Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Feinstaub: Selbst unterhalb von Grenzwerten kann Luftverschmutzung tödlich sein

Montag, 6. September 2021 – Autor:
Feinstaub, wie er etwa durch Autoverkehr entsteht, kann für Menschen selbst dann gefährlich und sogar tödlich sein, wenn Grenzwerte gar nicht überschritten werden: dann nämlich, wenn Menschen einer geringen Luftverschmutzung über einen längeren Zeitraum ausgesetzt sind. Zu diesem Schluss kommt eine europäische Studie unter Beteiligung der Universität Ulm.
Auto steht in einem Alpental am Straßenrand.

Feinstaub in der Luft kann Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen und so zu Todesfällen führen – selbst auf dem Land, wo die offiziell festgesetzten Grenzwerte seltener überschritten werden als in Städten. – Foto: AdobeStock/Andrej

Feinstaub in der Luft ist gefährlich und kann Atemwegs- sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen. Deshalb gibt es weltweit Grenz- und Richtwerte, die die Belastung für den Menschen mit diesen Klein- und Kleinstpartikeln anzeigen und regulieren helfen sollen. Weil Schadstoffe in der Luft vor allem ein Thema von Großstädten und Ballungsräumen sind, fanden dort bisher auch die meisten Studien statt, zum Zusammenhang zwischen Feinstaub- und Stickoxidbelastung und erhöhter Sterblichkeit. Doch welche Auswirkungen haben Feinstaub-Konzentrationen unterhalb der festgelegten Grenzwerte auf die Gesundheit? Diese Forschungsfrage haben jetzt Wissenschaftler des internationalen „ELAPSE"-Projekts untersucht – und sich dafür gezielt ländliche und damit feinstaub-ärmere Umgebungen angesehen. Das Akronym „ELAPSE" steht dabei für „Effects of Low-Level Air Pollution: A Study in Europe“ (ELAPSE).

Wissenschaftler stellen Grenzwerte in Frage

Das Resultat der Studie in einem Satz: „Selbst bei niedrigen Verschmutzungswerten unterhalb der geltenden Grenz- und Richtwerte ist Luftverschmutzung noch gefährlich“, sagt Gudrun Weinmayr vom Ulmer Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie. Die Auswertung, die unter Leitung der Universität Utrecht (Niederlande) vorgenommen wurde, ist nun in der Fachzeitschrift „British Medical Journal“ (BMJ) erschienen.

Im Fokus: Feinstaub, Stickstoffdioxid, Ozon und Rußpartikel

Im Rahmen ihres Forschungsprojekts bewegten sich die Wissenschaftler mehrgleisig. Zum einen werteten sie die Daten von acht bevölkerungsbasierten Kohorten aus sieben europäischen Ländern aus. Hierfür hatten Studienteilnehmer, die alle in einer eher ländlichen und damit mutmaßlich feinstaub-ärmeren Umgebung leben, in  Befragungen detaillierte Angaben zu ihrem Lebensstil gemacht. Zum anderen werteten sie die anonymisierten Daten von rund 170.000 Personen des „Vorarlberg Health Monitoring and Prevention Programme“ aus.

Weiterhin untersuchten sie an den Wohnorten der Probanden die Belastung mit kleinsten Partikeln in der Luft: Feinstaub (PM2.5), Stickstoffdioxid (NO2), Ozon (O3) und Rußpartikel. Diese ermittelten Luftverschmutzungskonzentrationen basieren auf Messungen, Satellitenbeobachtungen und Daten zur Landnutzung wie beispielsweise der Verkehrsdichte oder dem Anteil an Industrie- oder Grünflächen.

Anstieg des Sterberisikos um 13 Prozent

Das Ergebnis: „Bei rund 325.000 Erwachsenen, die über einen Zeitraum von durchschnittlich 19,5 Jahren beobachtet wurden, konnte ein Anstieg des Sterberisikos von 13 Prozent beobachtet werden“, heißt es in einer Mitteilung der Universität Ulm. Für die Berechnung der Mortalität wurden Szenarien mit mehreren Grenzwerten (europäischen, US-amerikanischen) durchgespielt. Egal, welcher Grenzwert als Maßstab gewählt worden sei: „Jede Belastung mit Feinstaub ist mit einem signifikant erhöhten Risiko für eine erhöhte Sterblichkeit verbunden", so die Forscher. „Auch für Stickstoffdioxid und Rußpartikel war ein Anstieg des Sterberisikos selbst bei geringen Konzentrationen zu beobachten.“

Hauptkategorie: Umwelt und Ernährung
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Forschung , Herz-Kreislauf-System

Weitere Nachrichten zum Thema „Umwelt und Gesundheit“

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin