Die Meinungen darüber, wie stark Chemikalien in sogenannten E-Zigaretten unserer Gesundheit schaden, gehen weit auseinander. Auch Studien kamen bisher zu widersprüchlichen Ergebnissen. So berichteten britische Forscher im Jahr 2016, dass E-Zigaretten dem Herzen nicht schaden. Fast zur selben Zeit veröffentlichten Wissenschaftler aus Rom eine Studie, die besagte, der Dampf von E-Zigaretten könne kardiovaskuläre Schäden verursachen, indem er oxidativen Stress auslöse und die Fähigkeit zur Erweiterung der Blutgefäße beeinflusse. Nun haben amerikanische Forscher erneut die Wirkungen der auch als Verdampfer bezeichneten elektronischen Zigaretten auf die Herzgesundheit untersucht und Hinweise gefunden, dass der regelmäßige Konsum zu Störungen der Herzfrequenzvariabilität sowie einer erhöhten Oxidation von Lipoproteinen führt. Beides könnte auf Dauer das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen, so die Studienautoren.
Auch das Nikotin in E-Zigaretten kann gesundheitsschädlich sein
Darüber, dass der Konsum von E-Zigaretten weniger gesundheitsschädlich ist als das "normale" Rauchen, ist man sich weitgehend einig. E-Zigaretten enthalten zwar Nikotin, aber keinen Tabak und damit vermutlich auch keine Karzinogene - obwohl auch diese Frage noch nicht ganz geklärt ist. In jedem Fall atmen die Nutzer jedoch mit jedem Zug eine Reihe von Chemikalien ein, über deren Auswirkungen bisher nur wenig bekannt ist. Zudem weisen Experten darauf hin, dass auch das Nikotin in E-Zigaretten zur Abhängigkeit führt und deshalb eine Einstiegsdroge zum Rauchen sein könnte. Andere halten die E-Zigarette hingegen für eine wirkungsvolle Methode zur Rauchentwöhnung.
Um die Auswirkungen der Verdampfer auf die Herzgesundheit zu untersuchen, haben Forscher um Holly Middlekauff von der David Geffen School of Medicine in Los Angeles nun eine Studie mit 42 Personen zwischen 19 und 45 Jahren durchgeführt. 23 Teilnehmer gaben an, seit mindestens einem Jahr regelmäßig E-Zigaretten (aber keine Tabakzigaretten) zu konsumieren, die anderen 19 Teilnehmer rauchten nicht. Am Tag der Untersuchung mussten alle Probanden auf E-Zigaretten verzichten.
Durch Messungen der Herzfrequenzvariabilität konnten die Forscher zeigen, dass bei den Verwendern von E-Zigaretten die Aktivität des Sympathikus erhöht war, was ein Zeichen für eine Stressreaktion des Körpers ist. Langfristig könnte dies Auswirkungen auf die Herzgesundheit haben, erklären die Studienautoren. Sie vermuten, dass der erhöhte Stress eine Folge des Nikotins ist.
Ergebnisse nicht ganz eindeutig
Bei einer weiteren Untersuchung wurde die sogenannte Oxidierbarkeit von LDL, einem Transportprotein für Cholesterin, gemessen. Ein erhöhter Wert ist ein Hinweis für vermehrten oxidativen Stress. Tatsächlich war die Oxidierbarkeit von LDL bei den Nutzern von E-Zigaretten erhöht. Die Forscher führten dies auf Vernebler wie Propylenglycol zurück, die das Verdampfen von Nikotin ermöglichen. Allerdings waren die Ergebnisse hier nicht ganz eindeutig.
Inwieweit E-Zigaretten also die Herzgesundheit tatsächlich gefährden, kann auch nach dieser Studie nicht mit Bestimmtheit gesagt werden. Möglich ist es jedoch, wie Joep Perk von der European Society of Cardiology in einem Kommentar zur Studie erklärte. Die Untersuchung ist seiner Meinung nach ein weiterer Hinweis dafür, dass E-Zigaretten möglicherweise nicht so harmlos sind, wie oft geglaubt wird. Ob und wie sehr sie die Gesundheit wirklich schädigen, werden aber vermutlich erst epidemiologische Studien in einigen Jahren zeigen können.
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