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Eiweißreiche Kost hat Anti-Aging-Effekt

Montag, 31. Juli 2017 – Autor:
Schon allein eine Umstellung der Ernährung kann Muskelschwund und Kraftverlust bei alten Menschen bremsen, die Gefahr von Stürzen verringern und eine selbstständige Lebensweise verlängern.
Eiweißreiche Ernährung

Nahrung als Heilmittel: Proteinreiche Kost aus Fleisch, Fisch und Gemüse kann altersbedingten Muskelschwund bremsen. – Foto: ©Syda Productions - stock.adobe.com

50 Millionen Menschen leiden schon heute weltweit unter so starkem, altersbedingtem Muskelschwund, dass sie sturzgefährdet oder körperlich derart eingeschränkt sind, dass sie ihren Alltag nicht mehr autonom bewältigen können. In den nächsten 40 Jahren könnte sich diese Zahl auf mehr als 200 Millionen Betroffene vervierfachen, warnt die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG). So banal es klingt: Schon durch eine konsequente Umstellung der Ernährung lässt sich der Alterungsprozess in diesem Punkt deutlich verlangsamen.

Muskelschwund: Experte kritisiert geringes Problembewusstsein

„Sarkopenie ist eine ernstzunehmende Gesundheitsgefahr“, sagt Tommy Cederholm, Professor für Klinische Ernährung an der Universität Uppsala. Allerdings müsste dieser dramatische Anstieg seiner Ansicht nicht sein. „Das größte Problem ist die mangelnde Aufmerksamkeit, auch unter Fachleuten“, erklärt der streitbare Geriater aus Schweden, der am Ende September auf dem Jahreskongress der DGG in Frankfurt am Main auftreten wird. „Dabei kann man den Verlauf des Muskelschwunds bremsen!“ Einige Pharmaunternehmen verfolgten spannende Ansätze. „Mir ist aber wichtig zu vermitteln, dass Ärzte und Patienten bereits heute etwas gegen Sarkopenie unternehmen können.“

Risikofaktoren: Bewegungsmangel und chronische Krankheiten

Als Sarkopenie bezeichnet die Wissenschaft jenen Teil des Alterungsprozesses im menschlichen Körper, in dem sich Muskelmasse abbaut und die Funktion der Muskeln nachlässt. Mangelnde Bewegung und chronischen Krankheiten und vor allem die Ernährungsweise können diesen Kraftverlust beschleunigen. Ältere Menschen verbrauchen weniger Energie, deshalb essen sie meist auch weniger als in jüngeren Jahren. Dabei reduzieren die meisten Menschen einfach die Gesamtmenge ihrer Mahlzeiten. „Im Alter kann der Körper jedoch Eiweiße schlechter verarbeiten“, erklärt Cederholm. „Deshalb müssten ältere Menschen eigentlich mehr Protein zu sich nehmen, um den Muskelabbau zu begrenzen.“

Anti-Aging-Programm: Krafttraining – und Eiweiß-Vielfalt beim Essen

„Die Basis der Behandlung ist gezieltes Krafttraining, insbesondere für die größten Muskeln des Körpers“, betont Cederholm. „Der zweite Pfeiler ist eine Ernährungsumstellung.“ Ältere Menschen, sollten die Aufnahme von Kohlenhydraten und Fett reduzieren und dafür den Protein – Anteil in ihrem Speiseplan erhöhen, so der Experte. „Das Eiweiß sollte dabei nicht nur aus Fleisch stammen. Auch Fisch und Hülsenfrüchte sind wertvolle Eiweißquellen. Die Vielfalt zählt.“ Ärzte müssten Patienten bei dieser Umstellung beraten. Für die Zukunft wünscht sich Cederholm, dass Sarkopenie präventiv angegangen wird, bevor ein Mensch Einschränkungen erleidet. „Wir müssen das Wissen aus der Geriatrie auch auf jenen Teil der Bevölkerung ausdehnen, der auf das Alter zugeht.“ Zudem hofft er, dass sich aus der ernährungswissenschaftlichen Forschung weitere Behandlungsansätze ergeben. „Es ist absehbar, dass es gut ausbalancierte Nährstoff-Präparate geben wird, die muskelaufbauende Effekte haben werden.“

DGG: Alte sollen möglichst lange selbstständig leben können

Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) ist die wissenschaftliche Fachgesellschaft der Ärzte, die sich auf die Medizin der späten Lebensphase spezialisiert haben. Wichtige Schwerpunkte ihrer Arbeit sind: Bewegungseinschränkungen und Stürze, Demenz, Inkontinenz, Depressionen und Ernährungsfragen im Alter. Die geriatrische Versorgung hat sich das Ziel gesetzt, den alten Menschen ganzheitlich zu betreuen und die Voraussetzungen dafür zu verbessern, das er so lange wie möglich selbstständig und selbstbestimmt leben kann. Bundesweit hat die DGG rund 1700 Mitglieder.

Foto: © fotolia.com (Syda Productions)

Hauptkategorie: Medizin
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