden, dass es mehrere Wirtszellproteine gibt, die nicht nur vom Chikungunya-Virus, sondern auch von anderen Viren benötigt werden“, sagt Alexander Karlas, Virologe am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie. Auf diese Weise könnten antivirale Medikamente mit breitem Einsatzspektrum entwickelt werden, meint der Virologe. „Dies könnte dem Kampf gegen neu auftretende Viren neuen Schub verleihen.“

Die Arbeit wurde im Fachblatt „Nature Communications“ unter dem Titel „A human genome-wide loss-of-function screen identifies effective chikungunya antiviral drugs“ publiziert.

Foto: © science photo - Fotolia.com

Hauptkategorien: Berlin , Medizin , Gesundheitspolitik
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Infektionskrankheiten

Weitere Nachrichten zum Thema Tropenkrankheiten

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin