Epstein-Barr - Virus mit zwei Gesichtern
Die meisten Menschen wissen nicht, ob sie sich jemals mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV) infiziert haben. Denn die Infektion, die meist in der Kindheit stattfindet, ähnelt einer Erkältung. Man fühlt sich müde und schlapp, oft kommen Fieber, Halsschmerzen und geschwollene Lymphknoten hinzu. Symptome, die bei Kindern ganz häufig sind und meist schnell wieder abklingen. Anders, wenn sich Jugendliche oder jungen Erwachsene mit dem Virus anstecken: Bei ihnen kann sich die frische Infektion als Pfeiffer‘sches Drüsenfieber äußern. Aber auch die sogenannte „Kusskrankheit“ heilt in der Regel rasch aus. Bei einigen Patienten kommt es allerdings mitunter zu lebensbedrohliche Komplikationen. Dazu gehören Atemnot, Milzriss oder Blutzellmangel. Außerdem steht das Pfeiffer‘sches Drüsenfieber im Verdacht, das chronische Fatigue-Syndrom sowie Multiple Sklerose zu triggern. Das Virus wir zudem mit Lymphdrüsenkrebs in Verbindung gebracht.
Geschwächtes Immunsystem erklärt nicht alle schweren Verläufe
Warum die einen unbeschadet davon kommen und die anderen oft lebenslang mit den Folgen zu kämpfen haben, ist bisher nicht bekannt. Als gesichert gilt, dass angeborene Immundefekte eine Rolle spielen. Das Epstein-Barr-Virus bleibt ein Leben lang im Körper, auch wenn die Infektion überstanden ist. Deshalb sind Menschen mit einem geschwächten Immunsystem besonders gefährdet, dass die Erkrankung einen schweren Verlauf nimmt oder zu einer chronischen Folgeerkrankungen führt.
„In den meisten Fällen bleiben die Ursachen jedoch unbekannt“, betont Prof. Uta Behrends von der Technischen Universität München. So erkrankten aus noch nicht geklärten Gründen auch immungesunde Menschen an verschiedenen EBV-assoziierten Krebsarten wie Lymphomen oder Tumore des Nasen- und Rachenraums.
IMMUC-Studie identifiziert Risikofaktoren
Eine neu Studie soll nun Klarheit bringen: Kinderärztin Behrends und ihre Mitstreiter möchten darin die Risikoparameter identifizieren, die ausschlaggebend für einen schweren Verlauf sind. 50 junge Patienten und Patientinnen mit frisch diagnostiziertem Pfeiffer´schen Drüsenfieber konnten sie bereits aus der Region München für eine Teilnahme rekrutieren. Die jungen Patienten werden sechs Monate lang mit hochmodernen virologischen und immunologischen Tests untersucht und zu ihren Symptomen beraten.
Die Forscher erwarten, am Ende der IMMUC-Studie Antworten auf die unterschiedlichen Verläufe von EBV-Infektionen zu finden. Dadurch sollen auch die Behandlungsmöglichkeiten verbessert werden. Unabhängig von der IMMUC-Studie sind die Münchner Forscher dabei, eine EBV-spezifischen Zelltherapie und einen Impfstoff gegen das Epstein-Barr-Virus zu entwickeln. Eine Impfung, so die Hoffnung, könnte auch helfen, Krebs zu verhindern.
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