Stress ist nicht grundsätzlich etwas Schlechtes. Um bei Belastungs- und Gefahrensituationen schnell reagieren zu können, setzt der menschliche Organismus die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin frei, die den Herzschlag beschleunigen, den Blutdruck erhöhen oder die Atmung anregen. Doch chronischer Stress macht uns für Infektionen und andere Krankheiten anfälliger. Vor allem ist er ein bedeutsamer Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Probleme wie Bluthochdruck, koronare Herzkrankheit (KHK), Herzrhythmusstörungen und schließlich auch für Herzinfarkt und Schlaganfall. Damit es gar nicht erst zu einer Gefährdung für das Herz kommt, sollten Betroffene ein paar wichtige Punkte im Umgang mit Stress berücksichtigen, die Experten nun in dem neuen Ratgeber „Psychischer und sozialer Stress“ erläutert haben, der bei der Deutschen Herzstiftung erhältlich ist.
Dauerstress schädigt das Herz
„Dauerstress, dem keine Entspannung folgt, macht krank, weil viele Menschen durch ihn leicht in Verhaltensweisen hineingeraten, die das Herz-Kreislauf-System ruinieren“, erklärt Karl-Heinz Ladwig vom Wissenschaftlichen Beirat der Herzstiftung und Professor für Psychosomatische Medizin und Medizinische Psychologie am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München und dem Helmholtz-Zentrum München. „Betroffene greifen dann häufig zur Zigarette, ernähren sich aus Frust ungesund, werden dadurch übergewichtig oder trinken zu viel Alkohol und bewegen sich zu wenig. Auch Schlafmangel ist ein häufiges Problem. Die Folge sind Bluthochdruck, Diabetes, KHK und Rhythmusstörungen.“
Entlastung im Alltag hilft auch dem Herzen
Zu einer wirkungsvollen Stressbewältigung gehören laut Ladwig neben der Änderung des Lebensstils durch Rauchverzicht, regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung, Gewichtsnormalisierung und mäßigen Alkoholkonsum auch das Einbeziehen psychosozialer Probleme des Alltags in die Behandlung. „Am besten ist es, mit Stress umgehen zu lernen, bevor sich aus Dauerstress Bluthochdruck oder Diabetes entwickelt“, betont Ladwig. Er empfiehlt, den eigenen Alltag immer wieder aus einer größeren Distanz, der sogenannten Helikopterperspektive, zu betrachten und nach Alternativen zu hinterfragen, die eine Entlastung ermöglichen.
Wichtig ist es zudem, eigenen Interessen nachzugehen, wie z.B. zu musizieren oder Sprachen zu lernen. Bei Entspannungstechniken sieht Ladwig Vorteile insbesondere dann, wenn man sich auf den Atem und den eigenen Körper konzentrieren muss, weil diese Momente von den stressauslösenden Problemen wegführen. Vom Fernsehen als Variante der passiven Entspannung rät er ab. Diese und weitere Tipps zum Umgang mit Stress und zum Schutz des Herz-Kreislauf-Systems sind im neuen Ratgeber „Psychischer und sozialer Stress“ enthalten.
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