
E-Zigaretten helfen nur selten beim Aufhören
Wer einmal mit dem Rauchen angefangen hat, kommt nur schwer von der Zigarette wieder los. Ob E-Zigaretten bei der Rauchentwöhnung helfen können, wie landläufig vermutet wird, hat nun eine Studie aus England mit knapp 900 langjährigen Rauchern untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass das Dampfen den Ausstieg öfter ermöglicht als andere Hilfsmittel wie Nikotinpflaster, Kaugummi, Lutschtabletten oder Medikamente. Doch insgesamt sind die Erfolgsquoten gering.
In der Studie wurden 886 im Durchschnitt 41 Jahre alte Raucherinnen und Raucher nach einer persönlichen Beratung in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Gruppe bekam Nikotinersatzpräparate wie Pflaster & Co, die andere erhielt ein Starterpaket mit E-Zigarette und nikotinhaltigen Liquids. Allen Teilnehmern wurde außerdem eine regelmäßige Verhaltenstherapie angeboten. Nach 12 Monaten waren 18 Prozent der E-Zigaretten-Raucher tabakabstinent. Diejenigen, die mit Ersatzpräparaten den Ausstieg erreichen wollten, zeigten diese Abstinenz nur zu 9,9 Prozent.
E-Zigaretten erfolgreicher als Nikotinersatzpräparate
Auch wenn die Erfolgsquote in der Gruppe der E-Zigaretten-Raucher knapp doppelt so hoch war, bleibt zu bedenken, dass 82 Prozent trotz der dampfenden Alternative weiterhin Zigaretten rauchten. Ein ebenso hoher Anteil blieb außerdem der E-Zigarette treu.
Experten der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung (DGK) sehen die Studienergebnisse darum kritisch. „Bei der Bewertung der Ergebnisse darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die Mehrzahl der Probandinnen und Probanden der E-Zigaretten-Gruppe langfristig nicht auf das Rauchen verzichtete, sondern 80 Prozent der E-Zigarette treu blieben. Die meisten Patientinnen und Patienten sind also auf die E-Zigarette umgestiegen, ein wirklicher Ausstieg bzw. eine vollständige Abstinenz erfolgte nicht“, erklärt Prof. Dr. Rainer Hambrecht, Vorsitzender der DGK-Projektgruppe Prävention.
Beunruhigende Hinweise auf ernste Spätschäden
Bislang ist noch unklar, ob E-Zigaretten wirklich das kleinere Übel sind. Denn über die Langzeitfolgen ist noch wenig bekannt. „Es gibt allerdings erste beunruhigende Hinweise auf ernste Spätschäden durch E-Zigaretten“, gibt Prof. Dr. Harm Wienbergen zu Bedenken.
So zeigte kürzlich eine US-amerikanische Studie, dass der Konsum von nikotinhaltigen Liquids der E-Zigaretten Auswirkungen auf die Bronchialepithelzellen hat, wie sie sonst nur bei Patienten chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) beobachtet werden. Außerdem hatte Anfang des Jahres hatte die American Heart Association in davor gewarnt, dass der Konsum von E-Zigaretten mit einer deutlich erhöhten Rate von Schlaganfällen und Herzerkrankungen einhergeht.
Die Kardiologen fordern darum eine stärkere bundesweite Regulierung des Verkaufes und der Bewerbung von E-Zigaretten. Ein Tabakwerbeverbot, das E-Zigaretten einbeziehe, sei dringend erforderlich, um insbesondere Kinder und Jugendliche zu schützen. Inzwischen sei es erwiesen, dass E-Zigaretten für viele junge Leute der Einstieg in eine langjährige Raucherkarriere seien.
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