Eigentlich waren die britischen Wissenschaftler angetreten, um zu beweisen, dass die Entbindung zu Hause sicher und risikoarm ist. Stattdessen zeigte sich, dass 45 Prozent der Erstgebärenden während der geplanten Hausgeburt in eine Klinik transportiert werden mussten, weil die Hebammen auftretende Komplikationen nicht mehr beherrschen konnten. Dies geht aus einer im November 2011 veröffentlichten Studie aus Grossbritannien hervor. Schwere Komplikationen wie Hirnschäden, Armlähmungen, Lungenprobleme oder Knochenbrüche des Babys traten demnach bei den Hausgeburten in 9,3 von 1 000 Fällen auf. Nach Entbindungen in der Klinik wurden schwere Komplikationen nur in 5,3 von 1 000 Entbindungen gefunden.
Hausgeburten, die im Krankenhaus enden
Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) muss auch in Deutschland fast jede zehnte Schwangere, die ihre Entbindung als Hausgeburt begonnen hat, während der Geburt in eine Klinik transportiert werden, weil unvorhergesehene Komplikationen auftreten: Geburtsstillstand, Blutungen, Gefährdung des Kindes durch Sauerstoffmangel und andere. "Bei mehr als der Hälfte dieser Frauen muss dann ein Kaiserschnitt vorgenommen oder die Entbindung mit einer Saugglocke oder Zange beendet werden", sagt DGGG Präsident Prof. Dr. Klaus Friese. Die Sterblichkeit von Neugeborenen liege nach Hausgeburt um etwa ein Drittel höher als nach einer Klinikgeburt bei gleicher Schwangerschaftsdauer.
Ähnlich bedrückende Zahlen sind aus den Niederlanden bekannt, in denen Hausgeburten einen Anteil von etwa 20 % an allen Geburten haben. Hier liegt die Sterblichkeit der Säuglinge nach der Geburt bei Hausgeburten sogar um den Faktor 2,3 höher als bei Klinik-Geburten. Sie gehört zu den höchsten in ganz Europa.
"Die grösstmögliche Sicherheit für Mutter und Kind während der Geburt kann nur in einer Geburtsklinik gewährt werden, weil hier auf unvorhersehbare Notsituationen sofort und ohne zeitraubenden Transport der Gebärenden mit dem gesamten ärztlich sinnvollen Behandlungsspektrum reagiert werden kann", sagt Klaus Friese. Diese hohen Standards in Frage zu stellen würde bedeuten, die Sicherheit und die Gesundheit von Mutter und Kind zu gefährden.