E-Scooter: Keine Helmpflicht, aber große Verletzungsgefahr

Neurochirurgen zu E-Scootern: Werden Kopfverletzungen wie bei „helmlosen“ Fahrradfahrern sehen – Foto: ©Leika production - stock.adobe.com
Ab 15. Juni dürfen E-Scooter munter auf deutschen Straßen rollen. Schon 14-jährige dürfen die flotten Elektro-Mobile fahren. Da die E-Scooter "nur" bis zu einer Höchstgeschwindigkeit bis 20km/h zugelassen sind, hat der Gesetzgeber zwar einen Versicherungsschutz, aber keine Helmpflicht vorgeschrieben. Neuro- und Unfallchirurgen sehen die fehlende Helmpflicht mit Sorge. Denn ein Unfall oder Sturz bei Geschwindigkeiten von bis 20 km/h kann zu schwersten Kopfverletzungen führen.
Schwere Kopfverletzungen
„Wir haben ja bereits langjährige Erfahrungen mit Fahrradfahrern, die ohne Helm fahren und dann mit schweren Verletzungen in unsere Klinik kommen", sagt Prof. Dr. Uwe Kehler, Chefarzt der Neurochirurgie an der Asklepios Klinik Altona. Zu den typischen Kopfverletzungen gehören demnach Schädelhirntrauma, Hirnblutungen, Subdural- oder Epiduralhämatome oder Hirnödeme. Die Folgen solcher Verletzungen reichen von Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen über epileptische Anfälle, Lähmungen, Sprachstörungen bis hin zu Pflegebedürftigkeit, Wachkoma und Tod.
Helm kann Schlimmeres verhindern
„Dabei können typische Kopfverletzungen teilweise oder sogar ganz durch das Tragen von Helmen verhindert werden“, sagt Kehler. Kinder und Jugendliche seien noch gefährdeter als Erwachsene. „Sie sind weniger aufmerksam und vorausschauend und fahren risikoreicher", warnt der Neurochirurg.
Die hohe Gefahr von Kopfverletzungen bei der Nutzung von E-Scootern wird durch eine Studie aus den USA bestätigt: Untersucht wurden Verletzungen in der texanischen Hauptstadt Austin im Zeitraum September bis November 2018. Von den dort identifizierten 190 verletzten E-Scooter-Fahrern erlitten 45 Prozent Kopfverletzungen. Praktisch kein Fahrer trug einen Helm. Die Studie wurde kürzlich vom Center for Disease Control and Prevention (CDC) veröffentlicht.
Skifahrer könnten Vorbild sein
„Ich hoffe, dass das, was bei Skifahrern mittlerweile ja Usus ist, sich auch bei den zukünftigen E-Scooter-Fahrern von Beginn an etablieren wird: Kopf schützen! Helm tragen!", appelliert daher Prof. Dr. Kehler eindringlich. „Und dabei haben die Erwachsenen eine entscheidende Vorbildfunktion."
Natürlich kann ein Helm nicht vor jeder Verletzung schützen. So erlitten 70 Prozent der verunfallten E-Scooter-Fahrer in Austin Verletzungen an den oberen Gliedmaßen wie Händen, Handgelenken, Armen und Schultern, 55 Prozent erlitten Verletzungen an den unteren Gliedmaßen. Aber auch diese Zahlen zeigen, dass E-Scooter bei allem Fahrspaß nicht ungefährlich sind.
Der Bundesrat hatte am 17. Mai grünes Licht für E-Scooter in Deutschland gegeben. Es dürfen aber nur zugelassene Modelle auf die Straße. Ein Führerschein ist nicht erforderlich.
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