Experten setzen sich für digitale Gesundheit ein
Sonntag, 31. August 2014
– Autor:
Cornelia Wanke
Zu wenig Datenschutz ist gefährlich – und zu viel? Darüber diskutierten vergangenen Donnerstag Experten des Gesundheitswesens im Weinhaus Habel. Geladen hatte der neu gegründete Verband digitale Gesundheit (VdigG).
Zu viel Datenschutz? Darüber diskutierten Experten.
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Der Verband, der sich zum Ziel gesetzt hat, ein „Innovationen der Informationstechnologie zu diskutieren, die das Potential haben, die Gesundheit Einzelner oder das Gesundheitssystem insgesamt zu verbessern“ hatte zum Auftakt das Thema „Digitale Gesundheit – Chancen neuer Technologien für Gesundheit und Gesundheitswesen“ auf die Agenda gesetzt – und konnte sich gleich über großes Interesse freuen – rund 80 Gäste waren gekommen. Wie sich „20.000 Leben durch Data Mining“ retten ließen, darüber referierte Paul Hellwig von Elsevier Health Analytics.
Routinedaten der gesetzlichen Krankenkassen sollten viel besser genutzt werden
Hellwig setzt sich dafür ein, ohnehin schon vorhandene Daten – zum Beispiel Routinedaten der gesetzlichen Krankenkassen besser zu nutzen – zum Beispiel bei der Versorgung von chronisch kranken Patienten. „Ich glaube, dass man zum Beispiel beim Diabetes schon viel früher intervenieren könnte“, so der Datenexperte. „Vier eHealth-Gründungen = Fünf Abmahnungen“, so lautete der Vortrag von Dr. Ralf Belusa (ZANOX AG). Belusa zeigte die Schwierigkeiten von Start-ups im Gesundheitswesen auf: Viele der jungen Unternehmer schauten in erster Linie darauf, dass das Projekt rund und stimmig sei. Datenschützer und windiger Rechtsanwälte stünden da schon immer in den Startlöchern. „Da wird sofort jedes Wort kritisch geprüft und jeder nicht wasserdichte Wortlaut abgemahnt“. Auf der anderen Seite wären die „Kollegen im Online-Bereich“ schon sehr viel windiger und genauer als die im Gesundheitswesen: „Die können mit ihrem Targeting schon genau jeden Patienten und jede Krankheit genau zuordnen. Das sind Millionen von Datensätzen, die man viel besser nutzen könnte.“
Zu wenig Datenschutz ist gefährlich – aber zu wenig Datenschutz auch!
„Datenschutz und Gesundheit“ über die „Anatomie eines Missverständnisses“ sprach Dr. Felix Cornelius (SPREEUFER Consult). Für Cornelius ist es offensichtlich, dass sich viele um den Datenschutz kümmern – „aber kaum jemand um das Thema zu viel Datenschutz“. Das soll sich durch die Gründung des Verbandes digitale Gesundheit nun ändern: Stellvertretend für die Mitglieder stellte Dr. Philipp Schäfer (Arzt und Autor) den Verband vor: Der VdigG wolle einen Beitrag dazu leisten, dass sich das deutsche Gesundheitssystem stärker als bisher Neuerungen aus Software, Kommunikation und Vernetzung öffnet. Dazu wider sollen „geschützte Räume“ geschaffen werden, in denen junge Unternehmen noch relativ unreife Produkte und originelle Ideen zunächst so mit Fachleuten diskutieren können, als gäbe es keine Risiken. Darüber hinaus wolle der VdigG einen Beitrag leisten, um die Diskussion um Datenschutz und Datensicherheit ausgewogener zu gestalten. Denn Risiken drohten nicht allein aus zu wenig Datenschutz, sondern auch, wenn ein zu grober und pauschaler Datenschutz bedeutet, dass auf die Chancen verzichtet wird.
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