Fokale Therapie bei Prostatakrebs: Neues Verfahren verspricht Männern weniger Nebenwirkungen
Noch ist die fokale Therapie kein Standardverfahren bei Prostatakrebs. Aber dank einer jüngsten technischen Entwicklung ist die Behandlung mit hochintensivem fokussiertem Ultraschall inzwischen zu einer vielversprechenden Alternative für viele Betroffene mit nicht-metastasiertem Prostatakarzinom geworden.
Bei dem Verfahren mit der neuesten Gerätegeneration „FocalOne“ wird der bösartige Tumor hoch präzise mittels Ultraschallwellen unter Bildkontrolle zerstört, während die Prostata im Ganzen erhalten bleibt. Anders als bei Operation und Strahlentherapie haben die Patienten keine Nebenwirkungen wie Kontinenz- und Potenzprobleme zu erwarten. Urologen sehen daher in der fokalen Therapie ein hohes Zukunftspotenzial, wenn auch derzeit noch keine vergleichenden Langzeitdaten vorliegen. Das Verfahren ist schlichtweg noch zu jung.
Tumorgewebe wird millimetergenau zerstört – die Prostata bleibt erhalten
„Wir sind sicher, dass wir ausgewählten Patienten mit der fokalen Behandlung eine sehr gute Alternative mit einer hohen Lebensqualität bieten können, insbesondere denjenigen, die sich weder zu einer Radikaltherapie noch zu einer reinen Überwachung durchringen können“, sagt Prof. Dr. Manfred Beer, Direktor der Klinik für Urologie am Franziskus-Krankenhaus Berlin, der in den letzten zwei Jahren bereits mehrere Patienten mit der fokalen Therapie behandelt hat. In vielen Fällen reiche eine aktive Überwachung zwar aus, doch für die Männer sei das meist sehr problematisch. „Männern fällt es schwer, einem langsam wachsenden Krebs quasi nur zuzusehen“, betont Beer. Das erkläre die hohe Abbruchrate von über 50 Prozent.
Als Alternative zur aktiven Überwachung hatten Männer mit lokal begrenztem Prostatakarzinom bislang nur die Wahl zwischen Operation – also radikaler Entfernung der Prostata – und Bestrahlung. Beide Standardverfahren sind jedoch immer mit einem relativ hohen Risiko für Kontinenz- und Potenzstörungen verbunden – ein echtes Dilemma für die Patienten. Dass die fokale Therapie nun vielen Betroffenen eine weitere und zugleich schonendere Alternative bietet, sehen auch die Urologen vom Universitätsklinikum Magdeburg als Fortschritt. „Die neue Maschine erfüllt sämtliche Anforderungen, die heutzutage im Rahmen einer fokalen Therapie an eine hochpräzise, individuelle Operationsplanung gestellt werden und macht den Behandlungserfolg damit weitaus sicherer“, sagt Prof. Dr. Martin Schostak, Direktor der Universitätsklinik für Urologie Magdeburg, mit Blick auf den hochintensiven fokussierten Ultraschall (HIFU) – den Vorgängermodellen des modernen „FocalOne“ Gerätes, zu denen nahezu 20 Jahre klinische Erfahrungen existieren.
Nebenwirkungen überschaubar und vorübergehend
Im Unterschied zur bisherigen Gerätegeneration kann FocalOne Live-Ultraschall mit MRT-Aufnahmen dreidimensional fusionieren, so dass mit Hilfe einer robotergestützten Steuerung der Tumor millimetergenau zerstört werden kann. Die für den Funktionserhalt entscheidenden Strukturen werden somit optimal geschont. Laut Urologe Beer sind bislang keine größeren Nebenwirkungen bekannt. Patienten müssten nach der 30-minütigen Behandlung lediglich mit Schwellungen im Bereich der Prostata rechnen, die aber nach ein bis zwei Wochen wieder verschwinden. „In der Regel können die Patienten nach drei Tagen wieder nach hause gehen und fühlen sich fitter als nach einer Operation“, erläutert Beer das organ- und funktionserhaltende Verfahren, das ganz ohne Schnitte und Vollnarkose auskommt und eine Kassenleistung ist. Besonders hervorzuheben sei, dass im Falle eines potenziellen Therapieversagens noch alle alternativen Behandlungsmöglichkeiten mit kurativem Ansatz wie Bestrahlungen und Operationen durchführbar seien, betont der Urologe.
Fokale Therapie: Klinische Studie untersucht Sicherheit und Wirksamkeit
Ob die fokale Therapie die gleiche krebstherapeutische Effektivität bietet und trotzdem weniger Nebenwirkungen verursacht als die bisherigen Standardtherapien, wird augenblicklich im Rahmen der HEMI-Studie untersucht. An der von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten Studie nehmen auch Berlin und Magdeburg teil.
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