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Energie sparen: Für Krankenhäuser eine Existenzfrage

Mittwoch, 5. April 2023 – Autor:
Ein Krankenhaus verbraucht im Jahr so viel Energie wie zwei Einfamilienhäuser – pro Bett! Ein neuer Leitfaden unterstützt Kliniken dabei, in Zeiten unberechenbarer Energiepreise und drohender roter Zahlen Verbrauch und Kosten in den Griff zu bekommen.
Evangelisches Krankenhaus Hubertus in Berlin-Zehlendorf.

Der Zeit voraus: Das Evangelische Krankenhaus Hubertus in Berlin-Zehlendorf erhielt 2001 als erste Klinik in Deutschland das Gütesiegel „Energie sparendes Krankenhaus“ der Umweltorganisation BUND. Als einzige der bisher bundesweit ausgezeichneten 47 Kliniken führt das Haus der Johannesstift-Diakonie diesen Titel ohne Unterbrechung bis heute. – Foto: EKH Hubertus/Johannesstift Diakonie

Heizung, Kühlung, Küche, Medizintechnik: Kliniken sind Energie-Großverbraucher. Rund 500.000 Euro gibt ein deutsches Krankenhaus im Schnitt pro Jahr für Energie aus, zeigen Zahlen des „BFE Instituts für Energie und Umwelt“. Durchschnittlich werden pro Bett und Jahr ca. 6.000 kWh Strom und 29.000 kWh Wärme verbraucht“, hat die Stiftung Viamedica in Freiburg errechnet und einen bildhaften Vergleich aufgestellt: „Das entspricht dem Jahreswärmebedarf von zwei neueren Einfamilienhäusern“ – aber wie gesagt: nicht als Einrichtung, sondern umgerechnet auf das einzelne Krankenbett. Schwankende und perspektivisch steigende Energiepreise, die Inflation und der Klimawandel zwingen Krankenhäuser jetzt dazu, das lange als nachrangig angesehene Thema Energieeffizienz entschlossen anzugehen.

Energiekosten: Eine Hauptursache für rote Zahlen bei Kliniken

71 Prozent der Krankenhäuser bewerten ihre wirtschaftliche Lage derzeit als „schlecht“ oder sehr „schlecht“. 51 Prozent der Allgemeinkrankenhäuser erwarten, dass sie im nächsten halben Jahr deshalb einzelne Betten sperren oder ganze Stationen zumindest vorübergehend schließen müssen. Das zeigt eine Umfrage der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). 80 Prozent der Krankenhäuser gaben als Hauptursachen dafür an: Kostensteigerungen, die nicht oder nicht ausreichend durch staatliche Hilfen oder Gelder der Kassen aufgefangen werden – wie zum Beispiel die für die Energieversorgung.

Energiesparen: Für Krankenhäuser eine Frage der Existenzfähigkeit

Wie steht es um die Energieeffizienz?: Diese Frage wird im Gesundheitswesen immer mehr auch zu einer Frage der Existenz. Auf diese Herausforderung hat jetzt die „Stiftung Münch“ reagiert und vom „Institute for Health Care Business“ (hcb) einen Handlungsleitfaden erarbeiten lassen, der Krankenhäusern konkret dabei unterstützen soll, energiesparende Ansätze und Technologien erfolgversprechend für sich zu nutzen. „Viel Energie wird immer noch verschwendet. Durch den großen Investitionsstau ist oft die Bausubstanz veraltet und die Gebäudetechnik nicht mehr zeitgemäß“, heißt es kritisch in einer Mitteilung der Stiftung Münch. Die positive Nachricht aber ist: Je nach Alter und Größe der Krankenhäuser könnten Schätzungen zufolge rund 40 Prozent Strom und 32 Wärme eingespart werden.

Hier gibt es Energiespar-Potenziale

Die Studie der Stiftung Münch zeigt, dass Effizienzpotenziale grundsätzlich in allen Energiebereichen vorliegen und auf verschiedenen Wegen realisiert werden können. In dem jetzt vorgelegten Ratgeberwerk werden Handlungsmöglichkeiten in folgenden Bereichen detailliert dargestellt:

  • Licht und Beleuchtung
  • Zirkulations- und Umwälzpumpen
  • Einsatz von Sonnenenergie und Photovoltaik
  • Raumklima und Kühlung
  • Nutzung von Blockheizkraftwerken
  • Optimierung von Heiz- und Dampfkesseln
  • Gebäudedämmung
  • Energie sparendes Verhalten von Mitarbeitern.

Energieeffizienz: Schon geringinvestive Maßnahmen können etwas bewirken

Obwohl der Investitionsstau in Krankenhäusern, aber auch die dort bisher gesetzten Prioritäten dazu geführt haben, dass Gebäudetechnik und -ausstattung in Sachen Energieeffizienz häufig nicht so aktuell sind, wie es wünschenswert und nötig wäre, ermutigt die Studie der Stiftung Münch dazu, das Thema ohne unnötige Grübeleien anzupacken. „Einspareffekte gelingen bereits mit geringinvestiven Maßnahmen und auch größere Investitionen können sich häufig schon nach wenigen Jahren amortisieren“, heißt es bei der Stiftung. Deren Namensgeber Eugen Münch ist Gründer und Großaktionär der Rhön Klinikum AG, des ersten börsennotierten Klinikkonzerns in Deutschland. Beide haben ihren Sitz in Bad Neustadt an der Saale. Zweck der Stiftung ist es nach eigenen Angaben, trotz einer alternden Gesellschaft weiterhin allen Menschen den Zugang zu nicht rationierter Medizin zu ermöglichen.

Hauptkategorie: Gesundheitspolitik
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