Fast jeder dritte junge Erwachsene in Berlin hat psychische Probleme

Junge Erwachsene in Berlin leiden besonders häufig an psychischen Erkrankungen – Foto: ©Janina Dierks - stock.adobe.com
Fast jeder dritte junge Erwachsene in Berlin ist wegen psychischer Probleme in Behandlung. Das teilte die Barmer mit. Demnach waren im Jahr 2016 insgesamt 95.300 junge Erwachsene zwischen 18 und 25 Jahren wegen einer psychischen Erkrankung beim Arzt. Das entspricht einem Anteil von 30,23 Prozent.
In keinem anderen Bundesland lag der Anteil höher: In Bremen betrug der Anteil psychisch kranker Menschen unter den jungen Erwachsenen 30,1 Prozent, in Mecklenburg-Vorpommern 29,5 Prozent, in Hamburg 28,9 Prozent und in Brandenburg 27,9 Prozent.
Fast jeder dritte junge Erwachsene in Berlin hat psychische Probleme
Bundesweit stiegen die Zahlen in dieser Altersgruppe zwischen den Jahren 2005 und 2016 um 38 Prozent, von rund 1,4 Millionen Diagnosen auf 1,9 Millionen Diagnosen. "Vor allem in den Bereichen Prävention und Entstigmatisierung haben wir Nachholbedarf. Erst wenn wir in einem Klima leben und arbeiten, in dem sich niemand für psychische Erkrankungen schämen muss, werden Ursachenbekämpfung und Prävention erfolgreich sein", sagte Gabriela Leyh, Landesgeschäftsführerin der Barmer, vor der Presse.
Bei den jungen Erwachsene in Berlin, die an psychischen Problemen litten, waren es insbesondere Depressionen, die ihnen zu schaffen machten. Sie wurden 2016 bei 29.722 der jungen Erwachsenen diagnostiziert. Weitere häufige psychische Erkrankungen waren somatoforme Störungen (28.458 Diagnosen), Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen (27.121 Diagnosen) sowie Angststörungen (15.205 Diagnosen).
Psychische Erkrankungen reduzieren Chance auf Studium
Depressionen sind oft mit ernsthaften Begleiterkrankungen verbunden, warnte die Krankenkasse. Sie sind doppelt so häufig von Bluthochdruck und sechs Mal so häufig von Schlafstörungen betroffen. Außerdem werden bei ihnen häufiger Selbstverletzungen diagnostiziert, was auf ein hohes Selbstgefährdungspotenzial hinweist. Laut Statistischem Bundesamt gehen ein Fünftel der Todesursachen bei den 20- bis 25-Jährigen auf Selbsttötungen zurück.
"Gerade im Jugendalter, wenn sich die Weichen für das künftige Leben stellen, können psychische Erkrankungen fatale Folgen haben", sagte Leyh. Analysen der Barmer hätten gezeigt, dass junge Erwachsene, die im Lauf ihrer Kindheit psychisch krank waren, seltener ein Studium aufnähmen. Unter den 15-Jährigen eines Jahrgangs litten diejenigen, die im späteren Leben kein Studium aufnehmen, fast doppelt so häufig an einer psychischen Erkrankung, wie diejenigen, die später zur Universität gingen.
Schulpsychologischen Dienst stärken
"Es ist wichtig, dass Kinder, die schon in einer frühen Lebensphase psychische Probleme haben, entsprechende Hilfe bekommen", erklärte Gabriela Leyh. Aus dem Jahresbericht 2014/2015 des Schulpsychologischen Dienstes in Berlin geht hervor, dass 37 Prozent der Einzelfallberatungen im Zusammenhang mit emotionalen und sozialen Auffälligkeiten wie depressivne Tendenzen, Angst, selbstverletzendem Verhalten oder Suizidalität stehen.
"Aus unserer Sicht ist wichtig, dass die Arbeit des Schulpsychologischen Dienstes gestärkt wird. Vor allem Kinder von psychisch kranken Eltern benötigen gezielte Unterstützung", so die Barmer-Frau.
Foto: janina dierks/fotolia.com