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Umfangreiche Informationen zum Thema Krätze

Was ist Krätze (Skabies)?

Krätze - medizinisch Skabies genannt -  ist eine infektiöse Hautkrankheit. Sie wird durch die Skabiesmilbe, einem Parasiten, verursacht. Die durchscheinenden Spinnentiere mit dem kräftigem Beißwerkzeug sind mit bloßem Auge kaum zu erkennen. Zur Ansteckung reicht ein einziges Weibchen aus, das gerade mal einen halben Millimeter misst. Während männlichen Tiere lediglich auf der Haut umherwandern, graben die Weibchen etwa 1 cm lange Kanäle unter die Oberhaut. Dort legen sie dann Kot und Eier ab. Dies geschieht bevorzugt in warmen Hautregionen mit dünner Hornschicht. Betroffen sind vor allem die Zwischenräume zwischen Fingern und Zehen, Handgelenke, Knöchel, Achseln, Ellenbogen, Leistengegend und Genital-Region. Bei Säuglingen und Kleinkindern können auch der behaarte Kopf, das Gesicht und Hand- und Fußflächen befallen sein.

Foto: DiepgenTL, Yihune G et al. Dermatology Online Atlas (www.dermis.net). Reprinted with permission.

Vorkommen

Die Krätze kommt weltweit vor. Seit dem Jahr 2016 nehmen in Deutschland die Fallzahlen zu, was unter anderem an der Zahl der vorordneten Krätze-Medikamente abzulesen ist. In Schleswig-Holstein stiegen die Verordnungen um fast 130 Prozent. Als mögliche Ursachen wird die Migration diskutiert, bestätigt wurde dies aber bisher nicht. 

Foto: pixaybay

Übertragungswege

Skabiesmilben werden bei engem Hautkontakt von Mensch zu Mensch übertragen. Deshalb verbreitet sich Krätze dort am schnellsten, wo Menschen dicht beisammen sind: in Kindergärten, Schulen, Sammelunterkünften, Gefängnissen und Obdachlosenheimen. Aber auch in der Altenpflege werden die Milben leicht übertragen, was immer wieder zu Krätze-Ausbrüchen in Pflegeheimen führt. Da sich Krätzemilben nur sehr langsam bewegen, muss der Haut-zu Haut-Kontakt intensiv sein und mindestens fünf bis zehn Minuten andauern!

Ein kurzer Händeruck, ein Kuss auf die Wange oder eine kurze Umarmung führen in der Regel nicht zu einer Übertragung. Theoretisch kann Krätze auch über Matratzen, Kleidung und Stofftiere übertragen werden. Da die Krätzmilben aber nur wenige Tage ohne einen Wirt (Mensch oder Tier) überleben, sind Ansteckungen auf diesem Weg eher selten. 

Foto: pixabay

Können Haustiere Krätze übertragen?

Haustiere sind nur äußerst selten Überträger der Krätze. Hunde und Katzen zum Beispiel werden oft selbst Opfer der kleinen Spinnentierchen. Diese können beim Spielen und Kuscheln ebenfalls auf den Menschen übergehen, jedoch sterben die Milben bei ihrem neuen Wirt schnell wieder ab. Da die Hautreizungen in der Regel nach kurzer Zeit von selbst wieder verschwinden, bleibt die Ansteckung oft unbemerkt.

Foto: pixabay

Wer ist besonders gefährdet?

Das Risiko für eine Ansteckung ist sowohl bei den Personen, die in Gemeinschaftseinrichtungen leben, als auch bei denen, die dort arbeiten, erhöht. Außerdem kann eine geschwächte Immunabwehr das Risiko für eine Ansteckung mit Krätze steigern. Einem erhöhten Ansteckungsrisiko sind zum Beispiel Patienten mit Autoimmunerkrankungen, Diabetes oder einer HIV-Infektion ausgesetzt oder Menschen, die immunsupprimierende Medikamente einnehmen müssen.

Foto: © Gina Sanders - Fotolia.com

Diagnostik

Anfangs ist Krätze schwer zu erkennen. Manchmal ist der Kopf des Weibchens als kleines Pünktchen auf der Hautoberfläche zu sehen, was mit bloßem Auge aber schwierig ist. Klarheit kann der Arzt schaffen mit einem Dermatoskop schaffen: Mit dem Auflichtmikroskop kann er das bräunliche Dreieck des Milbenoberkörpers und die Milbengänge unter der Hautoberfläche deteketieren. Im Zweifel kann er einen Milbengang öffnen und entnommene Gewebeteile unter dem Mikroskop auf Milben, Milbeneier und Milbenkot hin untersuchen. 

