Eiweißreiche Ernährung beeinflusst Wachstum von Mädchen
Mit viel Eiweiß können Mädchen ein paar Zentimeter Körpergröße herausholen. Umgekehrt lässt sich das Wachstum mit einer eiweißarmen Kost abbremsen. Bei Jungen macht die Proteinzufuhr dagegen keinen Unterschied. Zu diesem Ergebnis kommt jetzt die DONALD-Studie der Uni Bonn. Für die aktuelle Auswertung wurden 189 gesunde Mädchen und Jungen vom dritten bis zum 17. Lebensjahr intensiv begleitet. Die Proteinzufuhr wurde dabei durch Ernährungsfragebögen erfasst sowie durch regelmäßige Messungen der Harnstoff-Stickstoffausscheidung im Urin. Und natürlich wurde auch die Körpergröße regelmäßig gemessen.
Erhöhte Eiweißzufuhr bestimmt über ein paar Zentimeter mehr oder weniger
Entscheidend für das Wachstum ist demnach die Eiweißzufuhr, die oberhalb des täglichen empfohlenen Bedarfs liegt. Einem 15- bis 17-jähriges Mädchen werden zum Beispiel 48 Gramm Eiweiß am Tag empfohlen. Anhand der Daten konnten die Ernährungswissenschaftler ausrechnen, dass ein Plus von etwa sieben Gramm Eiweiß im Schnitt zu einem Größenzuwachs um einen Zentimeter führt. Auch wenn der tägliche Eiweißbedarf noch deutlicher überschritten wird, besitzt Protein nach der Datenlage bei Mädchen noch deutliche wachstumsfördernde Wirkungen.
Dieses Wissen könne genutzt werden, um die spätere Körpergröße zu beeinflussen, berichtet Studienautor Prof. Dr. Thomas Remer. „Wenn keine Zunahme der Körpergröße erwünscht ist, können Mädchen während des Wachstums durch eine an die Empfehlungen angepasste Proteinzufuhr, also durch Verzicht auf eine erhöhte Eiweißaufnahme, sogar eine Minderung ihrer späteren Erwachsenengröße um einige Zentimeter erreichen“, so der Experte.
Männliche Hormone verhindern offenbar anabolen Effekt
Doch warum entfaltet Eiweiß bei Jungen nicht seine anabole Potenz. Wo sich doch viele eher mehr als weniger Körpergröße wünschen? Studienautor Yifan Hua hat eine Erklärung: „Offenbar lassen bei ihnen deutlich stärkere Wirkungen der Geschlechtshormone – unter anderem Testosteron – auf die Wachstumshormon-Achse weniger Spielraum für einen zusätzlichen anabolen Ernährungseffekt durch Protein zu.“
Generell raten die Ernährungswissenschaftler, sich an die empfohlen Eiweißzufuhr zu halten. In der Realität seien aber viele Kinder mit Eiweiß überversorgt - zum Teil liege die Zufuhr um das 1,7- bis 2-Fache über dem Bedarf. „Mögliche Langzeitkonsequenzen entsprechend hoher Eiweißzufuhren sind bis jetzt noch nicht zufriedenstellend erforscht“, sagt Prof. Remer. „Lediglich für die Knochenstabilität konnten wir in zurückliegenden Untersuchungen positive Zusammenhänge mit einer erhöhten Proteinaufnahme beobachten, sofern die Obst- und Gemüsezufuhr nicht zu gering und damit die ernährungsabhängige Säurebelastung nicht zu hoch war.“
Die Ergebnisse der Studie sind jetzt im „Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism“ erschienen