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Essen setzt Belohnungssystem in Gang - oder warum Essen glücklich macht

Sonntag, 13. Januar 2019 – Autor:
Heißhunger auf saure Gurken oder Süßigkeiten? Forscher haben untersucht, was unser Verlangen nach Essen steuert. Der Botenstoff Dopamin scheint eine Schlüsselrolle zu spielen.
Essen, belohung

Da lockt eine Belohnung: Chemisch gesehen wird beim Verlangen nach Essen Dopamin freigesetzt

Essen ist heute mehr als nur Kalorienaufnahme. Es hat oft auch eine soziale Funktion (wenn in Gemeinschaft gegessen wird), hilft subjektiv beim Stressabbau und macht viele Menschen einfach glücklich. Essen setzt nämlich unser inneres Belohnungssystem in Gang. Was genau dabei passiert, haben nun Forscher vom Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung in einer Studie untersucht.

Freiwilligen Probanden wurden Milchshakes angeboten und parallel dazu die Ausschüttung von Dopamin im Gehirn gemessen. Dopamin gilt als der wichtigste Botenstoff des Belohnungssystems im Gehirn. Mit einer neuartigen Methode kann die Ausschüttung von Dopamin-Molekülen sehr exakt gemessen werden.

Dopamin-Ausschüttung erfolgt prompt

Die Messergebnisse zeigten, dass das Gehirn bereits die ersten Dopamin-Moleküle ausschüttet, sobald die Teilnehmer das Shake im Mund schmeckten. Hatte die süß-sämige Flüssigkeit den Magen erreicht, wurde erneut Dopamin freigesetzt. „Frühere Experimente mit Mäusen haben ergeben, dass es dem Gehirn gemeldet wird, wenn Nahrung den Magen erreicht. Unsere Ergebnisse zeigen, dass dies auch beim Menschen geschieht und, darüber hinaus, welche Hirnareale dabei beteiligt sind“, erklärt Forschungsgruppenleiter Marc Tittgemeyer.

Der nächste Bissen verspricht neue Belohnung

Dass die Dopamin-Ausschüttung eng mit dem subjektiven Verlangen zusammenhängt, konnten die Wissenschaftler ebenfalls zeigen. So wurde bei den Teilnehmern, die ein besonders starkes Verlangen nach dem Milchshake hatten, mehr Dopamin freigesetzt, wenn das Getränk im Mund war. Sobald die Nahrung im Magen war, wurde weniger Dopamin ausgeschüttet. „Unsere Daten zeigen, dass unser Verlangen eng mit Dopamin verbunden ist. Bleibt die zweite, durch den Magen vermittelte Dopamin-Freisetzung aus, essen wir möglicherweise weiter, bis diese erfolgt“, erläutert Co-Autor Heiko Backes.

Folge: Übergewicht

Könnte dies erklären, warum wir oft weiteressen, obwohl wir eigentlich satt sind? Durchaus, meinen die Forscher. Idealerweise stehen Energieverbrauch und Nahrungsaufnahme im Gleichgewicht. Dieses Gleichgewichtssignal konkurriert jedoch mit dem Belohnungssignal. Ist letzteres stärker, essen wir mehr als wir an Kalorien verbrauchen. Und das „kann dann zu Übergewicht und Fettleibigkeit führen“, sagt Backes.

Nun könnte man annehmen, dass eine Blockade der Dopamin-Freisetzung das Verlangen nach noch mehr Essen unterdrücken könnte. Doch so weit ist die Forschung noch nicht. „Wie unsere Körpersignale unsere Handlungen beeinflussen, und wie man etwa durch kognitive Kontrolle darauf Einfluss nehmen kann, das ist noch nicht wirklich verstanden“, erklärt Tittgemeyer. Da sei noch einiges an Forschung nötig.

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin
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