EU-weites Netzwerk will sexuell übertragbare Infektionskrankheiten eindämmen
Sexuell übertragbare Infektionskrankheiten –kurz STIs - gehören zu den häufigsten Infektionen weltweit. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) treten weltweit jedes Jahr mehr als 400 Millionen neuer Fälle der vier häufigsten STIs auf: Chlamydien, Gonorrhö (Tripper), Syphilis und Trichomonaden. Antibiotikaresistenzen begrenzen zunehmend die Behandlungsmöglichkeiten.
„Wenn man mehr über die Verbreitung von STIs einschließlich HIV versteht, lassen sich solche Infektionen in Zukunft möglicherweise besser verhindern“, sagt Prof. Dr. Hendrik Streeck, Direktor des Instituts für HIV-Forschung an der Universität Duisburg-Essen.
Erst verstehen, dann verhindern
Der HIV-Forscher bereitet gerade eine europaweite Studie vor, die in Kürze starten wird. Sie wird insgesamt rund 5.500 Teilnehmer aus Städten wie Barcelona, Bordeaux, Breslau, Budapest, Danzig, Madrid, Mailand, Paris, Rom, Stettin und Warschau einschließen, die ein erhöhtes Risiko für eine sexuell übertragbare Infektion haben. Laut Streeck handelt es sich dabei um die größte systematische epidemiologische Studie für sexuell übertragbare Infektionskrankheiten, die jemals europaweit durchgeführt worden ist. Eine ähnliche Studie läuft unter seiner Leitung bereits in Berlin, Essen, Bochum, München, Hamburg, Köln und Frankfurt am Main.
STis und HIV treten oft gemeinsam auf
Untersucht wird, wie es zu HIV- und Hepatitis-Epidemien kommt und wie sich die häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen (STIs) in Risikogruppen verbreiten. Parallel zu dieser Studie wird ein europäisches Präventionsnetzwerk für HIV und STIs aufgebaut, in dem Institute, Universitäten, Kliniken und Privatpraxen zusammenarbeiten. Ziel ist, die Ausbreitung der sexuell übertragbaren Infektionskrankheiten zu verstehen, um Methoden für das Management dieser Infektionen zu entwickeln. Streeck: „Leider wurden bislang nur für wenige dieser Erkrankungen Präventionsmethoden entwickelt. Wir werden uns in unserem Netzwerk auf alle sexuell-übertragbaren Erkrankungen konzentrieren, so dass auch ein gemeinsames Auftreten verstanden werden kann.“
PrEP auch im Visier
HIV-Infektionen stehen ausdrücklich mit im Fokus. So will das Netzwerk Risikogruppen identifizieren und erforschen, wie neue Präventionsmethoden dazu beitragen können, die HIV Epidemie einzudämmen. „Der Anstieg der HIV-Infektionen in Ost-Europa macht deutlich, dass die weltweite HIV-Epidemie noch nicht unter Kontrolle ist“, so HIV-Forscher Streeck.
Ein wichtiges Augenmerk werden die Wissenschaftler auf die Prä-Expositionsprophylaxe legen. So soll beobachtet werden, wie sich die PrEP-Einführung auswirkt und das Auftreten von HIV und STIs im Laufe der Zeit verändert. Eine PrEP kann effektiv vor einer HIV-Infektion schützen, wird aber noch nicht flächendeckend in der EU eingesetzt.
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