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Experten sehen großen Nachholbedarf bei Vorsorgekoloskopien

Mittwoch, 15. September 2021 – Autor:
Unter der Corona-Pandemie haben auch die Krebsfrüherkennungsuntersuchungen gelitten. Die Vorsorgekoloskopie war während der ersten Infektionswelle fast um die Hälfte eingebrochen. Experten appellieren an die Bevölkerung, die Untersuchung jetzt nachzuholen.
Die Vorsorgekoloskopie gehört zu den wenigen Untersuchungen, die Krebs verhindern können.

Die Vorsorgekoloskopie gehört zu den wenigen Untersuchungen, die Krebs verhindern können. – Foto: © Adobe Stock/ Zerbor

Während der Corona-Pandemie sind viele Behandlungen und Früherkennungsuntersuchungen auf der Strecke geblieben. Zunächst fehlte es in den Kliniken und Praxen an Schutzausrüstung, Hygienekonzepte mussten erst ausgearbeitet werden. Aus Furcht vor einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 sagten viele Patienten ihre Termine ab. Einen dramatischen Einbruch erlebte die Vorsorgekoloskopie zur Darmkrebsfrüherkennung:  Die Zahl der Untersuchungen (Darmspiegelungen) sank in der ersten Welle um 45 Prozent.

Meist werden nur Krebsvorstufen entdeckt

Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie DGVS appelliert an die Bevölkerung, Versäumtes nun nachzuholen. „Vorsorgekoloskopie rettet Leben.“ Oft gingen die Patientinnen und Patienten davon aus, dass eine Darmspiegelung durchgeführt werden solle, um Krebs zu erkennen – was natürlich mit entsprechenden Ängsten verbunden sei, sagt Dr. med. Ulrich Rosien, Vorsitzender der Sektion Endoskopie der DGVS. Tatsächlich aber diene die Vorsorgekoloskopie vor allem dazu, Vorstufen von Krebs zu entdecken, bevor diese bösartig werden. „Wir wissen, dass sich aus Ausstülpungen in der Darmschleimhaut, den sogenannten Polypen, über einen Zeitraum von ungefähr zehn Jahren Darmkrebs entwickelt. Diese werden bei einer Koloskopie entdeckt und entfernt – wir finden also meist keinen Krebs, sondern verhindern ihn“, erklärt der Mediziner.

Darmkrebs entwickelt sich über viele Jahre

Da sich Darmkrebs über einen langen Zeitraum entwickelt, befürchtet er trotz des Corona bedingten Einbruchs keinen Anstieg der Darmkrebs-Todesfälle. „Wir sind in der komfortablen Situation, dass in der Darmkrebsvorsorge einige Monate oder sogar ein Jahr nicht schwer ins Gewicht fällt – vorausgesetzt, alle verschobenen Untersuchungen werden nachgeholt“, betont der Experte. Zuversichtlich ist er auch, weil seit Sommer 2020 die Zahl der Koloskopien wieder steigt.

Darmkrebssterblichkeit sinkt seit zehn Jahren

Gesetzliche Krankenkassen übernehmen seit zehn Jahren die Kosten für die Darmspiegelung im Rahmen des gesetzlichen Früherkennungsprogramms. Einen Anspruch haben Männer ab 50 und Frauen ab 55 Jahren auf zwei Vorsorgekoloskopien alle zehn Jahre. Seit 1. Juli 2019 werden gesetzlich Versicherte von ihrer Krankenkasse zur Darmkrebsvorsorge eingeladen. Zehn Jahre systematische Vorsorge haben bereits Wirkung gezeigt. So sank die Darmkrebssterblichkeit in diesem Zeitraum bei Männern ab 55 Jahren um fast 21 Prozent, bei Frauen dieser Altersgruppe sogar um mehr als 26 Prozent.

Hauptkategorien: Medizin , Prävention und Reha , Corona
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