Die Auswertung der Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) ist eindeutig: Wer in einer festen Partnerschaft lebt, treibt weniger Sport als zu Single-Zeiten und wer gar verheiratet ist, treibt noch weniger Sport. „Besonders stark ließ die Sportbegeisterung bei Ehepaaren nach. Am wenigsten vernachlässigten Männer und Frauen in Partnerschaften ohne gemeinsamen Haushalt ihre sportlichen Aktivitäten“, heißt es in der Studie, die kürzlich in der Fachzeitschrift „Social Science & Medicine“ veröffentlicht wurde.
Nachlassende Eitelkeit erklärt nachlassende Sportbegeisterung
Das vielleicht Spannendste an der Studie, für die Daten von über 11.000 Frauen und Männern ausgewertet wurden, ist die Frage nach dem warum. Mehreren Hypothesen sind die Wissenschaftler nachgegangen. Etwa die Hypothese, dass Menschen in Beziehungen weniger frei verfügbare Zeit für sich haben. „Das aber kann den Rückgang der sportlichen Aktivität nicht erklären“, sagt Soziologe Björn Schneider von der Universität Heidelberg. Für Studienautor Schneider und seinen Kollegen Ingmar Rapp gibt es nur eine plausible Erklärung: die Heiratsmarkt-Hypothese.
„Männer und Frauen in stabilen Partnerschaften müssen ihre Attraktivität nicht mehr auf dem Heiratsmarkt unter Beweis stellen“, erklärt Ingmar Rapp, einer der Autoren. Mit anderen Worten: Die Tendenz sich gehen zu lassen, ist in Ehen am stärksten ausgeprägt.
Bei Männern kommt die Lust am Sport mit 50 wieder
Allerdings trifft dies nicht mehr für Männer ab 50 zu. Der Studie zufolge nehmen viele Männer ab diesem Alter wieder ihre sportliche Aktivität auf. „Das könnte daran liegen, dass die Frauen sich dann stärker um die Gesundheit des Partners sorgen und ihn eher motivieren, Sport zu treiben", vermuten die Soziologen. Anders bei Frauen: Bei ihnen führt die Ehe bis ins hohe Alter dazu, dass sie weniger Sport treiben.
Für ihre Studie hatten die Heidelberger Wissenschaftler Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) ausgewertet. Insgesamt wurden in der Zeit zwischen 1992 und 2011 mehr als 11.000 Männer und Frauen wiederholt nach ihren Gewohnheiten und ihrem sozialen Umfeld befragt. Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist die größte und am längsten laufende multidisziplinäre Langzeitstudie in Deutschland, sie ist am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung DIW in Berlin angesiedelt.
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