Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Endometriose – das verkannte Leiden

Freitag, 18. August 2017 – Autor: Anne Volkmann
Regelschmerzen sind für viele Frauen bis zu einem gewissen Punkt normal. Werden sie jedoch unerträglich, kann eine Endometriose dahinterstecken, eine chronische Erkrankung, die zur Unfruchtbarkeit führen kann. Die Diagnose ist schwierig, und auch die Therapie kann kompliziert sein.
Schmerzen bei Endometriose

Endometriose kann mit starken Schmerzen verbunden sein – Foto: ©absolutimages - stock.adobe.com

Schätzungen zufolge leidet etwa jede zehnte Frau zwischen 15 und 50 Jahren unter Endometriose, einer gynäkologischen Erkrankung, die zur Unfruchtbarkeit führen kann. Doch trotz der Häufigkeit und der zum Teil schwerwiegenden Folgen wird die Krankheit Experten zufolge immer noch zu wenig beachtet und zu selten diagnostiziert. Oft vergehen vom Auftreten der ersten Symptome bis zur Diagnosestellung mehrere Jahre. Einer der Gründe: Aufgrund der vielfältigen möglichen Symptome ist es oft nicht leicht, eine Endometriose zu erkennen. Und auch die Therapie gestaltet sich nicht immer einfach.

Unfruchtbarkeit häufige Folge von Endometriose

Bei der Endometriose treten schmerzhafte, aber gutartige Gewebewucherungen der Gebärmutterschleimhaut auf, die sich außerhalb der Gebärmutter ansiedeln. Betroffen sind häufig der untere Bauch- oder Beckenraum, die Eierstöcke und Eileiter sowie die tieferen Wandschichten der Gebärmutter. Doch auch an jeder anderen Stelle im Körper kann das Gewebe auftauchen.

Die versprengten Endometrioseherde wachsen während des Monatszyklus an. Da sie bei der Menstruation mitbluten, das Blut aber meist nicht abfließen kann, kommt es häufig parallel zur Bildung von Zysten. Dabei kann es auch zu Entzündungsreaktionen, Vernarbungen und Verwachsungen kommen. Endometriose ist außerdem eine der häufigsten Ursachen für Unfruchtbarkeit.

Rücken- und Unterleibsschmerzen häufig bei Endometriose

Die Krankheitsverläufe können sich stark unterscheiden. Häufige Symptome bei Endometriose sind

  • Unterleibsschmerzen, vor allem in der zweiten Zyklushälfte und bei der Periodenblutung
  • zyklisch auftretende Rückenschmerzen
  • häufig wiederkehrende Schmerzen im Unterbauch
  • unregelmäßige Blutungen
  • Unfruchtbarkeit

Typisch für Endometriose ist, dass die Beschwerden zyklusabhängig stärker werden und dann wieder abnehmen. Viele Frauen haben jedoch auch gar keine Beschwerden, und oft wird eine Endometriose nur zufällig oder gar nicht entdeckt. Trotz intensiver Forschung ist zudem noch immer unklar, wie es zu Endometriose kommt.

Unterschiedliche therapeutische Möglichkeiten

Grundsätzlich gilt: Je früher die Erkrankung behandelt wird, desto besser sind die Chancen für langfristige Beschwerdefreiheit oder sogar Heilung. Nur bei Endometrioseherden, die keinerlei Beschwerden verursachen und keine Wachstumstendenz zeigen, kann auf eine Behandlung verzichtet werden. Ansonsten stehen verschiedene medikamentöse und operative Möglichkeiten als Therapien zur Verfügung, die einzeln oder miteinander kombiniert angewendet werden können.

Zur Behandlung der Schmerzen können Mittel wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Diclofenac angewendet werden. Eine anti-entzündliche Behandlung kann auch über Entzündungshemmer (COX-2-Hemmer) erfolgen. Um das Wachstum und die Neubildung von Endometrioseherden zu verhindern, vorhandene Herde zu verkleinern und die Schmerzen zu lindern, kann eine hormonelle Therapie angezeigt sein. Da Östrogen ein wesentlicher Faktor bei der Entstehung und Unterhaltung der Endometriose ist, soll eine hormonelle Therapie den Wachstumsreiz des Östrogens auf das Endometriosegewebe unterbinden. Dabei können reine Gestagene-Präparate, Östrogen-Gestagen-Kombinationspräparate oder GnRH-Analoga zum Einsatz kommen.

Beste Heilungschancen durch Operation

Bei einer schweren Endometriose und drohender Unfruchtbarkeit kann auch eine Operation notwendig sein. Der Chirurg versucht dann, die Endometrioseherde möglichst komplett zu entfernen - mit elektrischem Strom, Laser oder dem Skalpell. Manchmal müssen auch Teile beispielsweise der Eierstöcke oder der Eileiter entfernt werden. Ein Bauchschnitt ist meist nicht notwendig, ein minimalinvasiver Zugang reicht oft aus. Um den Effekt der Operation zu unterstützen, schließt sich meist eine hormonelle Behandlung an den Eingriff an. Im Vergleich zur rein medikamentösen Behandlung hat eine Operation die besten Erfolgsaussichten; viele Patientinnen mit unerfülltem Kinderwunsch werden danach schwanger. Dennoch kann es auch nach einem chirurgischen Eingriff zu Rezidiven der Endometriose kommen.  

 

Foto: © absolutimages - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Gynäkologie , Kinderwunsch , Antibabypille

Weitere Nachrichten zum Thema Endometriose

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten


Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.
Interviews
Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.

Aducanumab ist das erste in den USA zugelassene Medikament, das die Alzheimer typischen Amyloid-Plaques zum Verschwinden bringt. Aber kann der neue monoklonale Antikörper mit dem Handelsnamen Aduhelm auch den Gedächtnisverlust stoppen? Und warum ist die Notfallzulassung in den USA durch die US-Food and Drug Administration (FDA) so umstritten? Darüber hat Gesundheitsstadt Berlin mit dem Neurologen und Alzheimer-Experten Prof. Johannes Levin vom LMU Klinikum München gesprochen.
Logo Gesundheitsstadt Berlin