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Fibromyalgie Syndrom: Neuer Therapieansatz in Erprobung

Samstag, 19. Dezember 2020 – Autor:
Fibromyalgie ist eine schwer behandelbare Schmerzerkrankung mit unklarer Ursache. Ein neuer Behandlungsansatz wird jetzt an der Universitätsklinik Göttingen erforscht. Für die Studie werden noch Teilnehmerinnen gesucht.
Die Kombination von Gehirnstimulation und Achtsamkeitsmeditation könnte ein neuer Behandlungsweg für Patientinnen mit Fibromyalgie sein

Die Kombination von Gehirnstimulation und Achtsamkeitsmeditation könnte ein neuer Behandlungsweg für Patientinnen mit Fibromyalgie sein – Foto: ©agenturfotografin - stock.adobe.com

Das Fibromyalgie Syndrom, früher Weichteil-Rheuma genannt, ist von Schmerzen in Muskeln und Fasern gekennzeichnet. Oft kommen weitere Symptome wie Schlafstörungen, Erschöpfung, kognitive Beeinträchtigungen und Benommenheitsschwindel hinzu. Eine eindeutige körperliche Ursache können Ärzte nicht finden, daher handelt es sich bei Fibromyalgie immer um eine Ausschlussdiagnose. Entsprechend schwierig gestaltet sich die Behandlung. Die Patienten – überwiegend Frauen – durchlaufen in der Regel einen langen Leidensweg.

Kombinationstherapie soll Fibromyalgie Symptome lindern

Wissenschaftler der Universitätsklinik Göttingen verfolgen nun einen neuen Behandlungsansatz, der Betroffenen Linderung ihres chronischen Leidens versprechen könnte: eine Kombination aus transkranieller Gleichstromstimulation und Achtsamkeitsmeditation. Die Gehirnstimulation hat bereits bei Fibromyalgie-Patientinnen Erfolge gezeigt, jedoch ist das Verfahren keine Kassenleistung. In einer Studie will das Team um Prof. Dr. Andrea Antal und Prof. Dr. Frank Petzke nun zeigen, dass die Therapie wirksam ist und durch Achtsamkeitsmeditation verstärkt und verfestigt werden kann.

Elektrische Stimulation des Gehirns

Bei der transkraniellen (= durch den Schädel) Gleichstromstimulation handelt es sich um ein nicht invasives Verfahren, mit dem Hirnareale stimuliert oder gehemmt werden können. Dafür werden über Elektroden sehr kleine Ströme von ein bis zwei Milliampere durch den Schädel geleitet. Studien unter anderem an der Universitätsmedizin Göttingen haben zum Teil sehr positive Effekte der Gehirnstimulation bei der Behandlung von neurologischen Erkrankungen wie chronischen Schmerzen und psychiatrischen Erkrankungen wie Depressionen gezeigt. Die Therapie wird über mehrere aufeinanderfolgende Tage durchgeführt und in der aktuellen Studie mit einem speziellen Achtsamkeitstraining kombiniert.

Achtsamkeitsmeditation soll Therapieerfolge verstärken

Die Achtsamkeitsmeditation erfolgt unter Anleitung des Göttinger Achtsamkeitspsychotherapeuten und Langzeitmeditationslehrer Christoph Millington. Die Probandinnen lernen dabei, sich auf die Wahrnehmung von Empfindungen, Emotionen und Gedanken zu fokussieren, ohne diese weiter zu verfolgen. Frühere Studien haben gezeigt, dass die regelmäßige Ausübung der Achtsamkeitsmeditation die Intensität und das Unbehagen bei Fibromyalgie-Schmerzen verringert.

Für die Studie sucht die Universitätsklinik Göttingen noch Teilnehmerinnen zwischen 30 und 70 Jahren. Interessierte können sich direkt bei der Studienleitung melden. Kontakt über E-Mail an: neurologie.nbs-studie[at]med.uni-goettingen.de oder telefonisch unter 0551 / 39-12631, montags und dienstags von 10:00 bis 12:00 Uhr.

Foto: © Adobe Stock/agenturfotografin

Hauptkategorie: Medizin
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