Die Zahl der Patienten mit einem aktiven Herzimplantat wie Herzschrittmacher, Kardioverter Defibrillator (ICD) oder CRT-Gerät steigt seit Jahren. Dadurch wächst auch der Bedarf an Nachsorgeuntersuchungen. In der Regel müssen Patienten mit Herzschrittmachern zweimal pro Jahr zur Routinenachsorge gehen, Patienten mit ICDs oder CRTs sogar viermal im Jahr.
Jetzt hat das Berliner Medizintechnikunternehmen Biotronik ausgerechnet, wie sich die Kosten und die Zahl der Nachsorgeuntersuchungen in den kommenden vier Jahren entwickeln werden. Das neue ökonomische Modell haben die Berliner Fachleute erstmals am 7. November auf einem Fachkongress in Madrid vorgestellt.
Demnach wird die Zahl der 1,66 Millionen Routinenachsorgeuntersuchungen aus dem Jahr 2010 auf 2,23 Millionen im Jahr 2015 steigen. Allein die mit den Routineuntersuchungen verbundenen Kosten für Patienten und Kliniken werden im selben Zeitraum von 106 Millionen Euro auf 142 Millionen steigen. "Diese Situation stellt die Leistungserbringer vor echte Kapazitätsprobleme", meinte ein ärztlicher Vertreter in Madrid.
Aber auch der Kostenanstieg dürfte eine Herausforderung für das das deutsche Gesundheitssystem sein. Eine Lösung sehen die Medizintechnikexperten in der Fernüberwachung, dem so genannten Home Monitoring bzw. Telemonitoring. "Wenn 50 Prozent der Patienten einmal im Jahr zu einer Präsenznachsorge gingen und ihre weiteren Untersuchungen per Fernnachsorge erfolgten, würde dies in 2015 eine jährliche Kostenersparnis von etwa 44 Millionen Euro für Patienten und Kliniken bedeuten", heisst es in einer Presserklärung des Unternehmens.
Beim Biotronik Home Monitoring werden klinische Daten über das Handynetz an den Arzt übertragen. Die Nachsorge erfolgt in diesem Fall per Fernüberwachung, ohne dass dazu die aktive Mithilfe des Patienten erforderlich ist. Einmal im Jahr müssen sich die Patienten dennoch persönlich bei ihrem Arzt vorstellen.
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