Forscher hoffen auf neue Wirkstoffe gegen Metastasen
Forscher haben die Axl-Kinase schon lange als Krebs- und Metastasen Treiber im Visier. Das Rezeptorprotein, das in der Oberfläche von vielen Zelltypen vorkommt, erkennt spezielle Signalstoffe, die beim Überleben und Wandern von Zellen eine entscheidende Rolle spielen. In vielen aggressiven Krebsarten ist die Axl-Kinase in zu großen Mengen vorhanden und somit überaktiv. Die Zellen werden dadurch ständig zum Wachstum oder zur Wanderung angeregt und es bilden sich Metastasen.
Wissenschaftler erforschen deshalb neue Wirkstoffe, mit denen man die Axl-Kinase hemmen kann. So haben Forscher vom Max-Planck-Institut für Biochemie (MPI)in Martinsried das Protein Axl-Kinase und mögliche Hemmstoffe schon seit über zehn Jahren im Visier. Nun scheinen sie einen Schritt weitergekommen zu sein. Im Rahmen ihrer langjährigen Forschungsarbeiten haben sie Wirkstoffe gefunden, mit denen metastasierende und Medikamenten-resistente Tumore gezielter und selektiver angegriffen werden können. Zumindest im Labor. Die Forscher konnten an Zellkulturen zeigen, dass sich weniger Metastasen bilden, wenn die Axl-Kinase inaktiviert wird.
Weniger Metastasen, wenn die Axl-Kinase gehemmt wird
„Wenn wir die Axl-Kinase blockieren, dann können wir Krebszellen davon abhalten, zu wandern und neue Metastasen zu bilden“, erklärt Robert Torka vom MPI die Wirkung der neuen Substanzen. Die neuen Substanzen, an denen die Forscher des MPI zusammen mit der Lead Discovery Center GmbH (LDC) und der Firma Qurient forschen, zählen zur Familie der hochspezifischen Axl-Kinase-Inhibitoren. Das koreanische Unternehmen Qurient wird gemäß einer soeben getroffen Lizenzvereinbarung die getesteten Substanzen nun nach und nach in präklinische und klinische Studien einbringen. Wenn die Experimente und klinischen Studien erfolgreich verlaufen, könnte bis Ende des Jahrzehnts ein Medikament auf Basis der neuen Wirkstoffe entstanden sein, hoffen die Max-Planck-Forscher.
In weniger als zehn Jahren könnte ein neues zielgerichtetes Medikament zur Verfügung stehen
„Der Punkt, an dem die Inhibitoren angreifen, liegt im Inneren der Zelle an der Axl-Kinase-Domäne“, erklärt Forschungsgruppenleiter Axel Ullrich vom Max-Planck-Instituts für Biochemie. „Nachdem außen der passende Signalstoff gebunden hat, muss innen zusätzlich ein Energieträger (ATP) am Rezeptor andocken, bevor das Signal an den Zellkern weitergeleitet wird.“ Damit verhinderten die neuen Substanzen, dass ATP binde, der Rezeptor aktiviert werde und das Signal zum Zellkern gelange. „Alle Axl-Kinase-abhängigen Abläufe werden so in der Krebszelle blockiert“, so Ullrich.
Um die einzelnen Wirkstoffe noch besser gegen besonders aggressive, metastasierende Tumore einsetzen zu können, mussten die Forscher chemische Varianten erzeugen. Bislang haben sie die Varianten an unterschiedlichen Krebszelllinien aus Lunge, Brust oder Bauchspeicheldrüse getestet. Sie untersuchten die Varianten zum Beispiel auf Verträglichkeit, Dosierung oder die Wirksamkeit in Kombination mit anderen Wirkstoffen. Die Axl-Kinase ist aber nur ein Krebs- und Metastasen Treiber von vielen.
Foto: MPI für Biochemie: Damit die Axl-Kinase aktiviert und ihr Signal zum Zellkern weitergeleitet wird, muss außen ein Signalstoff (blau) und innen der Energieträger ATP (grün) binden. Die Inhibitoren (orange) verhindern eine Signalweiterleitung, weil sie die ATP-Bindestelle blockieren.