Erkältungskrankheiten wieder auf dem Vormarsch
Im vergangenen Winter fiel die in dieser Jahreszeit übliche Welle von Erkältungen und Grippeerkrankungen regelrecht aus. Zu verdanken war dies der „Bundesnotbremse“ mit einem neuerlichen Lockdown zur Bekämpfung der dritten Corona-Welle. So waren laut Zahlen der AOK-Nordost zwischen Januar und April dieses Jahres 57 Prozent weniger Versicherte wegen Infekten krankgeschrieben als im Mittel der Jahre zuvor – offenbar dank der hier geltenden Abstands- und Hygienevorschriften.
Noch im März: 76 Prozent weniger Erkältungskranke als üblich
Wie sehr der Lockdown die sonst übliche „Winterwelle“ von Atemwegsinfekten ausbremste, zeigt sich exemplarisch in der 10. Kalenderwoche Anfang März 2021, als nur etwas mehr 4.000 Krankmeldungen registriert wurden: Das war nur knapp ein Viertel so viel wie zu dieser Zeit üblich – oder ein Minus von 76 Prozent.
Atemwegsinfekte: Wieder nahe am Vor-Corona-Niveau
Jetzt aber zeichnet sich ab, dass die Erkältungskrankheiten wieder das Niveau aus der Zeit vor der Corona-Krise erreichen. Laut AOK-Analyse lag die Zahl der Atemwegsinfekte von Mai bis Mitte Juli nur noch 15 Prozent unter dem Mittel der Jahre 2018 bis 2020 – trotz weiterhin bestehender Maskenpflicht in geschlossenen Räumen. Seit Juni zeigt sich kaum noch ein Unterschied zu den Vorjahren.
Maskenpflicht in Räumen: Wenig Schutz vor Infekten
„Die Ergebnisse zeigen, dass sich der Schutz vor Infektionen durch die Lockerungen deutlich abgeschwächt hat, und dass sich Atemwegsinfekte derzeit fast wieder so stark verbreiten wie vor der Corona-Pandemie“, sagt Frank Dörner, Allgemeinarzt im AOK-Ärztehaus Centrum für Gesundheit. Eine Schutzwirkung vor Atemwegsinfekten durch die Maskenpflicht in geschlossenen Räumen sei kaum noch zu erkennen. „Wenn wir gut durch die kalte Jahreszeit kommen wollen, ist es elementar wichtig, jetzt die Impfbereitschaft in der Bevölkerung zu erhöhen, um hohe Corona-Infektionszahlen im Herbst zu vermeiden“, sagt AOK-Mediziner Dörner weiter.
AOK-Zahlen „annähernd repräsentativ“
Für die Datenanalyse hat die AOK Nordost die Arbeitsunfähigkeits-Fälle ihrer krankengeldberechtigten Mitglieder für den Zeitraum Januar bis Juli 2018 bis 2021 wochenweise ausgewertet. Obwohl die Zahlen zunächst nur für Trends innerhalb der eigenen Versichertengemeinschaft sprächen, sei das Ergebnis der Analyse von seiner Qualität her dennoch „annähernd repräsentativ“. Dies wird damit erklärt, dass bei der AOK-Nordost, also in den Bundesländern Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, fast jede Vierte bei der AOK versichert ist. Mit 1,75 Millionen Versicherten ist die AOK in dieser Region des Bundesgebiets nach eigenen Angaben die größte Krankenkasse. In die vorliegende Analyse flossen die Daten von über 350.000 Krankmeldungen ein.