Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Experten: Vierlinge der 65-Jährigen sind Hochrisiko-Patienten

Donnerstag, 28. Mai 2015 – Autor: Angela Mißlbeck
Den Vierlingen der 65-jährigen Berlinerin geht es den Umständen entsprechend. Eine Woche nach der Geburt zeigen sich die behandelnden Ärzte mit dem bisherigen Verlauf zufrieden. Doch die kritische Phase ist noch nicht überstanden.
Charité-Experten: Vierlinge kommen immer zu früh zur Welt

Als Hochrisiko-Patienten stufen die Charité-Professoren Christoph Bührer (links) und Wolfgang Henrich die Vierlinge der 65-Jährigen Berlinerin ein.

„Die Kinder benötigen viel Aufmerksamkeit und eine intensive Behandlung“, so Professor Christoph Bührer, Direktor der Klinik für Neonatologie der Charité. Dort werden die drei Jungen und das Mädchen seit ihrer Geburt am Dienstag vor einer Woche betreut. Das Mädchen musste bereits operiert werden. Im Darm hatten sich kleine Löchlein gebildet. Die Kinderchirurgin der Charité hat sie am Dienstag zugenäht. Das Baby hat die Operation überstanden.

Die Verdauung ist neben der Atmung eine der besonders kritischen Vitalfunktionen bei Frühgeborenen. Auch selbstständig Atmen müssen die Babys erst lernen. Zwei von ihnen werden noch künstlich beatmet. Alle vier werden noch rund drei Monate auf der Neugeborenen-Intensivstation der Charité bleiben müssen. Die Mutter hat sich dagegen gut erholt und ist entlassungsfähig. Sie besucht ihre Babys mehrmals täglich.

Vierlinge sind als Frühgeborene gefährdet

Die vier Babys kamen nach einer künstlichen Befruchtung per Kaiserschnitt in der 26. Schwangerschaftswoche zur Welt. Sie wogen bei der Geburt zwischen 655 und 960 Gramm und waren zwischen 30 und 35 Zentimeter groß. „Das Mädchen ist das kleinste von den vieren, aber das fitteste“, sagt Bührer. Mädchen haben unter diesen besonders frühgeborenen Babys nach seinen Angaben die besseren Überlebenschancen.

Generell gelten Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht unter 100 Gramm als Hochrisikopatienten. „Das sind Kinder, die sterben können, die sich schwere Krankheiten einfangen können und das sind Kinder, die auch durchaus Folgeschäden davontragen können“, sagte Bührer. Das hängt nach seinen Angaben aber weder damit zusammen, dass es Vierlinge sind noch damit, wie sie entstanden sind. „Die Besonderheit ist, dass es sehr unreife Frühgeborene sind“, sagte Bührer.

Alter der Mutter ist kein Risikofaktor

Auch das vieldiskutierte Alter der Mutter spielt dabei keine Rolle. Darauf wies der Direktor der Klinik für Geburtsmedizin der Charité, Professor Wolfgang Henrich hin. Jede Mehrlingsschwangerschaft verkürze die Schwangerschaftsdauer. Durchschnittlich kommen Vierlinge nach seinen Angaben in der 29. Schwangerschaftswoche zur Welt. „Es gibt auch bei jüngeren, ganz gesunden Frauen Vierlinge mit 25 Wochen“, sagte Henrich.

Der Charité-Experte appellierte daher an die Reproduktionsmediziner, bei künstlichen Befruchtungen Vorsicht mit Mehrlingsschwangerschaften walten zu lassen. „Eine Mehrlingsschwangerschaft ist per se eine Risikoschwangerschaft“, so Henrich. Sein Appell richtet sich vor allem an Ärzte in anderen Ländern, die künstliche Befruchtungen vornehmen. Denn die 65-jährige Berlinerin hatte sich in der Ukraine befruchtete Eizellen einpflanzen lassen. „Die deutschen Reproduktionsmediziner versuchen höhergradige Mehrlingsschwangerschaften zu vermeiden. Das gelingt auch in den meisten Fällen. Die Fälle, die uns jetzt vermehrt begegnen, sind im Ausland entstanden“, sagte Henrich.

Foto: Mißlbeck

Hauptkategorien: Berlin , Demografischer Wandel

Weitere Nachrichten zum Thema Vierlinge

12.04.2016

Von wegen krank: Eine Studie mit 1,5 Millionen Schweden zeigt, dass Kinder von älteren Müttern gesünder sind und bessere Bildungschancen haben. Die Studie nimmt allerdings einen etwas anderen Blickwinkel ein.

08.11.2014

Mit dem sogenannten Social Freezing können junge Frauen ihre Eizellen für eine spätere Schwangerschaft einfrieren lassen. Doch die Rahmenbedingungen, wie beispielsweise ein Höchstalter für die Eizellentnahme, sind noch weitgehend unklar.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin