Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Erneut mehr Tuberkulosefälle in Deutschland

Donnerstag, 23. März 2017 – Autor: Angela Mißlbeck
Die Zahl der Tuberkulose-Patienten in Deutschland hat im vergangenen Jahr erneut zugenommen. Das Robert-Koch-Institut mahnt deshalb zu erhöhter Wachsamkeit. Auch die Politik ist gefordert.
Wie klärt man einen Verdacht auf Tuberkulose ab?

Blutiger Husten ist ein Symptom der Tuberkulose. – Foto: absolutimages - Fotolia

Lange Zeit galt Tuberkulose hierzulande fast als ausgerottet. Aus dem öffentlichen Bewusstsein in Deutschland war sie komplett verdrängt. Die Tuberkulose – früher Schwindsucht genannt – bestand nur noch in der Literatur des 19. Jahrhunderts fort.

Doch seit einigen Jahren zählen die Epidemiologen des Robert Koch-Instituts (RKI) wieder mehr Tuberkulosefälle in Deutschland. 2016 stieg die Zahl um 1,07 Prozent von 5852 Fällen auf 5912 Fälle. Die infektiöse Lungenerkrankung ist damit nach RKI-Angaben auf ähnlich hohem Niveau wie zuletzt vor etwa zehn Jahren.

„Eine hohe Aufmerksamkeit für diese Krankheit ist daher unverändert wichtig", mahnt RKI-Präsident Professor Lothar H. Wieler deshalb anlässlich des bevorstehenden Welttuberkulosetags am 24. März. Er hält neue Forschungsansätze für nötig, um die Verbreitung von Infektionskrankheiten wie Tuberkulose zu kontrollieren. Genomanalysen der Erreger sollen das ermöglichen. Eine systematische molekulare Untersuchung des Erbguts der Erreger sei zukünftig unverzichtbar, meint Wieler. Sie würden wichtige Informationen zur Aufklärung des Übertragungsgeschehens der Tuberkulose liefern. Die Forscher hoffen, dass sie damit auch die Übertragungswege unterbrechen können.

Benachteiligte Menschen haben das höchste Tuberkulose-Risiko

Wie schon im 19. Jahrhundert, ist die Tuberkulose auch heute noch eine Armuts-Erkrankung. Zu den Risikogruppen zählen den Angaben der RKI zufolge Obdachlose und Personen aus Regionen mit hoher Tuberkuloserate. Für Asylsuchende ist eine Untersuchung auf Tuberkulose bei Aufnahme in eine Gemeinschaftseinrichtung gesetzlich verpflichtend.

Das Robert-Koch-Institut rät aber grundsätzlich dazu, bei entsprechenden Risiken und Symptomen eine Tuberkulose in Betracht zu ziehen und schnell abklären zu lassen. Denn die Erkrankung ist ansteckend, aber gut behandelbar und in vielen Fällen heilbar.

Mehr Forschung gegen Tuberkulose gefordert

Weltweit ist Tuberkulose jedoch noch immer eine der tödlichsten Krankheiten. Jeden Tag sterben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO weltweit rund 5000 Menschen an Tuberkulose. „TB trifft einige der ärmsten Menschen am härtesten“ sagt WHO-Generaldirektorin Dr. Margaret Chan. Den Welttuberkulosetag hat die WHO deshalb unter das Motto „Keinen zurücklassen“ gestellt.

Die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) vertritt die Auffassung, dass die meisten der durchschnittlich 1,8 Millionen Tuberkulose-Todesfälle pro Jahr vermeidbar wären, wenn mehr in die Forschung und Entwicklung von wirksamen Impfstoffen, verbesserten Diagnosetechniken und Medikamenten investiert würde. „Vermehrte Investitionen sind auch deshalb dringend nötig, weil die Standardmedikamente gegen Tuberkulose häufig nicht mehr wirken“, so DSW-Geschäftsführerin Renate Bähr. Allein im Jahr 2015 gab es nach ihren Angaben 580.000 Fälle von antimikrobiellen Resistenzen.

Für die Forschung und Entwicklung zur Tuberkulose-Bekämpfung wären laut DSW jährlich rund zwei Milliarden US-Dollar nötig. Derzeit stehe jedoch mit nur 0,7 Milliarden US-Dollar noch nicht einmal die Hälfte der Mittel zur Verfügung. Die DSW fordert deshalb, dass die Bundesregierung Tuberkulose auf die Agenda des G20-Gipfels in Hamburg setzt.

Foto: absolutimages – fotolia.com

Hauptkategorie: Gesundheitspolitik
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Tuberkulose , Infektionskrankheiten , Forschung

Weitere Nachrichten zum Thema Tuberkulose Verbreitung

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin