Forscher kritisiert Sicherheit von Medizinprodukten
Bei der Vorstellung des BARMER GEK Heil- und Hilfsmittelreport 2013 am Mittwoch hat der Bremer Gesundheitsforscher Gerd Glaeseke auf die Gefahren fehlerhafter Medizinprodukte hingewiesen. Es gehe nicht um Einzelfälle, sondern um Tausende, betonte der Mitautor des Barmer Heilmittel-Reports. Vom künstlichen Hüftgelenk über den Herzschrittmacher bis hin zum Brustimplantat – in fast allen Medizinproduktbereichen häuften sich Klagen über fehlerhafte Produkte. Für tausende Patienten bestehe ein erhebliches Gesundheits-Risiko, etwa durch Metallabrieb von künstlichen Gelenken, der das Blut verunreinige, oder durch nicht funktionierende Herzschrittmacher wie etwa der Fall Dagobert Lindlau zeige. Dem Fernsehjournalisten war 2007 eine Defibrillationselektrode von Medtronic mit Funktionsstörungen, aber CE-Kennzeichen“ implantiert worden – weitere hunderte von Patienten waren ebenfalls betroffen.
Medizinprodukte: Forderung nach zentralem europäischen Zulassungsverfahren
Glaeseke und Barmer Vize-Chef der Rolf-Ulrich Schlenker machten für diese Missstände das laxe Zulassungsverfahren von Medizinprodukten in Deutschland verantwortlich und forderten ein einheitliches europäisches zentralisiertes Zulassungsverfahren. Bei der überwiegenden Anzahl der Medizinprodukte reiche heute eine Selbsterklärung des Herstellers aus, um ein Produkt vermarkten zu können, kritisierte Glaeske. Stattdessen sei eine substanzielle Zulassung überfällig, die einen konkreten Nutzen für bestimmte Indikationen nachweise.
Der BARMER GEK Heil- und Hilfsmittelreport 2013 weist einen wachsenden Bedarf an Heil- und Hilfsmitteln aus, wozu auch die meisten Medizinprodukte gehören. Alterung und technischer Fortschritt treiben den Bedarf in die Höhe, heißt es in dem Report. Von 2007 bis 2012 seien die Ausgaben für Hilfsmittel um 17 Prozent und die für Heilmittel um 27,6 Prozent gestiegen. Der gesamte Markt wird auf ein Ausgabenvolumen von rund 11,5 Milliarden Euro beziffert.
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