Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

E-Zigaretten gefährlich fürs Herz?

Montag, 6. Februar 2017 – Autor: Anne Volkmann
Über die Auswirkungen von E-Zigaretten auf die Gesundheit gibt es widersprüchliche Aussagen. Nun haben amerikanische Forscher Hinweise dafür gefunden, dass E-Zigaretten auf Dauer das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen können.
E-Zigaretten

Über die gesundheitlichen Auswirkungen von E-Zigaretten wird heftig gestritten – Foto: tunedin - Fotolia

Die Meinungen darüber, wie stark Chemikalien in sogenannten E-Zigaretten unserer Gesundheit schaden, gehen weit auseinander. Auch Studien kamen bisher zu widersprüchlichen Ergebnissen. So berichteten britische Forscher im Jahr 2016, dass E-Zigaretten dem Herzen nicht schaden. Fast zur selben Zeit veröffentlichten Wissenschaftler aus Rom eine Studie, die besagte, der Dampf von E-Zigaretten könne kardiovaskuläre Schäden verursachen, indem er oxidativen Stress auslöse und die Fähigkeit zur Erweiterung der Blutgefäße beeinflusse. Nun haben amerikanische Forscher erneut die Wirkungen der auch als Verdampfer bezeichneten elektronischen Zigaretten auf die Herzgesundheit untersucht und Hinweise gefunden, dass der regelmäßige Konsum zu Störungen der Herzfrequenz­variabilität sowie einer erhöhten Oxidation von Lipoproteinen führt. Beides könnte auf Dauer das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen, so die Studienautoren.

Auch das Nikotin in E-Zigaretten kann gesundheitsschädlich sein

Darüber, dass der Konsum von E-Zigaretten weniger gesundheitsschädlich ist als das "normale" Rauchen, ist man sich weitgehend einig. E-Zigaretten enthalten zwar Nikotin, aber keinen Tabak und damit vermutlich auch keine Karzinogene - obwohl auch diese Frage noch nicht ganz geklärt ist. In jedem Fall atmen die Nutzer jedoch mit jedem Zug eine Reihe von Chemikalien ein, über deren Auswirkungen bisher nur wenig bekannt ist. Zudem weisen Experten darauf hin, dass auch das Nikotin in E-Zigaretten zur Abhängigkeit führt und deshalb eine Einstiegsdroge zum Rauchen sein könnte. Andere halten die E-Zigarette hingegen für eine wirkungsvolle Methode zur Rauchentwöhnung.

Um die Auswirkungen der Verdampfer auf die Herzgesundheit zu untersuchen, haben Forscher um Holly Middlekauff von der David Geffen School of Medicine in Los Angeles nun eine Studie mit 42 Personen zwischen 19 und 45 Jahren durchgeführt. 23 Teilnehmer gaben an, seit mindestens einem Jahr regelmäßig E-Zigaretten (aber keine Tabakzigaretten) zu konsumieren, die anderen 19 Teilnehmer rauchten nicht. Am Tag der Untersuchung mussten alle Probanden auf E-Zigaretten verzichten.

Durch Messungen der Herzfrequenzvariabilität konnten die Forscher zeigen, dass bei den Verwendern von E-Zigaretten die Aktivität des Sympathikus erhöht war, was ein Zeichen für eine Stressreaktion des Körpers ist. Langfristig könnte dies Auswirkungen auf die Herzgesundheit haben, erklären die Studienautoren. Sie vermuten, dass der erhöhte Stress eine Folge des Nikotins ist.

Ergebnisse nicht ganz eindeutig

Bei einer weiteren Untersuchung wurde die sogenannte Oxidierbarkeit von LDL, einem Transportprotein für Cholesterin, gemessen. Ein erhöhter Wert ist ein Hinweis für vermehrten oxidativen Stress. Tatsächlich war die Oxidierbarkeit von LDL bei den Nutzern von E-Zigaretten erhöht. Die Forscher führten dies auf Vernebler wie Propylenglycol zurück, die das Verdampfen von Nikotin ermöglichen. Allerdings waren die Ergebnisse hier nicht ganz eindeutig.

Inwieweit E-Zigaretten also die Herzgesundheit tatsächlich gefährden, kann auch nach dieser Studie nicht mit Bestimmtheit gesagt werden. Möglich ist es jedoch, wie Joep Perk von der European Society of Cardiology in einem Kommentar zur Studie erklärte. Die Untersuchung ist seiner Meinung nach ein weiterer Hinweis dafür, dass E-Zigaretten möglicherweise nicht so harmlos sind, wie oft geglaubt wird. Ob und wie sehr sie die Gesundheit wirklich schädigen, werden aber vermutlich erst epidemiologische Studien in einigen Jahren zeigen können.

Foto: © tunedin - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Herz-Kreislauf-System , Rauchen , Rauchausstieg , Nikotinsucht

Weitere Nachrichten zum Thema Rauchen

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin