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Epilepsiemedikamente bei Glioblastom nicht wirksam

Samstag, 12. März 2016 – Autor:
Die Hoffnung auf eine neue Behandlungsmethode des Glioblastoms hat sich nicht bestätigt. Die zusätzliche Gabe der Epilepsiemedikamente Valproinsäure oder Levetiracetam bei Glioblastom-Patienten wirkt offenbar nicht lebensverlängernd.
Epilepsiemedikament bei Glioblastom nicht wirksam

Glioblastome sind besonders bösartige Hirntumore – Foto: XtravaganT - Fotolia

Ein Glioblastom ist ein Hirntumor, der aus bestimmten Zellen des Stützgewebes des Gehirns entsteht. Da der Tumor rasch wächst und schnell ins Nachbargewebe eindringt, nimmt die Erkrankung meist einen bösartigen und schnellen Verlauf. Und die Therapieoptionen sind bisher begrenzt. In der Praxis hatten sich allerdings Hinweise ergeben, dass Glioblastom-Patienten, die aufgrund der häufigen Krampfanfälle ein Epilepsiemedikament (Valproinsäure) erhalten hatten, länger überlebten. Eine Arbeitsgruppe um Professor Michael Weller, Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsspital Zürich, ist diesen Hinweisen nachgegangen – mit negativem Ergebnis, wie die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) nun mitteilte.

Valproinsäure verlängert Lebenszeit bei Glioblastom nicht

Die Forscher werteten vier aktuelle klinische Studien mit insgesamt 1869 neu diagnostizierten Glioblastom-Patienten aus. Dabei verglichen sie das progressionsfreie Überleben und das Gesamtüberleben zwischen Patienten, die entweder bereits zu Beginn der Therapie ein Medikament gegen Epilepsie (Valproinsäure oder Leviracetam) bekommen hatten oder eben nicht. Ebenfalls untersucht wurde, ob der anhaltende Gebrauch der beiden Epilepsiemedikamente bis nach Abschluss der Chemoradiotherapie des Glioblastoms das progressionsfreie oder das Gesamtüberleben verlängert.

Im Verhältnis zur Kontrollgruppe errechneten die Forscher für Patienten unter Valproinsäure eine Wahrscheinlichkeit (Hazard ratio) für ein längeres progressionsfreies Überleben von 0,91 und für das Gesamtüberleben von 0,96. Beide Werte waren statistisch nicht signifikant. Auch die Analyse für Betroffene, die Valproinsäure über die gesamte Behandlungszeit hinweg eingenommen hatten, ergab keinen signifikanten Unterschied zu Patienten ohne diesen Wirkstoff.

Antiepileptika keine zusätzliche Therapieoption bei Glioblastom

Auch für das jüngere antiepileptische Medikament Levetiracetam konnte ein Zusammenhang mit einem längeren progressionsfreien oder Gesamtüberleben bei Patienten mit Glioblastom nicht bestätigt werden. Die Wissenschaftler erklären daher, Valproinsäure und Levetiracetam sollten bei Hirntumorpatienten ausschließlich zur Kontrolle von Krampfanfällen verabreicht werden, nicht jedoch im Sinne einer zusätzlichen Tumortherapie.

Foto: © XtravaganT - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin

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