Erneut Hygienemängel auf Bremer Frühchenstation
Die Bremer Frühchenstation kommt nicht aus den Schlagzeilen heraus. Offenbar haben auch nach der tödlichen Infektionswelle im vergangenen Jahr und der Wiedereröffnung Anfang 2012 erhebliche Hygienemängel bestanden. Das geht aus einem Bericht hervor, der dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss vorgelegt wurde. Anscheinend wurden bei der Desinfektion der Zimmer die Handschuhe nicht oft genug gewechselt. Wenn diese jedoch mit Keimen kontaminiert und dann immer wieder in dieselbe Desinfektionslösung getaucht werden, entsteht in der Lösung ein Eiweissfehler, der schliesslich ihre Wirksamkeit zerstört. Die Hygienemängel bei der Reinigung auf der Frühchenstation waren offenbar schon Ende Februar bekannt gewesen, sind aber nicht an die Öffentlichkeit gedrungen.
Keim wieder aufgetaucht
Kurz nach der Totaldesinfektion der Frühchenstation Anfang 2012 war der Keim, durch den 2011 drei Frühgeborene das Leben verloren hatten, wieder aufgetaucht. Damals konnte man sich den erneuten Keimbefund nicht erklären. Der Bericht des Deutschen Beratungszentrums für Hygiene (BZH), durch den die neuen Hygienemängel nun offengelegt wurden, war von der Bremen Klinik-Holding Gesundheit Nord (GeNo) in Auftrag gegeben worden. Der inzwischen entlassene Chef der GeNo, Diethelm Hansen, hatten den Bericht allerdings weder an das Gesundheitsressort noch an den Untersuchungsausschuss weitergeleitet. Erst bei der Beschlagnahmung seines Computers wurde er gefunden.
Hygienemängel bei der Toilettenreinigung
Im Gutachten werden unter anderemgravierende Hygienemängel bei der Reinigung der Toiletten beschrieben. So heisst es in dem Bericht, dass sich die Reinigungskräfte dafür Handschuhe anziehen und anschliessend das Badezimmer reinigen "einschliesslich der Toilette. Danach fassen die Mitarbeiter mit den mit coliformen Keimen massiv verunreinigten Stulpenhandschuhen aus der Toilette die Türklinken innen und aussen an, das heisst kontaminieren diese...". Der brisante Bericht wurde auf der Ausschuss-Sitzung am 22. Mai 2012 vom stellvertretenden Vorsitzenden des parlamentarischen Untersuchungsausschusses und Bürgerschaftsabgeordneten Björn Fecker (Grüne) präsentiert.
Erneute Infektion auf der Frühchenstation
Im vergangenen Jahr waren auf der Frühchenstation des Klinikum Bremen drei Neugeborene an einer Infektion mit Klebsiella-Bakterien gestorben und mehrere schwer erkrankt. Daraufhin war die Station vorübergehend für Desinfektion und Umbau geschlossen worden. Im Januar war die Station wiedereröffnet worden. Ob die nun bekannt gewordenen Hygienemängel bei den Reinigungsarbeiten der Grund für das erneute Auftreten der Bakterien auf der Frühchenstation im Februar dieses Jahres waren, ist noch unklar. Mehrere Frühgeborene waren erneut mit dem Keim in Kontakt gekommen, zwei Frühchen starben. Ob die Keime die Todesfälle verursacht haben, kann ebenfalls noch nicht abschliessend gesagt werden.
Foto: Tobilander/fotolia.com