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EHEC in Ägypten: Das sollten Reisende beachten

Samstag, 17. August 2019 – Autor:
EHEC ist wieder da. Nicht in Deutschland, aber im Urlaubsland Ägypten. Zahlreiche Touristen sind bereits erkrankt. Reisemediziner erklären, wie man sich vor dem gefährlichen Darmkeim schützen kann.
In Ägypten haben sich in diesem Jahr schon mehr als 30 Deutsche mit EHEC infiziert.

In Ägypten haben sich in diesem Jahr schon mehr als 30 Deutsche mit EHEC infiziert. – Foto: ©Pakhnyushchyy - stock.adobe.com

In diesem Jahr sind bereits 31 deutsche Ägyptenreisende an einer EHEC-Infektion erkrankt. Laut dem Centrum für Reisemedizin haben sich die Urlauber neben Durchfällen teilweise schweren Komplikationen zugezogen. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum des Vorjahres wurden nur 21 und im Jahr 2017 nur 9 EHEC-Infektionen aus dem Urlaubsland Ägypten gemeldet. Auch die britische Gesundheitsbehörde verzeichnet eine deutliche Zunahme von EHEC-Infektionen bei britischen Ägyptenrückkehrern. Eine Infektionsquelle lässt sich bis jetzt nicht feststellen. Die betroffenen Touristen hatten in verschiedenen Hotels an unterschiedlichen Orten Urlaub gemacht.

EHEC-Quellen sind kontaminiertes Wasser und Lebensmittel

Bei EHEC (enterohämorrhagische Escherichia coli) handelte es sich um Stämme des Darmbakteriums E. coli. Sie schlummern hauptsächlich bei Wiederkäuern wie Rindern im Darm. Gelangen die Bakterien über kontaminiertes Wasser oder Lebensmittel in den menschlichen Körper, können sie besondere Giftstoffe, so genannte Shigatoxine, produzieren. Dadurch kommt es zu wässrigen Durchfällen mit krampfartigen Bauchschmerzen, die manchmal mit Fieber einhergehen. In den meisten Fällen klingen die Beschwerden nach ein paar Tagen wieder ab. Doch in einigen Fällen kann es schweren Komplikationen kommen: Beim hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) greifen die Bakteriengifte unter anderem die Niere an und können das Organ schwer schädigen. Von dieser Komplikation, die unbehandelt bis zum Nierenversagen führen kann, waren in diesem Jahr wohl fünf deutsche Ägyptenreisende betroffen.

„Gerade Kinder und ältere Menschen sind durch den Flüssigkeitsverlust stark belastet“, sagt Prof. Dr. med. Tomas Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des CRM Centrum für Reisemedizin. Außerdem bestehe gerade bei diesen Altersgruppen ein erhöhtes Risiko für die Komplikation.

Das Centrum für Reisemedizin rät daher zu besonderer Vorsicht bei Reisen nach Ägypten und gibt Ratschläge, wie man sich vor Infektionen mit dem Darmkeim schützen kann:

So kann man sich vor einer EHEC-Infektion schützen

  • Kein Leitungswasser trinken oder zum Zähneputzen verwenden, auch Eiswürfel sind tabu, wenn die aus Leitungswasser bestehen
  • Kein Salat oder rohes Gemüse essen
  • Obst nur dann essen, wenn man es selbst schälen kann
  • Nur frisch zubereitetes, durchgegartes Fleisch essen – Fleisch, das noch rosa oder schon wieder abgekühlt ist, sollte vermieden werden.
  • Keine Rohmilch trinken. Auch Milchprodukte wie Käse oder Speiseeis sollten aus pasteurisierter Milch hergestellt sein.
  • Speisen vermeiden, die unbedeckt herumstanden und möglicherweise Hitze und Fliegen ausgesetzt waren (Vorsicht bei Buffets)
  • Beim Schwimmen darauf achten, möglichst kein Wasser zu schlucken. Die gefährlichen Keime nämlich aufgenommen werden, wenn verunreinigtes Wasser in den Mund gelangt.
  • Aufs Schwimmen verzichten, wenn man sich bereits krank fühlt.

Diese Tipps gelten übrigens auch für teure Hotels und andere Urlaubsländer, wo geringere Hygienestandards bestehen, als in Deutschland.

„Wer sich trotz aller Vorsicht eine Durchfallerkrankung zuzieht, sollte zunächst vor allem seinen Flüssigkeits- und Salzhaushalt stabilisieren – also ausreichend trinken und auch salzhaltige Speisen zu sich nehmen“, erklärt Jelinek. Um den Keim nicht weiterzutragen, sei eine gute Toiletten- und Händehygiene wichtig. Wenn die Symptome nach 48 Stunden nicht deutlich nachlassen, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

In Deutschland war es 2011 zu einem EHEC-Ausbruch gekommen. Mehr als 4.000 Menschen waren damals an EHEC bzw. der schweren Verlaufsform HUS erkrankt. 50 Menschen starben.

Foto: © Pakhnyushchyy - Fotolia.com

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