Forscher entwickeln neue Therapie gegen Rolando-Epilepsie
Die Rolando-Epilepsie ist eine häufige Form der Epilepsie bei Kindern. Kennzeichnend ist, dass die epileptischen Anfälle hauptsächlich im Schlaf auftreten. Die Anfälle sind meist kurz, es kann zu Zuckungen im Bereich des Gesichtes und vorübergehenden Sprechstörungen kommen. Da die Anfälle eher selten sind und üblicherweise mit dem Beginn der Pubertät verschwinden, entscheiden sich viele Eltern und Kinder gegen die Einnahme von Tabletten. Jedoch werden Lern- und Sprachschwierigkeiten, Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsstörungen mit der Rolando-Epilepsie in Verbindung gebracht.
Neuer Therapie-Ansatz ohne Medikamente
Hoffnung auf eine nicht-medikamentöse Therapie macht nun ein Ansatz des Universitätsklinikums Tübingen. Werden betroffenen Kindern im Schlaf kurze Laute vorgespielt, können messbare Ausschläge in der Hirnaktivität teilweise unterdrückt werden. Dies wurde an sieben betroffenen Kindern mittels Elektroenzephalogrammen (EEG) gezeigt. Die Rate und Intensität der epileptischen Entladungen, die als Spikes bezeichnet werden, reduzierten sich durch die leise abgespielten Laute.
Gleichzeitig zeigten die EEG-Messungen, dass Schlafspindeln durch die Laute stimuliert werden. Dabei handelt es sich um ein Aktivitätsmuster, das wichtig für die Verarbeitung von Gedächtnis im Schlaf ist. Während der epileptischen Anfälle ist diese wünschenswerte Hirnaktivität bei den betroffen Patienten gestört, wie die Forscher ebenfalls zeigten. Hierfür wurde die Hirnaktivität der erkrankten Kinder mit der von sieben gesunden Kindern verglichen.
Messbar mehr gesunde Schlafspindeln
„In Folge der Laute traten die gewünschten Schlafspindeln im EEG auf“, sagt Studienleiter Dr. Hong-Viet Ngo vom Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie der Uni Tübingen. Schlafspindeln seien ein Indikator dafür, dass plastische Prozesse im Gehirn ablaufen, die zur Festigung von Gedächtnisinhalten führen. „Wir hoffen, einen Ansatz gefunden zu haben, um die mit der Erkrankung verbundenen ungünstigen epileptischen Entladungen ein wenig zu unterdrücken“, sagt der Wissenschaftler.
Folgestudien mit mehr Kindern sind nun nötig, um den Effekt des neuen Ansatzes zu erhärten. Unklar ist bislang auch noch, inwieweit die Unterdrückung der Spikes zu kognitiven Verbesserungen bei den betroffenen Kindern führt. Die Studie „Auditory stimulation during sleep suppresses spike activity in benign epilepsy with centrotemporal spikes“ wurde in der Fachzeitschrift „Cell Reports Medicine“ veröffentlicht.