Fachkräftemangel – Arbeitgeberattraktivität und Zuwanderung immer wichtiger
„Mehr als jedes dritte Unternehmen sieht seine wirtschaftliche Entwicklung gefährdet, weil passende Fachkräfte fehlen. Das sind so viele wie nie zuvor“, erläutert der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks. Dabei steige das Risiko des Fachkräftemangels, trotz zunehmender Anstrengungen der Unternehmen. Am Report beteiligt hatten sich rund 20.000 Unternehmen.
Insgesamt könne jedes vierte Unternehmen (24 Prozent) offene Stellen zwei Monate oder länger mangels passender Arbeitskräfte nicht besetzen, geht aus dem Report hervor. Und der demografische Wandel komme erst noch. Denn in den kommenden zehn bis zwölf Jahren sei mit einer Verringerung des Erwerbspersonenpotenzials um rund sechs Mio. zu rechnen, heißt es weiter.
Aus- und Weiterbildung stehen bei der Bekämpfung der Fachkräfteengpässe an erster Stelle
Für Dercks ist bei der Fachkräftesicherung der Mix entscheidend. Dies sehen auch die Unternehmen so. Für rund 50 Prozent der Befragten steht die Aus- und Weiterbildung nach wie vor an erster Stelle, wenn es um die Reaktion auf Fachkräfteengpässe geht. Es folgt die Steigerung der Arbeitgeberattraktivität mit 40 Prozent. Vor zwei Jahren waren es fast zehn Prozentpunkte weniger. Dabei spielen neben den Verdienstmöglichkeiten auch weitere Faktoren eine wichtige Rolle. Hierzu zählen beispielsweise die Qualität des Arbeitsplatzes, die Möglichkeit, Verantwortung im Betrieb zu übernehmen, Karrieremöglichkeiten, flexible Arbeitszeiten und Arbeitsorte sowie auch Angebote zur betrieblichen Gesundheitsförderung.
Den Fachkräftemangel verstärkt angehen wollen die Unternehmen mit Hilfe einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Dies gelte mittlerweile für jedes dritte befragte Unternehmen. Vor sechs Jahren waren es noch nicht mal halb so viele, sagt Dercks. Dabei stelle der weitere Ausbau der Kinderbetreuung, zum Beispiel durch mehr Ganztagsschulangebote, eine wichtige Voraussetzung dar, damit das betriebliche Engagement bestmöglich greifen könne.
DIHK-Report: Ältere Arbeitnehmer sind wieder gefragt
Fast jedes dritte Unternehmen (30 Prozent) setze mittlerweile auf die Ausweitung der Beschäftigung älterer Arbeitnehmer, um mit deren Erfahrungen den Fachkräfteengpass bewältigen zu können. Gegenüber dem DIHK-Arbeitsmarktreport 2011 hat hier der Anteil der Unternehmen noch einmal um fünf Prozentpunkte zugelegt. Deshalb setze die Rente mit 63 völlig falsche Anreize, so Dercks. Denn sie vermittle, die Älteren sollten ruhig schon früh ausscheiden.
Stark an Bedeutung gewinne für die Unternehmen auch die Einstellung ausländischer Fachkräfte. Hier wollen 18 Prozent und damit 50 Prozent mehr als beim letzten Report vor zwei Jahren entsprechend handeln, fährt Dercks fort und mahnt vor einer pauschalen Diskussion um die so genannte Armutszuwanderung in deutsche Sozialsysteme. Diese berge die Gefahr, die begonnenen Anstrengungen und Erfolge zu konterkarieren. Dercks fordert, dass Neubürger in nur einer Anlaufstelle die nötige Einreisebürokratie erledigen können und zu allen Fragen rund um das Arbeiten und Leben in Deutschland Antworten erhalten.
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