
Mit Fasten kann man tatsächlich den Blutdruck senken – Foto: © Adobe Stock/forma82
Andreas Michalsen, Chefarzt der Abteilung Naturheilkunde im Immanuel Krankenhaus Berlin und Professor für klinische Naturheilkunde an der Charité ist schon lange ein Verfechter des Fastens. Seiner Ansicht nach ist der temporäre Nahrungsentzug das einzige Mittel, das lebensverlängernd wirkt – zumindest in den Industrienationen.
Nun hat der Mediziner zusammen mit Forschern des Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) und des Experimental and Clinical Research Centers (ECRC) an der Charité den Effekt des Fastens auf das metabolische Syndrom untersucht. Bei diesem „tödlichen Quartett“ treten Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung und Diabetes mellitus gleichzeitig auf. Betroffene sind stark gefährdet, Gefäßverschlüsse wie Herzinfarkte und Schlaganfälle zu erleiden.
Fünf Tage keine feste Nahrung macht den Unterschied
Neben zahlreichen Medikamenten, etwa Tabletten gegen Bluthochdruck oder Diabetesmedikamente, bekommen die Patienten üblicherweise Sport und eine Mittelmeer-Diät verordnet. Die Umstellung auf gesundes Essen wirkt sich positiv auf den Blutdruck aus. In einer Studie mit 71 Patienten konnten die Forscher nun zeigen, dass sich dieser Effekt erheblich verstärkt, wenn der Ernährungsumstellung eine fünftägige Fastenkur vorausgeht. Die Arbeit ist gerade im Fachjournal „Nature Communications“ erschienen.
Dann drei Monate DASH-Diät
In der Studie wurden die Teilenehmer – alle litten am metabolischem Syndrom und erhöhtem systolischen Blutdruck –in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe begann sofort mit der DASH-Diät, die speziell gegen Bluthochdruck wirkt und viel Obst und Gemüse, Vollkornprodukte, Nüsse und Hülsenfrüchte und Fisch enthält. Die andere Gruppe fastete fünf Tage lang, bevor sie mit der DASH-Diät begann. Beide Gruppen standen drei Monate lang unter Diät.
„Bei den Probandinnen und Probanden, die mit einer fünftägigen Fastenperiode in die gesunde Ernährung eingestiegen sind, blieben der Body Mass Index, der Blutdruck und der Bedarf an blutdrucksenkenden Medikamenten dauerhaft niedriger“, erläutert MDC-Professor Dominik Müller eines der zentralen Studienergebnisse.
Immunsystem und Darmmikrobiom verändern sich zum Positiven
Weitergehende Untersuchungen zeigten, dass sich durch das Fasten im Körper einiges zum Positiven verändert. So bleibt das angeborene Immunsystem während des Fastens stabil, während sich das adaptive Immunsystem herunterfährt. „Dabei nimmt insbesondere die Anzahl von entzündungsfördernden T-Zellen ab, während sich regulatorische T-Zellen vermehren“, erläutert Erstautor Andras Maifeld die Ergebnisse der Immunphänotypisierung.
Positive Effekte hatte das Fasten offenbar auch auf das Mikrobiom des Darms. Die Darmbakterien stehen in engem Kontakt mit dem Immunsystem. So verstoffwechseln einige Bakterienstämme Ballaststoffe zu entzündungshemmenden kurzkettigen Fettsäuren, die das Immunsystem begünstigen. Während des Nahrungsverzichts verändert sich die Zusammensetzung des Ökosystems der Darmbakterien stark, wie Untersuchungen von Stuhlproben ergaben. „Dabei vermehren sich vor allem die gesundheitsfördernden Bakterien, was die Blutdrucksenkung fördert“, so Maifeld. Da einige dieser Veränderungen auch nach erneuter Nahrungsaufnahme bestehen blieben, habe Fasten „eine nachhaltige Wirkung.“
Fazit der Forscher: Fasten wirkt wie ein Katalysator für die schützenden Mikroorganismen im Darm. Die Gesundheit verbessert sich sichtbar sehr schnell, die Patienten können ihre Medikation reduzieren oder oftmals ganz auf Tabletten verzichten. „Deshalb empfiehlt es sich, eine Diät mit einer Fastenkur zu kombinieren.“