Fatigue-Forscherin Prof. Carmen Scheibenbogen erhielt Bundesverdienstorden
ME/CFS, auch Chronisches Fatigue-Syndrom genannt, ist eine neuroimmunologische Erkrankung, die die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigt. Prof. Carmen Scheibenbogen, kommissarische Direktorin des Instituts für Medizinische Immunologie der Charité - Universitätsmedizin Berlin, versucht, den Betroffenen zu helfen.
Die Internistin und Hämatoonkologin ist eine der wenigen Experten in Deutschland, die auf die Erforschung und Behandlung dieses Krankheitsbildes spezialisiert sind. Nun hat sie für ihren Einsatz das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland im Schloss Bellevue erhalten. Patienten und deren Angehörige hatten sie für die Ehrung vorgeschlagen.
Fatigue kann auch als Long-Covid-Symtom auftreten
Das Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS) ist vielgestaltig und tritt meist nach einer Infektionserkrankung auf. Auch im Nachgang einer Covid-19-Infektion kann es zu einer Fatigue kommen, die die Lebensqualität der Erkrankten drastisch einschränkt. Charakteristisch ist eine Verschlechterung der Symptome selbst nach geringfügiger Belastung.
Über die Fatigue sei bislang wenig bekannt, sagt Prof. Scheibenbogen in einer Pressemitteilung. "Sie ist für viele Ärztinnen und Ärzte schwierig einzuordnen." Auf das Krankheitsbild aufmerksam wurde sie als Leiterin der Immundefekt-Ambulanz der Charité. Hier übernahm sie vor 15 Jahren eine Sprechstunde für ME/CFS. Mit ihrem Team initiiert sie Forschungsprojekte und erste Therapie-Studien, auch startet sie Fortbildungen für Mediziner und für Betroffene.
Scheibenbogen fordert weitere Spezialambulanzen für Betroffene
2018 gründet Prof. Scheibenbogen in Kooperation mit Neurologen der Charité sowie mit Unterstützung der Weidenhammer-Zöbele-Stiftung das Charité Fatigue Centrum, eine Ambulanz, in der Erkrankte interdisziplinär betreut werden. Sie brachte weitere Forschungsprojekte auf den Weg: Die vom Innovationsfonds geförderte Versorgungsstudie CFS_CARE und das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützte Projekt IMMME zur Aufklärung von Krankheitsmechanismen, die ME/CFS zugrunde liegen. Mit ihrem Team war sie außerdem an der europäischen Leitlinie zur Fatigue-Behandlung beteiligt.
"Was dringend bundesweit gebraucht wird, sind Spezialambulanzen als Anlaufstelle für die vielen Betroffenen und Versorgungsstrukturen für die häusliche Pflege, wie es sie beispielsweise für Menschen mit Multipler Sklerose, einer vergleichbaren Erkrankung, gibt", erklärt Scheibenbogen.
Auch am Post-Covid-Netzwerk der Charité beteiligt
Auch um Long-Covid-Patienten kümmert sich die Medizinerin. 2021 wurde an der Charité das Post-Covid-Netzwerk gegründet, mit dem Ziel, fachbereichsübergreifend Ärzten einen Austausch zu ermöglichen und Patienten so besser zu beraten und zu behandeln.
Zu den aktuellen Vorhaben von Prof. Scheibenbogen zählt der Aufbau einer Studienplattform für ME/CFS nach Covid-19 und das Post-Covid-Syndrom an der Charité. Klinische Studien sollen dazu beitragen, die Spät- und Langzeitfolgen von Covid-19 behandelbar zu machen.