Foto: © Erica Smit - Fotolia.com

Symptome

Brennende, gerötete Haut, Hautausschlag mit stecknadelkopfgroße Bläschen und Knötchen sowie starker Juckreiz sind die Hauptsymptome der Krätze. Der Juckreiz wird durch Bettwärme schlimmer. Die genannten Symptome sind die Folge einer entzündlichen Reaktion des Körpers auf den Milbenbefall. Die Pusteln dürfen auf keinen Fall aufgekratzt werden, da sonst die Gefahr einer bakteriellen Infektion besteht und sich die Milben noch tiefer in die Haut eingraben können. Nach dem Befall mit Krätzmilben dauert es rund zwei bis fünf Wochen, bis erste Symptome auftreten. Bei Personen, die schon mal an Krätze erkrankt waren, können sich die Symptome schon früher auftreten. 

Foto: © vipubadee - Fotolia.com

Therapie

Krätze wird mit sogenannten Skabiziden behandelt. Das sind verschreibungspflichtige Cremes oder Salben, die auf die Haut aufgetragen werden. Der Wirkstoff heißt Permethrin. Das Insektizid wird auch bei Kopfläusen angewendet. Bei der Krätze sollte die Salbe/Creme einmal großflächig auf die Haut aufgetragen werden – einschließlich Nacken, Handflächen und Fußsohlen. Kopf und Gesicht sollten nur bei offensichtlichem Befall mitbehandelt werden. Nach acht bis zwölf Stunden wird die Haut gründlich abgewaschen bzw. abgeduscht. Anschließend sollte die Haut mit einer rückfettenden Pflegecreme gut eingecremt werden. Bei erfolgreicher Behandlung lässt der Juckreiz schnell nach. Sollte sich die Krankheit nicht bessern, kann die Anwendung nach 14 Tagen wiederholt werden.

Seit 2016 gibt es auch in Deutschland Tabletten gegen Krätze. Der Wirkstoff Ivermectin war in anderen Ländern schon zuvor zugelassen. Die Tabletten werden dann verschrieben, wenn die äußerliche Behandlung erfolglos bleibt oder in bestimmten Fällen nicht möglich ist, etwa bei bettlägerigen Patienten. Der Wirkstoff wird in einer Dosierung von 200 µg/kg Körpergewicht gegeben. Auch diese Therapie kann nach 14 Tagen wiederholt werden. nach Beseitigung der Milben kann es bis zu vier Wochen dauern, bis der Juckreiz verschwindet.

Unmittelbar nach einer äußerlichen Behandlung bzw. 24 Stunden nach Einnahme der Tabletten sind Erkrankte in der Regel nicht mehr ansteckend. 

Foto: © Efren.de - Fotolia.com

Wie lässt sich Krätze vermeiden?

Krätze ist keine Frage der Körperhygiene. Da die Milbengänge unter der Haut liegen, lassen sich die Parasiten nicht einfach wegduschen. Das einzige wirkungsvolle Präventionsmittel ist, engen Körperkontakt zu meiden. Personen im engen Umfeld eines Krätze-Patienten sollten sich prophylaktisch mitbehandeln lassen, auch wenn noch keine Krankheitszeichen aufgetreten sind.

Zur Sicherheit können auch die Kleidung, Bettwäsche und Handtücher des Erkrankten bzw. der Verdachtspersonen auf 60 Grad gewaschen werden. Staubsaugen einschließlich der Polstermöbel und Kissen wird ebenfalls empfohlen. 

Foto: © fotohansel - Fotolia.com

Ist Krätze meldepflichtig?

Krätze ist in Deutschland keine meldepflichtige Erkrankung. Jedoch müssen Leiter von Gemeinschaftsunterkünften die zuständigen Gesundheitsämter benachrichtigen, wenn Personen ihrer Einrichtung an Krätze erkrankt sind oder ein solcher Verdacht besteht. Nach den Regeln des Infektionsschutzgesetzes, dürfen Kinder und Erwachsene, die erkrankt sind Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen oder Kindergärten vorübergehend nicht besuchen oder dort tätig sein. Dies gilt sogar dann wenn nur ein Verdacht auf Krätze besteht. In jedem Fall muss die Gemeinschaftseinrichtung informiert werden. 

Foto: pixabay

Borkenkrätze (Scabies crustosa)

Bei der hoch ansteckenden Form der Borkenkrätze (Scabies crustosa) kann auch schon ein kurzer Hautkontakt zur Ansteckung führen. Grund ist, dass hier die Anzahl der Milben auf der Haut sehr viel höher ist als bei der gewöhnlichen Krätze. Betroffene müssen umgehend isoliert werden. Laut Robert Koch Institut sollten darüber hinaus alle Kontaktpersonen der letzten sechs Wochen vor Manifestation der Erkrankung untersucht werden. Das gilt wohl auch für Personen mit nur kurzem Haut-zu-Haut-Kontakt. Die Borkenkrätze unterschiedet sich von der üblichen Krätze durch eine Krustenbildung auf der Haut.

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