Ein Go für die Gesundheitsförderung
Montag, 8. September 2014
– Autor:
Cornelia Wanke
Das Thema Betriebliche Gesundheitsförderung steht im Bundesgesundheitsministerium ganz oben auf der Agenda. Das bestätigte Regina Kraushaar, Abteilungsleiterin Pflegesicherung und Prävention im BMG. Nach drei Anläufen für ein Präventionsgesetz sei das Präventionsgesetz 4.0 definitiv in Arbeit.
Hoch im Kurs in den Betrieben: Gesundheitsförderung.
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„Bei dem Entwurf, an dem wir gerade schreiben, ist sehr zentral, ob es innovative Ansätze gibt. Was bietet das Setting Betrieb an innovativen Handlungsansätzen? Wo liegen die Herausforderungen“, so Kraushaar. Schon Kinder litten an Lebensstil-bedingten Krankheiten. „Mit früh einsetzenden Maßnahmen, kann man dazu beitragen, dass solche Krankheiten überhaupt nicht erst auftauchen“, ist die Abteilungsleiterin sicher. Deshalb setze sie auf die außerfamiliären Lebenswelten Kita, Schule sowie Betrieb. „Ein großes Thema ist für uns auch die Verhinderung von psychischen Erkrankungen am Arbeitsplatz .Erfreulich ist, dass viele Betriebe dieses Potenzial bereits erkannt haben .“ BGF sei vielerorts kein Nice-to-have, sondern im betrieblichen Alltag verankert. „Jedoch besteht ein Nachholbedarf bei den kleineren und mittleren Betrieben! Im Präventionsgesetz wird es insgesamt darauf gehen, mit den Maßnahmen die KMU besser zu erreichen – wir denken da zum Beispiel auch an eine Unterstützung der Netzwerkbildung der Krankenkassen und den örtlichen Unternehmens(verbänden)“, so Kraushaar.
Der Return on invest ist belegt – laute einigen Studien ist die BGF mehr als rentabel
Christian Klose, Geschäftsführer Markt der AOK Nordost bestätigte, dass er Bedarf an BGF steige – und die Ausgaben der Krankenkassen ebenfalls: 46 Mio. Euro hätten die gesetzlichen Krankenkassen im vergangenen Jahr ausgegeben – die AOK alleine 22 Mio. davon. „BGF/BGM ist aber auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, so Klose. Häufig werde die AOK von Betrieben dann gerufen, wenn die AU-Tage hoch sind. Klose: „Das Erkennen von Handlungsnotwendigkeit führt aber nicht notwendig zum Handeln – und sie sind langwierig und bedeuten eine kulturelle Veränderung im Unternehmen. Mittlerweile, so der AOK-Experte belegten Studien den Return of Invest – von mindestens 1:4 bis 1:10. „Da ist eher das Emotionale das Hemmnis: Man muss BGF zur Chefsache machen“, forderte Klose.
Franz Knieps, Vorstand BKK-Dachverband machte klar, dass auch dafür gesorgt werden müsse, dass vorhandenes Know-how der Kassen und Betriebe in die Fäche transportiert wird– zum Beispiel durch Branchenstrategien. Hier bedürfe es Kooperationen mit IHKn und Sozialpartnern vor Ort. Knieps: „Es kann ja nicht sein, dass wir auf der einen Seite Leuchttürme haben, aber auf der anderen Seite die Lichter verdunkelt werden.“
Doris Bartelmes, Leiterin der Abteilung Arbeit, Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie, Rheinland-Pfalz, erläuterte das Programm ihres Landes zur Fachkräftesicherung in der Altenhilfe: „Über 40 Prozent des Fachkräftemangels in der Altenpflege könnten behoben werden, wenn es weniger unfreiwillige Teilzeit gäbe“, erklärte Bartelmes. Aus dieser Kenntnis heraus seien mehrere Projekte entstanden, mit dem Ziel, die ambulanten und stationären Einrichtungen der Altenhilfe in der Herstellung besserer Arbeitsbedingungen zu unterstützen. Unter anderem unterstütze das Land die teilnehmenden Einrichtungen mit 50 kostenfreien ganztägigen Beratungen und 10 regionalen Workshops. Das bisherige Fazit: „Was wir wollten, eine Welle zu initiieren, haben wir erreicht – aber es bestehen immer noch viele Vorbehalte!“
Wichtige Bedingung für die Etablierung der BGF: genug finanzielle Mittel!
Philippe Bopp, Geschäftsführer der machtfit GmbH, einer Plattform, die Betriebe und ihre Mitarbeiter über Maßnahmen und Möglichkeiten zur Gesundheitsförderung informiert, zeigte sich zuversichtlich, dass Betriebliche Gesundheitsförderung immer mehr Betriebe und Mitarbeiter erreicht: „75 Prozent der Mitarbeiter der Betriebe, die bei uns mitmachen, sind auf der Plattform registriert – 33 Prozent haben bereits ein Angebot gebucht. „Wir müssen aber die Betriebe noch besser darüber aufklären, dass sie einen steuerlichen Vorteil durch die BGF geltend machen können – und wir brauchen innovativere Angebote“, forderte der junge Unternehmer.
Die BGF auf einem guten Weg, schlussfolgerte Moderator Rolf Stuppardt, Herausgeber der Welt der Krankenversicherung. Eine ganz wichtige Bedingung sei aber, dass für die BGF auch entsprechende Mittel zur Verfügung gestellt würden. Hier schlugen Franz Knieps und Christian Klose unisono vor, dass es einen Bonus für Betriebe und auch Mitarbeiter rein für die Teilnahme an einer BGF-Maßnahmen geben könnte. „Das wäre sicherlich ein erster guter Schritt.“
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